Sogenannte Psilocybin-Pilze enthalten psychoaktive Stoffe, die im Kampf gegen schwer behandelbare Depressionen helfen könnten. Zu diesem Ergebnis kommt eine klinische Studie aus London.
Video "Zauberpilze" gegen Depressionen?

STORY: Magic Mushrooms - vielbesungen in der Drogen-Subkultur der 1960er Jahre. Mit Cannabis, LSD oder eben besagten Zauberpilzen auf einen "Trip" zu gehen, war unter Hippies damals ebenso beliebt wie von der allgemeinen Gesellschaft geächtet. Mediziner wiederum sind seit langem fasziniert von der Frage, ob sich die halluzinogenen Substanzen auch im Kampf gegen psychiatrische Erkrankungen einsetzen lassen können. Das in London ansässige Pharmaunternehmen Compass-Pathways hat dies in einer klinischen Studie mit Zauberpilzen untersucht. Sie verabreichten rund 230 Patienten, die unter sogenannten behandlungsresistenten Depressionen litten, den psychoaktiven Inhaltsstoff Psilocybin. Nach der Einnahme gerieten die Patienten in eine Art "wachtraumähnlichen" Zustand, der vier bis sechs Stunden andauerte. "Es sind Patienten, bei denen mindestens zwei und manchmal sogar vier frühere Behandlungen versagt haben", sagt Guy Goodwin, leitender Mediziner bei Compass-Pathways. "Wir testen eine Behandlung mit einer kristallinen, synthetischen Form von Psilocybin, namens Psilocybin comp 360, die wir den Patienten mit psychologischer Unterstützung einmalig verabreichen. Danach beobachten wir sie bis zu 12 Wochen lang. Das Ergebnis: Patienten, die eine 25mg-Dosis erhielten, wiesen drei Wochen nach der Behandlung statistisch signifikant weniger depressive Symptome auf als Personen, die mit niedrigeren Dosen von einem oder zehn Milligramm behandelt wurden. James Rucker vom Londoner King's College, der die Studie als beratender Psychiater begleitet hat, beschreibt die psychedelische Erfahrung als eine Art Verstärker für mentale Prozesse. "Es können seltsame Empfindungen durch den Körper gehen. Erfahrungen, Emotionen, Körperempfindungen oder Erinnerungen aus der Vergangenheit, die man vielleicht schon lange vergessen hat, all diese Dinge können auftauchen, und die Idee bei der Psilocybin-Therapie ist, neugierig auf diese Dinge zu sein und offen dafür, an die dunklen Orte in deinem Geist zu gehen, wo du vielleicht eine kleine Perle der Erkenntnis darüber findest, warum du dich so fühlst, wie du dich fühlst." Kritiker befürchten jedoch, dass die aufkeimende Forschung einen Anreiz für den ungezügelten Gebrauch von nicht-pharmazeutischen Versionen dieser Drogen bieten könnte. Andere bemängeln, die Anzahl schwer depressiver Patienten in den einzelnen Studiengruppen sei offenbar nicht gleich verteilt gewesen. Die Daten zeigen auch, dass die Wirkung der Behandlung nach etwa 12 Wochen nachzulassen begann. Zudem zeigten drei Teilnehmer innerhalb von drei Monaten nach der Behandlung suizidales Verhalten, obwohl nur Patienten in die Studie aufgenommen wurden, bei denen kein klinisch signifikantes Suizidrisiko bestand.