Flirtende Vögel Zweite Chance für farblose Finken

Weibliche Finken stehen auf farbenfrohe Männchen. Doch auch Finken mit unauffälligem Gefieder kommen bei der Paarung zum Zuge - sie überzeugen mit inneren Werten.

Während im Frühling nur die hübschesten Finkenmännchen eine Partnerin finden, kommen im späteren Sommer auch die unauffälligeren zum Zuge. Diese zweite Runde der Partnerwahl erhält die genetische Vielfalt der Vögel und verhindert Inzucht, wie Kevin Oh von der Universität von Arizona in Tucson und seine Kollegen jetzt herausgefunden haben.

Die Wissenschaftler beobachteten zehn aufeinander folgende Generationen wilder Hausgimpel während der Paarungs- und Nistzeit. Demnach wählen Vogelweibchen früh in der Paarungssaison die farbenprächtigsten Männchen, später eintreffende auswärtige Weibchen nehmen mit farblosen Partnern vorlieb. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher im Fachmagazin "Proceedings of the Royal Society B".

Einheitliche Muster im Federkleid

Bei der Partnersuche wählen Vogelweibchen oft Männchen mit bunten und aufwändigen Federkleidern. Diese Vorliebe ihrer potenziellen Partnerinnen ist für Vogelmännchen der einzige Grund, sich mit der ansonsten sinnlosen leuchtenden Federpracht zu schmücken. Ein einheitlicher Körperschmuck der Vogelmännchen, wie er auch bei den Finken während der Paarungssaison zu finden ist, kann also nur entstehen, wenn die Vorlieben der Vogelweibchen übereinstimmen, erklären die Forscher. Ansonsten würden sich die Vogelmännchen in ihrem Aussehen stärker unterscheiden.

Wenn nun aber alle Weibchen sich mit denselben gut aussehenden Männchen paaren, führt das zu Inzucht, erklärt Oh. Außerdem stammen die gesündesten Nachkommen von Eltern, die genetisch möglichst unterschiedlich sind, und nicht alle Weibchen unterscheiden sich genetisch stark von den buntesten Männchen. Warum sich trotzdem einheitliche Muster auf dem Federnkleid der Vogelmännchen herausbilden konnten, hat daher Biologen schon lange Rätsel aufgegeben.

Die Vorzüge der Liebe auf den zweiten Blick

Zumindest für den Hausgimpel haben Oh und seine Kollegen das Rätsel nun lösen können. Über zehn Jahre lang beobachteten sie das Paarungsverhalten der Tiere, fotografierten die Vögel, nahmen Hormon- und DNA-Proben. Das Resultat: Bei den Hausgimpeln gibt es zwei saisonale Runden der Partnerwahl. Früh in der Saison kommen vor allem die schönsten Männchen zum Zug.

Später ankommende nicht ortsansässige Vogelweibchen geben auch unauffälligeren Männchen eine Chance. Diese Weibchen, die zum Brüten ihren Geburtsort verlassen haben, wählen Männchen mit möglichst unterschiedlichem Genmaterial. Eine gute Taktik, wie die Wissenschaftler feststellten: Die Nachkommen solcher Vogelpaare mit ungleichem Erbmaterial haben die höchste Überlebensrate.

DDP
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