Ein US-Forscherteam hat ein Pockenvirus entwickelt, das für Mäuse extrem tödlich ist - weder Impfungen noch Medikamente konnten die Tiere schützen. Ähnliche gentechnische Veränderungen führten die Wissenschaftler auch bei einem Rinderpocken-Virus durch, berichtet das britische Fachmagazin "New Scientist" (Nr. 2419, S. 6). Diese Forschungen seien nötig, um gegen mögliche derartige Entwicklungen von Bioterroristen gewappnet zu sein, argumentierte Mark Buller von der University of St. Louis. Kritiker halten die Arbeiten jedoch für inhaltlich überflüssig und sogar gefährlich. Für Menschen gelten die Viren nicht als gefährlich.
Pocken-Herstellung umstritten
"Ich habe große Bedenken gegen solche Versuche mit Pockenviren, die auf andere Spezies überspringen könnten", sagte Ian Ramshaw von der Australian National University in Canberra, der mit seinem Team vor zwei Jahren bei der Suche nach einem Impfstoff durch Zufall eine weitere gefährliche Mauspocken-Variante herstellte. Buller betonte auf einer Bio-Sicherheits-Konferenz in Genf jedoch, dass die gentechnisch modifizierten Rinderpocken nur Mäuse und keine Rinder oder gar Menschen infizieren würden. Tiertests sollen folgen.
Für Bioterroristen interessant
Die veränderten Pockenviren seien nicht ansteckend, betonte auch Ramshaw, so dass sich keine weltweite Epidemie entwickeln könnte. Dennoch sei gerade jener Aspekt für Bioterroristen möglicherweise reizvoll, denn so könnte die Krankheit nicht auf sie selbst zurückfallen, sondern nur ausgewählte Opfer treffen, heißt es im "New Scientist".
Immunsystem-Gen in Virus geschleust
Die Forscher erzeugten das aggressive Virus, indem sie ein Gen (IL-4) hinzufügten, das zwar eigentlich zum körpereigenen Abwehrmechanismus gehört, tatsächlich aber das Immunsystem an einer zentralen Stelle abschaltete. Die Arbeit an dem Rinderpockenvirus nannten die Kritiker überflüssig, da bereits durch andere Forschungen an Kaninchenpocken gezeigt worden sei, dass die genetische Veränderung am IL-4-Gen nicht nur bei Mauspocken funktioniere.