Rund neun Wochen dauerte das Verfahren gegen Erin P. vor einem Geschworenengericht im Latrobe Valley nahe Melbourne. Die Anklage warf der 50-Jährigen Mord in drei Fällen sowie Mordversuch in einem Fall vor. Sie soll ihre Schwiegereltern (beide 70 Jahre alt) sowie die Schwester der Schwiegermutter und deren Ehemann (66 und 68 Jahre) mit einem Pilzgericht vergiftet haben. Erin P. plädierte vor Gericht auf nicht schuldig. Am Montag wurde sie von einer Jury schuldig gesprochen. Das Strafmaß muss nun noch vom Richter festgelegt werden.
Der Fall hatte international für Aufsehen gesorgt. Die Frau aus Leongatha im australischen Bundesstaat Victoria, hatte am 29. Juli 2023 ihre Schwiegereltern und die Schwester der Schwiegermutter mit ihrem Ehemann zum Mittagessen geladen. Ursprünglich war auch ihr Noch-Ehemann eingeladen, der hatte jedoch kurzfristig abgesagt. Das Paar lebte zu dem Zeitpunkt bereits seit mehreren Jahren getrennt, teilte sich jedoch das Sorgerecht für ihre beiden Kinder. Die hatte ihre Mutter an jenem Tag ins Kino geschickt.
Lunch in Australien endet tödlich
Serviert wurde das klassische Gericht "Beef Wellington" – zartes Rinderfilet mit Pilzen in Blätterteig. Nach dem Essen wurden die Gäste mit Verdacht auf Magen-Darm-Erkrankung in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Schwiegermutter von Erin P. und deren Schwester starben am 4. August, ihr Schwiegervater einen Tag später. Der zweite Mann überlebte zwar, jedoch kämpfte er zwei Monate lang um sein Leben und musste zeitweise in ein künstliches Koma versetzt werden. Die behandelnden Ärzte diagnostizierten bei allen vier Gästen eine Vergiftung durch den Grünen Knollenblätterpilz. Der hochgiftige Pilz wächst in vielen Teilen Australiens und ähnelt essbaren Pilzen. Er enthält jedoch ein starkes Gift, das zu Leber- und Nierenversagen führen kann.
Vor Gericht beteuerte die zweifache Mutter, sie habe das Gericht verfeinern wollen und sei daher vom ursprünglichen Rezept abgewichen. Dafür habe sie getrocknete Pilze bei einem asiatischen Lebensmittelhändler gekauft und welche aus ihrer Speisekammer genommen – auch selbst gesammelte und möglicherweise versehentlich gepflückte Knollenblätterpilze. Sie betonte mehrfach, dass sie ihre Gäste nicht absichtlich vergiftet habe und der Vorfall ein tragischer Unfall gewesen sei. Auffällig war jedoch, dass sie von einem andersfarbigen Teller aß und vor Gericht angab, sich nach dem Essen übergeben zu haben, weshalb das Gift möglicherweise nicht in ihren Körper gelangte. Medizinische Tests ergaben bei ihr keine Hinweise auf eine schwere Pilzvergiftung. Bei der Durchsuchung ihres Grundstücks fanden die Ermittler zudem einen von ihr zuvor entsorgten Dörrautomaten, mit dem sie mutmaßlich die Pilze getrocknet und haltbar gemacht hatte. Später konnten an dem Gerät Rückstände des tödlichen Pilzgifts nachgewiesen werden.