Vergewaltigungsprozess Fliesenleger, Manager, Bauleiter: Wer sind die Angeklagten von Avignon?

Gisèle wurde jahrelang von ihrem Ehemann betäubt und anderen zum Sex angeboten. Nun stehen er und 50 weitere Männer in Avignon vor Gericht. Kurzporträts von zehn Angeklagten.
Zeichnung Angeklagte im Gerichtssaal in Avignon
51 Männer stehen derzeit in Avignon vor Gericht. 48 Angeklagten wird vorgeworfen, Gisèle vergewaltigt zu haben
© Valentin Pasquier / Picture Alliance

Der folgende Artikel enthält Schilderungen von sexueller und körperlicher Gewalt. Dies kann auf manche Menschen belastend und retraumatisierend wirken.

Zahlreiche Videos von Gisèle laufen im großen Sitzungssaal des Gerichts in Avignon über den Bildschirm. Sie zeigen, wie die heute 71-jährige Französin bewusstlos in ihrem Schlafzimmer auf dem Bett liegt. Auf manchen Videos hört man sie schnarchen. Sie trägt Reizwäsche oder ist komplett entblößt. Bei ihr, diverse Männer. Männer, die Gisèle noch nie zuvor gesehen hat. Männer, die flüstern und erschrocken zurückschrecken, wenn sie sich bewegt. Männer, die sich an ihr vergehen, so zumindest schildert es die Untersuchungsrichterin.

Über neun Jahre lang soll Gisèles Mann, Dominique Pelicot, sie betäubt und dann Männern zum Sex angeboten oder sie selbst vergewaltigt haben. Säuberlich abgelegt in einem Ordner namens "Missbräuche" fanden die Ermittler Videos der mutmaßlichen Taten und konnten die Mehrheit der Männer identifizieren. Neben Pelicot müssen sich seit Anfang September 48 Männer vor Gericht verantworten, weil sie Gisèle missbraucht haben sollen, ein weiterer, weil er seine eigene Frau mit Pelicot gemeinsam betäubt und vergewaltigt hat.

Im Gericht in Avignon verlassen Zuschauer fluchtartig den Saal

Lange war unklar, ob die Öffentlichkeit die Videos jemals sehen wird. Während Gisèle verlangte, dass die Videos gezeigt werden, damit jeder sieht, was ihr angetan wurde, stellten sich die Verteidiger der Angeklagten dagegen. Und der Richter, auch er sprach sich gegen das Zeigen der Bilder und Videos aus. Die Aufnahmen seien schockierend und anstößig. Nach dem Protest der Nebenkläger und der Journalisten fügte sich der Richter. 

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