Nach dem schlimmsten Stromausfall in der Geschichte des Landes waren am Donnerstagmorgen immer noch zahlreiche Gebäude im Süden der russischen Hauptstadt ohne Strom. Die Stadtverwaltung und der Stromversorger Mosenergo schoben die vollständige Wiederherstellung des Netzes immer wieder hinaus und machten den Bürgern nun für Donnerstagmittag Hoffnung auf eine Normalisierung. Auch der öffentliche Nahverkehr laufe nach dem Zusammenbruch vom Mittwoch nur schleppend wieder an, berichteten russische Medien.
11.706 Gebäude betroffen
Der Stromausfall habe 11.706 Gebäude getroffen, davon 8814 Wohnhäuser. Krankenhäuser würden mittlerweile wieder vollständig versorgt, teilten die Behörden am Donnerstag mit. Hingegen seien noch mehrere Schulen ohne Strom. Ursache des Zusammenbruchs war nach ersten Angaben ein Kurzschluss in einem veralteten Umspannwerk.
Energieminister Viktor Christenko schloss einen Terroranschlag als Ursache aus, wie die Agentur Interfax meldete. Am Abend lief die U- Bahn wieder, doch hunderte Wohnhäuser im Süden der Stadt waren noch ohne Strom. Die Moskauer Verkehrsbetriebe setzten 1000 Busse ein, um den Ausfall von insgesamt fünf U-Bahn-Linien auszugleichen. Einsatzkräfte halfen den in Tunneln festsitzenden Fahrgästen ins Freie.
In den 15 betroffenen Stadtbezirken Moskaus blieben auch Krankenhäuser ohne Strom, wie die Behörden mitteilten. Selbst dringende Operationen mussten verschoben werden. Vielerorts gab es kein Wasser, weil die Pumpstationen nicht mehr funktionierten. An einigen Straßenecken fuhren Tankwagen mit Trinkwasser auf.
1500 Moskauer blieben in Aufzügen stecken
Im Innenministerium funktionierten über Stunden weder Telefone noch Computer. In Wohn- und Bürohäusern blieben mehr als 1500 Moskauer in Aufzügen stecken, teilte der Zivilschutz mit. In den Kühlregalen der riesigen Einkaufszentren am Stadtrand drohten Tonnen von Lebensmitteln zu verderben. Präsident Wladimir Putin kritisierte die schleppende Modernisierung des Stromnetzes durch den staatlichen Betreiber RAO EES. Er brach wegen des Stromausfalls verspätet zu einer Dienstreise nach Südrussland auf. Die städtischen Stromwerke teilten mit, frühestens am Donnerstag könne das Stromnetz wieder komplett betrieben werden.
Um das Chaos in Moskau komplett zu machen, stand ein Teil der wichtigen Ausfallstraße Wolgograder Prospekt wegen eines Rohrbruchs unter Wasser. Ein Feuer am Theater der russischen Armee in Moskau verlief dagegen glimpflich. Die Flammen auf einem Baugerüst konnten gelöscht werden. In ersten Berichten hieß es irrtümlich, das Gebäude selbst sei in Brand geraten.