Das ehrgeizige Projekt ist Teil der bislang größten Archäologie-Ausstellung in Deutschland. Unter dem Titel "Imperium-Konflikt- Mythos" wird dort der 2000. Jahrestag der Varus-Schlacht beleuchtet, die im Jahr neun nach Christi in den tiefen Wäldern Germaniens eine historische Wende einleitete. Die Ausstellung findet an den drei Standorten im westfälischen Haltern, im lippischen Detmold und in Kalkriese nahe Osnabrück vom 16. Mai bis zum 25. Oktober statt. Inhaltlicher Schwerpunkt der Schau in Haltern ist dabei das römische Imperium.
Die Diskussion um die Varus-Schlacht habe sich bislang weitgehend um das Rätsel des historischen Orts gedreht, sagte Rudolf Asskamp, Leiter des Römermuseums des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) in Haltern. Die Person des römischen Feldherrn sei dagegen auch in den wissenschaftlichen Veröffentlichungen bislang eher stiefmütterlich behandelt worden. Ganz zu Unrecht sei der Anführer der in der Schlacht unterlegenen Römer immer wieder als geistig eher träge dargestellt worden. "Wir wollen Varus aus der Verliererecke holen", kündigt er an.
Varus hatte eine glänzende Karriere
Als ihn der Befehl von Kaiser Augustus zum Militär-Einsatz im fernen Germanien ereilt habe, habe Varus dagegen in der feinen römischen Gesellschaft eine glänzende Karriere mit Einsätzen als Statthalter und Oberbefehlshaber in Nordafrika und Syrien vorweisen können. Zu der Zeit sei der über 50-Jährige nahezu im damaligen Rentenalter gewesen. Frau und Sohn blieben in seiner noblen Villa bei Rom. Der Job zur Befriedung der Germanen sei von den Römern selbst vermutlich als ungefährlich angesehen worden. "Die haben sich völlig vertan in ihrer Einschätzung des Landes", so der Experte.
Nach dem Sieg der Germanen über die eigentlich deutlich überlegene römische Streitmacht stürzte sich Feldherr Varus wie Jahrzehnte zuvor bereits sein Vater selbst ins Schwert. Der von den Germanen erbeutete Kopf des Toten landete schließlich in Rom, wo er von Kaiser Augustus ehrenvoll in der kaiserlichen Familiengruft beigesetzt wurde. "Das bezeugt die Wertschätzung, die der Kaiser seinem besiegten Heerführer auch nach seinem Tod entgegengebracht hat", sagt Asskamp. Die schmachvolle Niederlage in der fernen Provinz habe man sich wohl zunächst nicht wirklich eingestehen wollen. Noch fünf Jahre danach habe sich der Kaiser in seinem Testament gerühmt, Germanien erobert zu haben, berichtet der Experte.