Virginia, USA Arzt verschrieb eine halbe Million Einzeldosen Opioide – jahrzehntelange Haftstrafe

Ein Mann mit dunkelblondem Seitenscheitel, Brille und blau-grauem Karohemd schaut gerade in die Kamera
Der Arzt soll in zwei Jahren 500.000 Dosen Opioide verschrieben haben
© Southwest Virginia Regional Jail Authority
Eine Opioid-Krise hat die USA fest im Griff – auch wegen Ärzten, die zu viele der Schmerzmittel verschreiben. Ein Mediziner muss nun deswegen für sehr lange Zeit ins Gefängnis. Er soll auch für den Überdosis-Tod einer Frau verantwortlich sein.

Ein Arzt aus dem US-Bundesstaat Virginia, der binnen zwei Jahren rund 500.000 Einzeldosen von Opioiden verschrieben hat, muss für 40 Jahre ins Gefängnis. Das berichtet die "New York Times". Demnach werfen die Ermittler ihm vor, einen mehrere Staaten versorgenden Drogenring geführt zu haben. Die Patienten des Arztes sollen aus den umliegenden US-Bundesstaaten über Hunderte Kilometer angereist sein, um an die Schmerzmedikamente zu kommen. Der 36-Jährige sei wegen mehr als 800 Fällen von illegal verschriebenen Opioiden verurteilt worden. Die Jury befand ihn demnach auch für schuldig, den Tod einer Frau in West Virginia verursacht zu haben.

Der Arzt habe eine ganze Region mit Opioiden überschwemmt und dabei getarnt im weißen Arztkittel in großem Stil mit Drogen gedealt, sagte ein Drogenfahnder laut der "New York Times". Vor Gericht habe der Arzt ausgesagt, dass er von einigen seiner Patienten getäuscht wurde. Viele hätten ihm gesagt, dass die Schmerzkliniken in ihrer Nähe bereits geschlossen worden seien. Die Praxis der Verurteilten war zwischen August 2015 und März 2017 in Betrieb. Laut den Ermittlern bekam jeder einzelne Patient, der in dieser Zeit seine Praxis besuchte, ein verschreibungspflichtiges Medikament verschrieben.

Arzt akzeptierte nur Direktzahlungen

Der Arzt habe keine Krankenversicherungen akzeptiert, sondern nur Bargeld oder Kreditkarten-Zahlungen angenommen. Bei der Razzia in den Geschäftsräumen im Frühjahr 2017 seien rund 700.000 US-Dollar vorgefunden worden. Seine Praxis in Martinsville habe oft bis nach Mitternacht geöffnet gehabt und die Patienten hätten teils bis zu zwölf Stunden darauf gewartet um dranzukommen. Menschen aus den Bundesstaaten West Virginia, Kentucky, Ohio, Tennessee und Virginia sollen den Arzt aufgesucht haben. Die verschreibungspflichtigen Schmerzmittel seien dann entweder als Drogen missbraucht oder mit Gewinnabsicht verkauft worden. 

Die Stadt Martinsville mit ihren 13.000 Einwohnern nahe der Grenze zu North Carolina hat laut der "New York Times" eine der höchsten Raten von verschriebenen Opioid-Pillen pro Kopf. "Ich hoffe, diese Strafe wird anderen ein mahnendes Beispiel sein, was mit Ärzten passiert, die ihre Autorität missbrauchen und Medikamente für Profit verschreiben", wird der örtliche Polizeichef zitiert. "Deren Handlungen haben zu der Opioid-Krise beigetragen, die unser Land durchmacht."

Opioid-Krise massives Problem in den USA

In den USA ist die Sucht nach Schmerzmitteln wie Fentanyl und Oxycontin – sogenannten Opioiden – ein gewaltiges Problem. Besonders schwer betroffen sind die Bundesstaaten West Virginia, Ohio und Kentucky. Allein in den vergangenen fünf Jahren gab es mehr als 200.000 Todesfälle durch Überdosen. In manchen Städten ist ein Viertel der Bevölkerung abhängig und damit auch unfähig zu arbeiten oder sich um die Familie zu kümmern. Die Krise betrifft alle Altersgruppen und sozialen Schichten.

Wegen der Opioid-Krise, für deren Bekämpfung der US-Kongress sechs Milliarden Dollar über zwei Jahre bereitgestellt hat, ließ Präsident Donald Trump 2017 einen nationalen Gesundheitsnotstand ausrufen. Nach Schätzungen der Regierung sind rund 2,5 Millionen US-Bürger Opioid-abhängig.

tkr / fin

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