Svante Pääbo gilt als der Begründer der Paläogenetik. "Das ist ein Ansatz, Geschichte und Ursprung des Menschen anhand genetischer Variationen aufzuklären", erläutert er. Eine Methode sei es, Material ausgestorbener Arten wie Höhlenbär, Mammut oder Neandertaler zu nutzen. Alternativ könne man das Genom heutiger Menschen und das der Menschenaffen vergleichen.
Genetische Evolution des Menschen
Im Mittelpunkt seiner Forschung steht der Verlauf der genetischen Evolution des Menschen. Dafür untersucht er die Verwandtschaft zwischen Menschen, Schimpansen und Neandertaler. Im Jahr 1997 verglich er die DNA aus einem Neandertaler-Skelett mit der des Menschen. Die Ergebnisse des Vergleichs zeigten, dass der Neandertaler eher einen Seitenzweig als ein direktes Bindeglied innerhalb der menschlichen Evolution darstellt.
"Dies schließt nicht aus, dass der Neandertaler einige Gene des modernen Menschen beeinflusst hat, aber eine bedeutende genetische Vermischung zwischen beiden Gruppen ist unwahrscheinlich. Bereits vor etwa 600 000 Jahren müsste ein gemeinsamer Vorfahr von modernem Mensch und Neandertaler gelebt haben", betont Pääbo. Seit dieser Entdeckung konzentrierte sich seine Forschung auf die genetischen Ursachen der Unterschiede zwischen Schimpanse und Mensch sowie zwischen Neandertaler und unserer Spezies.
Der Mensch riecht schlecht
Auf der Suche nach den Unterschieden zwischen Mensch und Schimpanse analysierte Pääbo systematisch jene Gene, die für Sinneswahrnehmungen wichtig sind. Dabei konnte er nachweisen, dass ein Drittel der menschlichen Geruchs-Gene im Vergleich zum Menschenaffen funktionsunfähig geworden sind.
Auch die Evolution der Sprache ist ein wichtiger Forschungsschwerpunkt Pääbos. Dabei arbeitete er mit dem Gen FOXP2, das eine notwendige Vorbedingung der menschlichen Sprechfähigkeit darstellt. Pääbo analysierte die Basensequenz des menschlichen FOXP2-Gens und verglich diese mit der Sequenz des gleichen Gens bei Menschenaffen, Rhesusaffen und Mäusen. Der Leipziger Wissenschaftler konnte kaum Unterschiede zwischen den untersuchten Tierarten ermitteln. Er spekuliert nun, dass die kleinen evolutionären Veränderungen in FOXP2 wichtig für die Entstehung unserer hochartikulierten Sprache sein müssten.
Zitat
"Ohne Zweifel wird die genomische Sicht unseres Stellenwerts in der Natur sowohl eine Quelle der Demut als auch ein Schlag gegen die Idee der menschlichen Einzigartigkeit sein."
Vielseitiger Wissenschaftler
Svante Pääbo wurde 1955 in Stockholm geboren. Von 1975 bis 1981 studierte er Geschichtswissenschaft, Ägyptologie und Russisch an der Universität Uppsala. Von 1977 an studierte er auch Medizin. Gleichzeitig arbeitete er am Institut für Zellbiologie der Universität. In 1986 promovierte er und setzte seine Forschung an der Universität Zürich und an der Universität Berkley (Kalifornien) fort. Vier Jahre später habilitierte er in Uppsala. Im Anschluss lehrte er als Professor für Biologie an der Universität München.
Seit 1997 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Zurzeit arbeitet Pääbo als Honorarprofessor an der Universität Leipzig und als Gastprofessor an der Universität Uppsala. Seine Forschungsarbeiten wurden im Jahr 2003 mit dem Ernst-Schering-Preis ausgezeichnet.