In Mannheim ist ein Autofahrer in eine Menschenmenge gerast. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen und soll nun vernommen werden. Was bisher bekannt ist – und was nicht.
Bei einer mutmaßlichen Amokfahrt sind in Mannheim am Rosenmontag mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen, mehrere Personen wurden teils schwer verletzt. Inzwischen ist immer mehr zum mutmaßlichen Täter, der Tat und dem möglichen Hintergrund bekannt – einiges ist weiterhin unklar. Ein Überblick.
Was wir zur Tat in Mannheim wissen
- Der Tatort: Der Vorfall ereignete sich nach Polizeiangaben am zentralen Paradeplatz in der Innenstadt von Mannheim. Die Stadt ist mit rund 320.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs.
- Der Ablauf: Nach Augenzeugenberichten soll der Mann mit seinem Wagen vom Friedrichsring kommend in die mehrere Hundert Meter langen Planken, die Haupteinkaufstraße, gerast sein und auf Höhe des Paradeplatzes mehrere Passanten an- oder umgefahren haben. Laut Erkenntnissen der Polizei steuerte der Mann seine Opfer gezielt an. Bei seiner späteren Festnahme unweit des Tatorts habe sich der Tatverdächtige mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen, bestätigte Andreas Stenger, Präsident des LKA, einen entsprechenden Medienbericht. Der Gesundheitszustand des 40-jährigen Mannes sei aber stabil, er befindet sich nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA nicht mehr in der Klinik.
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Was ist über den mutmaßlichen Täter von Mannheim bekannt?
- Der Täter: Der mutmaßliche Täter wurde kurz nach der Todesfahrt festgenommen und befindet sich nach der Klinik in Polizeigewahrsam. Er wird des zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes verdächtigt und soll heute vernommen werden. Bei dem Mann soll es sich um einen 40-jährigen Deutschen aus Rheinland-Pfalz handeln, wie der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Nachmittag mitteilte. Am Abend erklärte die Staatsanwaltschaft Mannheim, dass es Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Mannes gebe. Die Ermittler würden sich nun auf diesen Aspekt konzentrieren. Seine Wohnung wurde durchsucht.
Laut der Staatsanwaltschaft Mannheim war der 40-Jährige für die Polizei kein unbeschriebenes Blatt. Es gebe ein paar Vorstrafen, die lange zurücklägen, sagte Staatsanwalt Romeo Schüssler. Dabei gehe es um eine Körperverletzung, für die er eine kurze Freiheitsstrafe verbüßt habe vor über zehn Jahren, außerdem ein Fall von Trunkenheit im Verkehr. Bei der letzten Tat handle es sich um ein Delikt im Bereich von Hatespeech aus dem Jahr 2018. Er habe einen entsprechenden Kommentar auf Facebook abgesetzt und sei deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt worden.
Der Tatverdächtige ist demnach von Beruf Landschaftsgärtner. Ob er aber gerade gearbeitet habe, wisse man nicht, so Schüssler. Er sei ledig, habe nach Erkenntnissen der Ermittler keine Kinder und keine Partnerin oder keinen Partner. Man gehe davon aus, dass er allein lebe, sagte Schüssler. - Mittäter: Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Ein Sprecher sagt, es gebe keine weitere konkrete Gefährdungslage in Mannheim, nur eine abstrakte.
- Das Motiv: Die Todesfahrt hatte nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler keinen extremistischen oder religiösen Hintergrund. Die Motivation könne eher in der Person des Täters begründet sein, erklärte Baden-Württembergs Innenminister Strobl. Zu weiteren Hintergründen gibt es bisher keine Angaben. Strobl erklärte, die Polizei arbeite mit Hochdruck an der Aufklärung. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Tat im Zusammenhang mit einer Faschingsveranstaltung stehe.
