Stunden oder sogar Tage der Angst haben tausende Passagiere von Schiffen erlebt, die bei klirrender Kälte im Packeis vor der schwedischen Küste festsaßen. "Wir haben nicht viel geschlafen", berichtete eine Passagierin der Fähre "Amorella", die am Freitagmorgen ebenso wie rund fünfzig andere Schiffe von Eisbrechern befreit wurde.
Die "Amorella" mit rund tausend Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord war am Donnerstag vor den Schäreninseln vor der schwedischen Hauptstadt Stockholm im Eis steckengeblieben. Dort hatte der Wind eine dicke Eisschicht angetrieben. Bei dem Versuch, sich selbst zu befreien, stieß sie mit einer zweiten Fähre zusammen. Die "Amorella"-Passagiere mussten sich daraufhin alle an der Spitze des Schiffes versammeln, um es von der Fähre "Finnfellow" wegzubringen und Schäden zu vermeiden.
Nach Angaben der Schifffahrtsbehörde wurden auch dutzende weitere Schiffe befreit, die weiter nördlich festsaßen, manche von ihnen bereits seit Tagen. Die Behörde hatte eine Warnung ausgegeben, die Strecken nicht zu befahren. "Es ist schwierig, dort zu navigieren", sagte John Lindvall von der Vereinigung der schwedischen Eisbrecher AFP. Er habe seit mehr als 20 Jahren nicht mehr so viele Schiffe im Packeis festsitzen sehen.
Nach dem außergewöhnlich harten Winter ist in Schweden die Ostsee zugefroren. Die großen Fähren haben Vorrichtungen, um das Eis zu brechen. Die Behörden kritisierten allerdings die Entscheidung, den Fährverkehr nach Finnland und Estland trotz der Warnungen aufrechtzuerhalten. "Sie haben sehr starke Motoren, aber in diesem Fall war das Eis einfach zu stark für sie", sagte der Experte Ulf Gullne einem Radiosender.
Einige Passagiere der "Amorella" sahen ihren Ausflug eher als Abenteuer. "Die Besatzung war panischer als wir", sagte ein Passagier der finnischen Presse. Eine andere Passagierin berichtete im Radio: "Wir wollten die ganze Nacht die Eisbrecher und Hubschrauber bei der Arbeit beobachten."