Vater fischt verlorenen Ehering aus Donau "Der beste Fang in meinem Anglerleben"

Beim Angeln mit seinem Vater verliert Klaus Baumgärtner seinen Ehering: Die Suche bleibt erfolglos, die Hoffnung, ihn wieder zu finden, schwindet. Bis sein Vater einen "Eheringsuchkorb" bastelt.

Wenn Udo Baumgärtner über den Tag im Mai spricht, bekommt er noch immer Gänsehaut. Zu überwältigend war, was ihm gelungen ist.

Drei Wochen zuvor war der 59-Jährige mit seinem Sohn Klaus beim Angeln. Wie so oft an der Donaustufe bei Bittenbrunn, einem Stauwerk in Oberbayern. Die Donau windet sich dort mit einer Breite von rund 200 Metern durch Wiesen und Wälder. Das Angeln an diesem Frühsommertag war erfolgreich – Klaus hatte einen Hecht am Haken. Wie immer nahmen die beiden noch direkt vor Ort das Tier aus, freuten sich auf ein leckeres Abendessen.

Doch dann passierte es: Klaus rutschte sein Ehering vom Finger und auf direktem Weg in die Donau. Geistesgegenwärtig schnappten Vater und Sohn sich die Angelkescher, mit denen sonst Fische aus dem Wasser geholt werden, und durchzogen damit die Stelle, an der der Ring ins Wasser fiel. Doch ohne Erfolg. Der Ring blieb verschwunden. Ein Verlust, der dem 27-Jährigen und seiner Frau sehr nahe ging. Auch Vater Udo Baumgärtner hat der verlorene Ehering nicht losgelassen: "So einen Ehering kann man nicht ersetzen. Auch wenn man einen neuen kauft. Es wird nie der Ring von der Trauung sein."

Mit Unterwasserkamera und Herzschmerz

Tagelang überlegte er, wie er seinem Sohn helfen könnte. Die Idee, Taucher von der Wasserwacht einzusetzen, wurde verworfen, nachdem diese sie auf eine mögliche Aufwirbelung von Partikeln am Gewässergrund aufmerksam machten, wodurch die Suche behindert werden würde. "Unsere nächste Idee war, eine Unterwasserkamera einzusetzen." Mithilfe einer vor Ort ansässigen Rohrreinigungsfirma wurde über eine Stunde der Boden abgesucht. Doch auch die Hilfsbereitschaft der Firma, die von der Geschichte so gerührt war, dass sie ihre Arbeit umsonst anbot, blieb ohne Erfolg. Frust machte sich breit. Und für Klaus schwand damit auch die letzte Hoffnung seinen Ehering wieder zu finden, so sein Vater: "Er hatte jede Hoffnung aufgegeben."

Nur Udo Baumgärtner nicht, er glaubte noch immer daran, den Ring wieder zu finden. Und er hatte eine letzte Idee. Weil er aus seiner vierzigjährigen Anglererfahrung vor Ort wusste, dass der Boden der Donau an dieser Stelle betoniert - und somit glatt - ist, baute er zusammen mit seinen Arbeitskollegen einen "Eheringsuchkorb", den er über den Grund ziehen wollte. Eine Woche später war es dann soweit: Udo ging mit seinem Suchkorb an die Stelle, an der der Ring ins Wasser gefallen war. Er stellte sich auf einen langen Tag ein. Langsam ließ er den Korb ins Wasser und zog ihn vorsichtig über den Grund in Richtung Ufer. Beim Herausziehen traute er seinen Augen nicht: Zwischen Steinchen, Schnecken und Köcherfliegenlarven blitzte der Ring hervor.

Mühe hat sich gelohnt

"Ich war total überwältigt, musste mich erstmal ans Ufer setzen und hatte vor Freude Tränen in den Augen." Udo Baumgärtner ist voller Stolz, wenn erzählt, die Hoffnung nicht aufgegeben zu haben. "Es war wie ein Sechser im Lotto. Ich hatte die Hoffnung, den Ring wiederzufinden, die ganze Zeit nie aufgegeben. Einigen Meinungen, der Ring wäre längst durch die Strömung oder das Durchschleusen von Booten weggetrieben worden, wollte ich mich nie anschließen." Und dass sich die Mühe gelohnt hat, zeigte sich vor allem, als er Klaus und dessen Frau am Abend den Ring überreichte. Viele Worte waren da nicht nötig. Perplex und überglücklich bedankte sich das junge Ehepaar bei Udo Baumgärtner, der sich sicher ist, dass das Finden des Ringes ein gutes Omen für die Ehe der beiden ist. "Es war in jedem Fall der beste Fang in meinem Anglerleben."

Von Stephanie Beisch

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