Nymphensittiche halten bei der Partnerwahl nicht viel von Gleichgesinnten: Vorwitzige Vögel suchen schüchterne, zänkische Tiere stehen auf sanftmütige Partner. Das haben amerikanische Forscher in einer Verhaltensstudie an 15 Paaren beobachtet, in der sie die Persönlichkeiten der Tiere und dann deren Partnerwahl untersuchten. Die Kombination gegensätzlicher Eigenschaften biete dem Pärchen bei der Brutpflege Vorteile, erläutern die Wissenschaftler um Rebecca Fox von der Universität Kalifornien in Davis die Ergebnisse. Über die Studie berichtet der Onlinedienst der Fachzeitschrift "Nature".
Konflikte vermeiden, aber Junge verteidigen
Die Forscher teilten die 15 weiblichen und 15 männlichen Nymphensittiche nach ihrem Temperament in sanftmütige, streitsüchtige, mutige und schüchterne Tiere ein. Danach konnten sich die Vögel in einer Art Partnerbörse treffen und sich einen Gefährten aussuchen. Das Resultat waren Pärchen, die zu 90 Prozent aus Verbindungen von Sanftmütigen und Streitsüchtigen beziehungsweise Mutigen und Schüchternen bestanden. Die heißblütigste Variante, ein Pärchen aus zwei streitsüchtigen Vögeln, konnten die Wissenschaftler überhaupt nicht finden.
Oberflächlich betrachtet erscheine dieses Ergebnis erstaunlich, sagt Rebecca Fox, denn schon im Volksmund heißt es ja: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Doch bei näherer Betrachtung sei die gewählte Strategie durchaus wirksam, um Konflikte zu vermeiden, die der Aufzucht der Jungen nur schaden würden. So lassen sich Streitigkeiten schneller beilegen, indem der duldsamere Partner seinen hitzigeren Gefährten beruhigt, sagt die Verhaltensbiologin. Die ebenfalls friedliche Verbindung von zwei sanften Vögeln ist deshalb weniger attraktiv, da einer der beiden Partner streitsüchtiger sein sollte, um erfolgreich die Aufgabe der Revierverteidigung übernehmen zu können.
Lebenslange Partnerschaft
Nymphensittiche führen Partnerschaften, die denen der Menschen ähneln, denn sie pflegen ebenfalls Langzeitbeziehungen und kümmern sich gemeinsam um ihre Jungen. Ob die Ergebnisse ihrer Partnerwahl auf andere Tierarten oder auch auf den Menschen übertragbar sind, bleibe noch zu klären, resümiert die Verhaltensforscherin.