Augenzeugen "Alles voller Blut und Splitter"

Glassplitter liegen auf dem Bürgersteig in der Kölner Keupstraße - und immer wieder große Eisennägel. Nach der Explosion sind die Anwohner geschockt: "Jetzt müssen wir alle Angst haben".

Glassplitter liegen auf dem Bürgersteig in der Kölner Keupstraße, dazwischen immer wieder große Eisennägel, dick wie Zigarillos. Diese Nägel stammen aus der Bombe, die nach Angaben der Polizei gegen 16.00 Uhr in der Einkaufsstraße explodierte und 22 Menschen verletzte, vier von ihnen schwer. Ein Mann, der wohl in direkter Nähe gestanden haben muss, erlitt schwerste Verletzungen, schwebt aber nicht mehr in Lebensgefahr. Wo genau, das kann auch Stunden nach der Detonation noch niemand sagen - der Tatort war zu sehr zerstört.

Die Wucht der Bombe schleuderte nicht nur die Nägel, sondern auch die Scherben zerbrochener Schaufensterscheiben in einem Umkreis von hundert Metern durch die Gegend. "Es war ein Bild des Grauens. Alles war voller Blut und Splitter", erzählt Mehmet Harmanci. "Ich kann das alles überhaupt nicht glauben. Die Menschen kommen in die Keupstraße, um hier zu essen und einzukaufen - und jetzt müssen wir alle Angst haben. Nichts mehr wird so sein wie vorher." Der 24-Jährige hatte zum Zeitpunkt der Explosion am Döner-Grillspieß gestanden. "Plötzlich platzte mit einem lauten Knall die Schaufensterscheibe", berichtet er. Wie viele andere Augenzeugen rannte er sofort auf die Straße.

Krankenwagen durch Berufsverkehr behindert

"Ich sah Menschen auf dem Bürgersteig liegen", schildert Kucuc Ziya: "Ein Mann hatte einen Arm völlig verrenkt und es gab eine zehn Zentimeter große, offen klaffende Wunde. Es dauerte wirklich lange, bis die Rettungsdienste vor Ort waren." Feuerwehrsprecher Stefan Lakenbrink beteuert dagegen, die Sanitäter seien innerhalb von zehn Minuten angekommen. Wegen des schweren Unglücks seien aber noch zahlreiche Krankenwagen nachgerufen worden: "Die mussten sich erst einmal im Berufsverkehr durch die halbe Stadt kämpfen."

Über die Hintergründe der Detonation wird nach kurzer Zeit im ganzen Kölner Stadtteil Mülheim diskutiert. Spekuliert wird über Streitigkeiten zwischen türkischen Geschäftsleuten, doch die meisten Anwohner winken ab: "Das kann ich mir nicht vorstellen. Die Keupstraße ist friedlich, da würde keiner eine Bombe zünden."

Für Dutzende Anwohner ist auch im Laufe des Abends völlig unklar, wann sie wieder zurück in ihre Wohnungen können. Wer Augenzeuge der Tat wurde, wird von Psychologen der Rettungsdienste betreut. Die anderen warten in Gebäuden des benachbarten Gewerbegebiets. Zunächst hat das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen.

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Frank Überall, DPA

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