Stars der Bioskiste Die Schmorgurke

Gurken wachsen in aller Welt. Afrika hat die meisten Sorten, China die größte Ernte. In diesen Wochen empfehlen wir allerdings den Griff zur heimischen Ware. Knubbelig – und würzig.

Sollten Flaggendesigner der üblichen Symbole einmal überdrüssig werden, könnten sie sich statt der ewigen Ölzweige, Sterne und Adler einem Motiv zuwenden, das dem echten Alltag echter Menschen entspringt – der Gurke etwa. Mit Fug und Recht könnte sie zum Beispiel die Fahne der Vereinten Nationen zieren, denn es gibt kaum ein globalisierteres Gemüse: Seit Jahrhunderten liebt man sie überall auf der Welt für ihre erfrischende Kühle, kein Land ohne eigene Gurkenrezepte. Die gewaltigste Ernte fährt China ein, die größte Sortenvielfalt gibt es in Afrika. Während der mehreren Tausend Jahre ihrer Kulturgeschichte haben sich zwar einige robustere Varianten entwickelt, doch im Grunde bevorzugt sie bis heute ein Klima, das in unseren Breiten meist nur in Gewächshäusern herrscht.

Gurkentürme mit Thunfisch-Tatar

Für 4 Personen: 1 rote Chilischote fein schneiden (vorher die Kerne entfernen – mit Handschuhen arbeiten!). 1 EL Sake aufkochen, mit je 2 EL Sojasauce und Limettensaft sowie Chili verrühren, abkühlen lassen. Mit 200 g gewürfeltem Thunfisch (in Sushi-Qualität), 2 EL fein gewürfelter Avocado und 2 TL grob zerzupftem Koriander mischen. 1 Gurke nur teilweise schälen, in 4 cm lange Stücke schneiden, diese mit einem Teelöffel etwas aushöhlen. In 1 EL Olivenöl bissfest dünsten, dann mit 2 TL Zucker und 20 g gehacktem Ingwer glasieren. Leicht salzen. Noch lauwarm mit dem Tatar füllen und servieren.

Jetzt im Hochsommer aber gedeiht Cucumis sativus auch auf heimischen Feldern. Ein prima Zeitpunkt, um aus dem gesammelten Gurkenwissen der Nationen zu schöpfen. Vergessen Sie dabei aber nicht den heimischen Beitrag zum Thema: die knubbelige Schmorgurke. Sie schmeckt würziger als ihre Verwandten, denen man durch Züchtung die leichte Bitterkeit (und damit auch Aroma) ausgetrieben hat. Man muss sie schälen, denn ihre Hülle ist zäh; die Kerne sollte man ebenfalls rausschaben. Dann kann man sie mit Hackfleisch, Zwiebel, Ei und Semmelbröseln füllen und in leicht geschärfter Tomatensoße garen. Oder – sehr klassisch, sehr norddeutsch – in etwas dickere Scheiben schneiden, kurz dünsten, süß-sauer abschmecken und mit viel gehacktem Dill als Beilage zu Fisch servieren.

In puncto Inhaltsstoffe (ein wenig Kalium, Kalzium, Eisen, Beta-Carotin und Vi- tamin C) mag es gewichtigere Vertreter geben, den Beitrag zur Völkerverständigung aber soll ihr erst mal einer nachmachen.

Ruth Hoffmann

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