Portulak, lästerte Gartenexperte William Cobbett 1819 in seinem Buch "American Gardener", sei nichts als "ein schelmisches Unkraut, das nur Franzosen oder Schweine fressen - und nur dann, wenn sie nichts anderes bekommen". Mit dieser Äußerung war er zwar in seiner Heimat in guter Gesellschaft: Die amerikanischen Gärtner und Farmer nahmen das Kraut nur als lästiges Übel wahr, das sich unter den Maispflanzen und zwischen den Gurken breitmachte, und bekämpften es fluchend mit Hacke und Körperkraft, später mit Gift.
Rezept
Portulak mit Ziegenkäse und karamellisierten Pecannüssen:
Für 4 Personen: 80 g Pecannüsse in einer Pfanne mit 20 g Butter und 1 EL Honig karamellisieren lassen. Auf einem leicht geölten Blech abkühlen lassen und dann zerstoßen. 60 g getrocknete Sauerkirschen (Reformhaus) kurz in 40 ml Kirschsaft erwärmen. 250 g Portulak (bis auf einige Blätter für die Deko) kurz in 2 TL heißem Nussöl schwenken, abtropfen lassen, salzen. Zusammen mit den Kirschen, den Nüssen und 320 g Mini-Buchette (kleine Ziegenkäserollen) anrichten. Mit Portulakblättern und 2 EL Crema di Balsamico garnieren.
Doch Cobbett irrte: Portulak gilt in vielen Teilen der Welt seit Jahrhunderten als erfrischend, gesund und heilend. Schon die Griechen und Römer behandelten mit ihm Kopfschmerzen, Blasen-, Milz- und Magenleiden. Im Libanon gehört er bis heute in den traditionellen fattoush-Brotsalat; in China frittiert man ihn mit Bohnensprossen, die Franzosen essen ihn - hier lag Cobbett ebenfalls falsch - gern und absolut freiwillig, zum Beispiel in cremigen Gemüsesuppen. Und auch in deutschen Landen war "Postelein" lange eine beliebte Zutat für Salat, bis robusteres Grün ihm den Rang ablief.
Inzwischen fristet er bei uns ein bescheidenes Nischendasein, und nur ein paar Nostalgiker wissen, was sie an ihm haben. Die interessante Konsistenz seiner fleischigen Blätter zum Beispiel und seinen zurückhaltenden, ganz leicht salzigen Geschmack. Dazu viel, viel Vitamin C, Kalium, Magnesium, Eisen und - der Clou: Omega-3-Fettsäuren, die vor Herz- Kreislauf-Malaisen schützen können.
Mischen Sie Portulak, Johannisbeeren und gehackte Petersilie mit einer Soße aus Balsamessig, Sesamöl, geriebenem Parmesan, Zimt, Kurkuma, Salz und Pfeffer, und Sie werden feststellen, dass Neugier ein besserer Ratgeber ist als Hochnäsigkeit.