Psychologie Wenn der Vater fehlt

Ohne Vater aufzuwachsen ist für Kinder ein traumatisches Erlebnis. An den Folgen leiden sie ihr ganzes Leben lang.

Die dauerhafte Abwesenheit des Vaters ist für Kinder ein traumatisierendes Erlebnis. Vaterlos aufgewachsene Kinder leiden noch nach Jahrzehnten unter erheblichen psychosozialen Belastungen, wie eine Studie der Universität Leipzig ergab. Die Mediziner hatten Menschen befragt, die zwischen 1930 und 1945 geboren und teilweise ohne Vater aufgewachsen waren.

Soziale Einschränkungen, Misstrauen und Depression

Die Betroffenen neigten deutlich stärker zu Depressionen, Misstrauen gegen andere Menschen und Ermüdung. Frauen, die ohne Vater aufwuchsen, litten verstärkt unter Erschöpfung, Mattigkeit und Kreislaufbeschwerden. "Insgesamt wurden bei vaterlos Aufgewachsenen stärkere soziale Einschränkungen und eine negativere Befindlichkeit als bei nicht vaterlos Aufgewachsenen festgestellt", bilanziert Untersuchungsleiter Elmar Brähler. Diese Belastungen dauern nach seiner Einschätzung oft das ganze Leben an.

Die Langzeitfolgen von Ausbombung und Vertreibung auf Menschen, die zwischen 1930 und 1945 aufgewachsen waren, hatte Brähler bereits in einer früheren Studie untersucht und dabei eine geringere Lebenszufriedenheit und verstärkte Panikattacken festgestellt. Erlebnisse im Krieg können sogar Mitursachen für körperliche Erkrankungen werden wie etwa Herz- und Kreislaufbeschwerden.

Der Mediziner hält seine Studien nicht nur in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg für relevant, sondern auch vor dem Hintergrund der aktuellen Kriege: "Von Krieg und Vertreibung betroffene Kinder und Jugendliche bedürfen sowohl kurzfristig materieller und psychosozialer Unterstützung als auch im Bedarfsfall längerer begleitender Hilfestellung."

AP

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