Ahrntal Versteck im Dreiländereck

Kennen Sie Rein? Nein, aber Sand in Taufers? Auch nicht, dann vielleicht das Ahrntal? Selbst das nicht. Das ist gut so - denn weil es kaum einer kennt, kann man im nördlichsten Zipfel Italiens, der gerade so eben noch zu Südtirol gehört, ungestört den Urlaub verbringen.

Zwischen Zillertaler Alpen und Hohentauern berühren die Berge den Himmel und der italienische Teil der Erde neigt sich seinem Ende zu, hier liegt das Ahrntal. Als nördlichster Zipfel Italiens - genauer gesagt: Südtirols - versteckt sich das Ahrntal, es beginnt bei dem Markt "Sand in Taufers" und es endet zwischen den Zillertaler- und den Osttiroler Alpen an der Dreiherrenspitze. Dieser Dreitausender markierte im Mittelalter die Landmarke der Herren von Görz und Tirol und dem Bischof von Salzburg. Drei Herren also, die den Berg als Grenzposten nutzten. Heute sind es die Länder Tirol, Salzburg und Südtirol, die sich am Gipfelkreuz treffen. Früher liefen Handelswege durch das Ahrntal, geschaffen um den teuren Zoll am Brenner zu umgehen. Für Autos endet das Tal heute in einer Sackgasse. Nerven schonend, denn es gibt keinen Durchgangsverkehr.

Die Festung

Schmuggler gibt es schon lange nicht mehr, doch am Beginn des Ahrntales erhebt sich die die mächtige Burganlage Taufers, versperrt Eindringlingen wuchtig den Weg. Platt wie eine Natter quetscht sich die Straße um den Felsen. Eine Führung ist absolut sehenswert, mit viel Einfühlungsvermögen wird den Besuchern das Leben auf einer Burg von der Gerichtsbarkeit bis zum Kerker nahe gebracht. Besonderheit zu Zeiten der unglücklichen Margarethe Maultasch gab es hier Bildungsexperimente, neben den Knaben des Adels durften auch die Töchter die Akademie besuchen.

Sand, der Hauptort des Tales, liegt am Ende einer Ebene, die sich auf regelmäßigen 850 Metern Höhe erstreckt. Von der einfachen Pension über Vier-Sterne Wellness ist hier alles anzutreffen. Attraktive Geschäfte versüßen den Apres-Ski zum Beispiel mit preisbewussten italienischen Schuhen. Überall sammeln Skibusse die Overall- und Anorakträger ein und transportieren sie zum kaum einen Kilometer entfernten "Speikboden" oder dem "Klausberg".

Service und Adressen

Ferienregion Tauferer Ahrntal

Ahrnerstraße 95
I-39030 Steinhaus - Südtirol
Tel. (0039) 0474 65 20 81
Fax (0039) 0474 65 20 82

Skigebiet Speikboden

Drittelsand 7
I-39032 Sand in Taufers
Südtirol
Tel (0039) - 0474 67 81 22
Fax (0039) - 0474 67 90 18

Skiarena Klausberg

Steinhaus 109b
I-39030 Ahrntal - Südtirol
Tel. (0039) 0474 652 155
Fax (0039) 0474 652 083

Pizzeria Garni Florian

Fremdenzimmer und Appartements
I-39030 Rein
55
Tel. (0039) 0474 672510
Fax (0039) 0474 672571

Kein Winter ohne Ski

Die beiden Skigebiete des Tales sind weit weniger bekannt, als der Kronplatz beim nahe gelegene Bruneck. Zu Unrecht, denn gerade sie verdienen eine echte Empfehlung. Ihre Mehr-Tages-Karten gelten stets für beide Gebiete. Sie liegen so nahe neben einander im Tal, dass jeder Skifahrer sie abwechselnd benutzen kann. Das Problem der Monster-Gebiete, bei denen man nur unter großem Zeitverlust von einem Lift zum anderen kommt, gibt es nicht. Im vergangenen Sommer gönnte sich das Gebiet Speikboden eine neue Talbahn mit erhöhter Kapazität, Wartezeiten sollen so minimiert werden. Auch mit einem Superlativ kann das Gebiet punkten, es verfügt über die Abfahrt mit der größten Höhendifferenz in Südtirol. Vom Charakter unterscheiden sich beide Gebiete merklich. Der Speikboden ist der Sonne zu gewandt und stets hell und freundlich. In einer großen, hoch gelegenen Mulde kommen auch Anfänger und mäßige Fahrer auf ihre Kosten. Ist man bereit, sich mit dem Sonnenklar-Lift auf das Dach des Speikboden zu fahren, dann bietet sich bei schönem Wetter ein atemberaubender Blick über die Bergwelt bis zu den Dolomiten, die mit der „Marmolata“ ihre eindrucksvollste Gletscherkrone zur Schau stellt. Der Klausberg integriert sich am Osthang des Tales in Wälder und Hänge, bietet dabei die anspruchsvolleren Pisten. Beide Gebiete zusammen bilden eine reizvolle Kombination, die Summe ihrer Abfahrten sollten auch Spitzenfahrer auslasten. In beiden Gebieten sind bis weit ins Frühjahr hinein schneesicher, auch dann, wenn am Kronplatz längst die Sulz-Schmelze eingesetzt hat.Um den richtigen Skipass zu wählen, sollte man sich vor der Reise mit der Angebotsstruktur beschäftigen. Außerhalb der Stoßzeiten werden sehr attraktive Paket-Lösungen angeboten.

