Triggerwarnung: Der folgende Artikel enthält Schilderungen von sexueller und körperlicher Gewalt. Dies kann auf manche Menschen belastend und retraumatisierend wirken.
Als sie zum Prozessstart in Avignon den Gerichtssaal betritt, ist nur noch das Klicken von Fotoapparaten zu hören: Gisèle läuft zielstrebig zu ihrem Platz. Die Männer, an denen sie vorbeigeht, sollen sie vergewaltigt haben.
Gisèle wurde jahrelang von ihrem Ehemann Dominique Pelicot betäubt und Fremden zum Sex angeboten. Pelicot sagt, er habe alle Männer, die zu ihm nach Hause kamen und seine Frau missbrauchten, informiert, dass er sie ohne ihr Wissen betäubt hatte.
In Avignon sitzen 51 Männer auf der Anklagebank
Es habe strenge Regeln gegeben, behauptet Pelicot: Die Autos der Beschuldigten mussten vom Haus entfernt geparkt werden. Außerdem sollten die Männer kein Parfum tragen oder durften nicht nach Tabak riechen. Fremde Gerüche würden Gisèle stutzig machen. Manchmal habe er die Männer gebeten, ihre Hände an der Heizung aufzuwärmen, vor allem im Winter. Außerdem hätten sich die Männer in der Küche ausziehen müssen, damit sie ihre Kleidung nicht im Schlafzimmer vergessen konnten. Alle mutmaßlichen Täter hätten, so Pelicot, gewusst, dass sie gefilmt werden. Die Versionen der Männer, die nun auf der Anklagebank sitzen, unterscheiden sich teilweise stark von Pelicots Schilderungen.
Wer sind diese Männer – und wie stehen sie zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen? In diesem Text werden die ersten zehn Angeklagten vorgestellt. Weitere Teile folgen.