Bärtierchen Diese Tiere überleben im Weltraum

Sie trotzen Eiseskälte und tödlicher UV-Strahlung im luftleeren Raum: Wissenschaftler haben Bärtierchen ins All - und zurück auf die Erde - befördert. Wie die Winzlinge den kosmischen Trip überlebten und sich danach sogar fortpflanzten, lässt die Biologen jetzt rätseln.

Wissenschaftler haben ein Tier gefunden, das einen ungeschützten Aufenthalt im Weltall überleben kann. Die sogenannten Bärtierchen, mikroskopisch kleine Lebewesen, überstanden zehn Tage im freien All. Per Satellit hatten Forscher aus Deutschland und Schweden mehrere Proben mit Bärtierchen ins All geschickt und während ihres Aufenthalts Strahlung und Kälte im luftleeren Raum ausgesetzt. Nach ihrer Rückkehr fanden die Wissenschaftler selbst unter denjenigen Bärtierchen Überlebende, die den extremsten Bedingungen ausgesetzt waren, wie Forschungsleiter Ingemar Jönsson von der Universität im schwedischen Kristianstad berichtet. Ihre Ergebnisse stellen die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Current Biology" vor.

Auf der Erde leben Bärtierchen vor allem in feuchten Umgebungen. So kommen die weniger als zwei Millimeter großen Tiere sowohl im Süß- als auch im Meerwasser vor. Einige Vertreter dieses Tierstammes leben auch auf dem Festland. Viele der auf dem Land vorkommenden Arten bevorzugen Mooskissen als Lebensraum. Dort finden sie meist genug Feuchtigkeit, um zu überleben.

Todesähnlicher Zustand hilft beim Überleben

Die Tiere sind bestens auf plötzliche Veränderungen ihres Lebensraumes vorbereitet. Trocknet etwa die Umgebung aus oder kommt es zu unerwarteten Kälteeinbrüchen, können die Bärtierchen sogenannte Resistenzstadien bilden - sie versetzen sich dabei selbst in einen todesähnlichen Zustand und drosseln damit ihren Stoffwechsel auf ein Minimum. Diese Fähigkeit, die auch als Kryptobiose bezeichnet wird, lässt die Bärtierchen selbst extremste Umweltbedingungen überleben.

Wie hoch diese Fähigkeit ausgeprägt ist, demonstrierten Jönsson und seine Kollegen mit ihrem Versuch: Im Weltall waren die Bärtierchen nicht nur dem dort herrschenden Vakuum ausgesetzt, sondern mussten auch die extreme Kälte und die hohen Strahlungsdosen ertragen. Die Forscher konnten aber selbst Bärtierchen wiederbeleben, die extrem hohen Dosen von UV-Strahlung ausgesetzt waren. Bislang hatten nur einige Bakterien und Flechten derartige Versuche im Weltall überlebt. Diejenigen Bärtierchen, die von den Forschern nach dem Raumaufenthalt wiederbelebt werden konnten, vermehrten sich anschließend problemlos - für Jönsson und seine Kollegen ein Zeichen, dass die Tiere nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Erbgut schützen konnten. Wie ihnen dies gelungen ist, sei aber - wie die Forscher im Fachblatt schreiben - ein Rätsel.

DDP
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