Die Mannheimer Polizei hat bestätigt, dass am Montag in der Innenstadt ein Auto in eine Menschenmenge gefahren ist. Dabei kamen nach Angaben des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl (CDU) zwei Menschen ums Leben, viele weitere wurden teils schwer verletzt. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort. In der Innenstadt könne es zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen, hieß es. Der Vorfall ereignete sich nach Polizeiangaben am zentralen Paradeplatz.
Die Polizei hat den mutmaßlichen Fahrer festgenommen. Bei dem Mann handelt es sich um einen 40-jährigen Deutschen aus Rheinland-Pfalz, wie Strobl der DPA mitteilte. Er liege verletzt in einem Krankenhaus. Die Ermittler gehen nicht von weiteren Tätern aus. Auch gebe es keine Hinweise auf ein politisches Motiv.
Mutmaßlicher Täter wohl durch Taxifahrer gestoppt
Gesichert war bis zum Montagnachmittag, dass die Tat in der Mittagszeit um kurz nach 12 Uhr begann. Wie eine Person unter Berufung auf Augenzeugen berichtete, hielt der mutmaßliche Täter direkt auf eine Holzbank in der Fußgängerzone zu, auf der mehrere Personen in der Mittagssonne saßen. Eine Person sei durch die Luft geschleudert worden. Der mutmaßliche Täter lenkte das Fahrzeug weiter durch die Stadt und kam kurz vor einer Brückenauffahrt nach Ludwigshafen zum Stehen. Wie der stern erfuhr, stellte sich ein Taxifahrer dem Täterfahrzeug in den Weg, sodass der Fahrer stoppen musste. Der Taxifahrer soll dem Fahrzeug mit Ludwigshafener Kennzeichen laut unbestätigten Berichten durch die Innenstadt gefolgt sein. Der mutmaßliche Täter flüchtete daraufhin und wurde wenig später von der Polizei gestellt.
In Mannheim findet seit Donnerstag und noch bis Dienstag der Fasnachtsmarkt statt. Er bestehe aus 60 Imbissbuden, Fahr- und Spielgeschäften von Schaustellern, berichtet der "Mannheimer Morgen". Nach Angaben Strobls gibt es aber bislang keine Hinweise darauf, dass die Tat mit einer Faschingsveranstaltung zusammenhängt.
Bilder vom Tatort nach der Amokfahrt am Rosenmontag

Lage in Mannheim inzwischen geklärt
Die Polizei meldete im Warndienst Katwarn zunächst eine "lebensbedrohliche Einsatzlage", diese Warnung blieb auch nach der Festnahme noch bestehen. Bürger sollten in geschlossenen Räumen zu Hause bleiben. Am Nachmittag dann gab die Polizei Entwarnung: "Hinweise auf einen zweiten Täter können zum jetzigen Stand der Ermittlungen nicht bestätigt werden. Es besteht aktuell keine Gefahr für die Bevölkerung", hieß es in einer Pressemitteilung. Die Absperrmaßnahmen in der Mannheimer Innenstadt sollten voraussichtlich bis in den späten Abend andauern. Um Betroffene zu versorgen, wurde eine psychologische Betreuung vor Ort eingerichtet.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will sich vor Ort ein Bild der Lage verschaffen. Kretschmann sei auf dem Weg nach Mannheim, teilte ein Regierungssprecher mit.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat wegen der Ereignisse in Mannheim ihre Teilnahme am Rosenmontagszug in Köln vorzeitig abgebrochen. Die Ministerin werde laufend unterrichtet, teilte ein Sprecher mit. "Die Rettung von Menschenleben, Versorgung von Verletzten und die ersten Ermittlungen durch die Behörden in Mannheim stehen jetzt im Vordergrund", fügte er hinzu.
Polizei sucht Zeugen und Bildmaterial
Die Polizei schaltete ein Hinweistelefon. Zeugen mit sachdienlichen Hinweise zum Tathergang sollten sich dorthin wenden. Zudem sollte ein Hinweisportal freigeschaltet werden, auf dem Zeugen Bild- und Videomaterial für Ermittlungszwecke hochladen können. Gleichzeitig riefen die Ermittler dazu auf, diese Bilder nicht zu teilen und warnten vor im Netz kursierenden Falschnachrichten. Es seien derzeit "zahlreiche Fake News im Zusammenhang mit dem Tathergang in Mannheim im Umlauf", hieß es auf X. "Bitte informiert Euch ausschließlich über unsere offiziellen Kanäle oder das Presseportal."
Die Uniklinik Mannheim hatte nach der Tat nach eigenen Angaben alles für einen möglichen Massenunfall mit Verletzten vorbereitet. Im Klinikum sei sofort der Katastrophen- und Einsatzplan umgesetzt worden, mit dem die Versorgung von Verletzen vorbereitet wird. Es seien insgesamt acht Traumateams bereitgestellt worden, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.
"Verschiebbare Operationen, die noch nicht begonnen hatten, wurden umgehend vom Operationsplan genommen, um zusätzliche Operationskapazitäten zu schaffen", teilte die Uniklinik mit. Es seien auch die Kapazitäten auf den Intensivstationen verstärkt worden.
Umzugsabsagen in Mannheim und Heidelberg
Die für Dienstag geplante Straßenfasnacht wurde laut stern-Informationen abgesagt. Auch in Heidelberg wird der ebenfalls für Dienstag geplante Fastnachtzug nicht stattfinden. Das teilte die Stadt mit. Die im Heidelberger Karneval Komitee zusammengeschlossenen Vereine und die Stadt hätten sich in einer Krisensitzung darauf verständigt. Der Schritt sei auch mit Städten und Gemeinden im Umland abgestimmt, die am Dienstag Umzüge geplant hatten.
"Die schrecklichen Bilder aus Mannheim sind erschütternd und wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Familien. Unsere Nachbarstadt muss zum zweiten Mal binnen eines Jahres so eine furchtbare Gewalttat erleiden – in so einer Situation war es für uns unvorstellbar, bei uns in Heidelberg einen fröhlichen Fastnachtszug zu feiern", so Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner.
Die Todesfahrt von Mannheim hatte am Montag auch Auswirkungen auf das TV-Programm des SWR. Man habe sich dazu entschieden, die Live-Übertragung des Rosenmontagszuges in Mainz für alle Interessierten ausschließlich in der ARD Mediathek fortzusetzen, teilte SWR-Direktorin Ulla Fiebig bei Linkedin mit.
"Wir wissen, dass natürlich auch viele Menschen zu Hause den Rosenmontagszug sehen wollen und manche womöglich erst einmal enttäuscht waren. Diese bitten wir um Verständnis für die Situation. Nicht wie geplant weiterzusenden, ist ein Zeichen des Respekts und der Anteilnahme mit den Opfern von Mannheim und deren Angehörigen. Die Metropolregion Mannheim/Ludwigshafen liegt mitten in unserem SWR-Sendegebiet. Wir haben deshalb hier einen besonderen Bezug und Verantwortung", führte Fiebig aus.
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