- Opfer: Laut Polizei kamen zwei Menschen ums Leben, eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann. Elf Menschen wurden der Polizei zufolge verletzt, mehrere von ihnen schwer. Es gebe keine Erkenntnisse, dass Kinder betroffen sind, sagte der Präsident des Landeskriminalamtes, Andreas Stenger. Alle Verletzten seien in Krankenhäuser gebracht worden.
- Der Polizeieinsatz: Polizei und Rettungskräfte waren laut Polizei schnell vor Ort. In der Innenstadt könne es zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen, hieß es zunächst, als die Lage noch ungeklärt war. Am späten Montagnachmittag konnte die Polizei Entwarnung geben: Für die Bevölkerung bestehe aktuell keine Gefahr, hieß es in einer Pressemitteilung. Zunächst hatten die Ermittler nicht ausschließen können, dass eine weitere Gefahrenlage bestehe. Ein Polizeisprecher hatte die Bevölkerung daher aufgerufen, das Stadtgebiet zu meiden. Die Bürger sollten sich in geschlossenen Räumen aufhalten. Der Innenstadtbereich sei weiträumig geräumt worden.
- Vorkehrungen: Die Uniklinik bereitete sich nach der Todesfahrt auf einen Massenunfall vor. Im Klinikum sei sofort der Katastrophen- und Einsatzplan umgesetzt worden, mit dem die Versorgung von Verletzen vorbereitet wird. Es seien insgesamt acht Traumateams bereitgestellt worden, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.
- Notfallseelsorge: Um Augenzeugen anderen Betroffenen zu helfen, hat die Notfallseelsorge in der Innenstadt eine Anlaufstelle angebaut. Gegenüber des Wasserturms, unweit des Tatorts, steht bis 17.00 Uhr ein Team bereit, wie Isabel Gürel von der Notfallseelsorge Mannheim sagte. Kollegen und Kolleginnen aus Ludwigshafen und Heilbronn unterstützten die Mannheimer. "Wir gehen davon aus, dass viele kommen werden, weil gestern viele schnell nach Hause gegangen sind", sagte Gürel. Ein besonderes Augenmerk wollen die Helferinnen und Helfer auf Mitarbeitende der Geschäfte entlang der Fußgängerzone legen, durch die der Tatverdächtige mit hoher Geschwindigkeit gefahren war.
- Sicherheit: Der spätere Tatort war laut Polizei nicht mit Pollern oder Absperrungen gesichert. Dort gebe es Straßenbahnverkehr, zudem gebe es die Möglichkeit, dass Lieferverkehr in die Straße einfahre, sagte Schäfer.
Amokfahrt von Mannheim: Was wissen wir nicht?
- Zu den Opfern ist bis auf Alter und Geschlecht bislang nichts bekannt.
- Die Hintergründe: Angaben zu den Hintergründen des Vorfalls und zum Motiv des Täters gibt es nicht. Die Ermittlungen konzentrieren sich derzeit auf die psychische Erkrankung des Tatverdächtigen. Am Dienstag soll der Tatverdächtige vernommen werden. Davon erhofft sich die Polizei Erkenntnisse über Motiv und Hintergründe der Tat.
- Der Ablauf: Offizielle Angaben gibt es zum Ablauf bislang nicht. Die Nachrichtenagentur DPA schildert den mutmaßlichen Ablauf der Tat anhand von Augenzeugenberichten (siehe oben). Nach Erkenntnissen der Polizei ist es jedoch gesichert, dass der Tatverdächtige die Opfer mit Absicht ansteuerte. Es habe sich schnell herausgestellt, dass es sich bei dem Vorfall in Mannheim um eine gezielte Fahrt gehandelt habe, bei der bewusst mehrere Personen erfasst worden seien, sagte Mannheims Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer.
Transparenzhinweis: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert.
Bilder vom Tatort nach der Amokfahrt am Rosenmontag

Das demolierte Auto des mutmaßlichen Amokfahrers von Mannheim
© Boris Roessler / DPA
Sehen Sie in unserer Fotostrecke Bilder aus der Mannheimer Innenstadt nach dem tödlichen Vorfall.