Bauernwelt im Kleinen

Ohne Skigebiete gibt es keinen Winterurlaub, doch das geschichtsmächtige Tal bietet weit mehr. Hinter Sand liegt der Ort Luttach, der touristisch sicher im Schatten von Sand mit der Burg dem alten Schloss und Teilen einer Altsstadt steht. Dafür sind die Sportgeschäfte deutlich günstiger und deshalb nicht schlechter. Als ganzjährige Attraktion sollte man unbedingt einen Besuch im Krippenmuseum wagen und seine heranwachsenden Sprösslinge mit hinein nehmen. Krippenmuseum? Keine Angst es handelt sich nicht um eines dieser unseligen Minimuseen, in denen ein paar karge Fundstücke traurig auf den Besucher warten. Selbst junge Männer kommen hier ins Schwärmen bei den liebevollen Details der verschiedensten Krippen, die so eher vergleichbar sind mit der Detailfülle einer großen Modelleinbahn, als mit einem kirchlichen Spektakel. Geleitet wird das Museum von einem echten Holzschnitzer, der ein angeschlossenes Atelier sein Eigen nennt. Freie Schnitzkunst und Auftragsarbeiten sind hier neben temporären Ausstellungen auswärtiger Holzschnitzer zu bewundern.

Zauber der Steine

Zwischen Luttach und Steinhaus findet sich in relativ unscheinbarem Hause ein wahrer Schatz des Ahrntales: das Mineralienmuseum. Wer bisher noch nicht an Zwerge und die Suche nach Schätzen glaubte, wird hier eines besseren belehrt. Auf viel zuwenigen Quadratmetern präsentieren sich vom Eigentümer und seiner Familie selbst gefundene Bergkristalle aller Formen, Größen und mineralischer Einschläge. Eine „Kluft“ zeigt dem staunenden Besucher, wie die Kristalle sich ihre Schatzhöhle im Berg gestalten. Und nur der ganz geübte Bergler kann von außen erkennen, wo ein solcher Schatz verborgen ist!

Bergbaumuseum

Der Kupferbergbau in Prettau brachte dem Ahrntal erste wirtschaftliche Bedeutung. Nach dem Ende des Bergbaues um 1892, der viele Menschen aus den verschiedensten Teilen Europas in die Bergwerke gebracht hatte, war die Not groß. Mit künstlerischer Heimarbeit wie dem Schnitzen und Klöppeln versuchte man zu überleben. Erst der Fremdenverkehr brachte die Wende und heute ist das Ahrntal im Sommer wie im Winter für Bergwanderer und Wintersportler attraktiv.Das architektonisch sehr moderne und ansprechende Bergwerkmuseum in Steinhaus erzählt multimedial und Kindertauglich die Geschichten dieser Epoche. Der anschauliche Stollen für Besucher liegt ein paar Kilometer weiter, in Prettau, am Ende des Tales.

In's Seitental

Südlich begrenzt die Durrergruppe das Ahrntal. Über eine gut ausgebaute Strasse schraubt man von Sand aus auf 11 Kilometern zum 1600 Meter hoch gelegenen Reintal. Hier bleibt der Schnee bis Ostern, obwohl die Luft im Frühling schon zum Verweilen auf der Terrasse einlädt. Nur das kleine Dorf Rein liegt terrassenartig an den Hang der Berge geschmiegt. Unterhalb lädt das Tal zum Langlaufen ein, ein neu erbautes Langlaufzentrum in modernen Alpen-Stil kündet von dem Blick in die Zukunft. Viele Wochenendtouristen aus den umliegenden Orten packen hier ihre Bretter aus. Egal ob Langlauf oder Alpin, Rein besitzt zwei eigene Lifte, die es dem Besucher erlauben, direkt vom Frühstückstisch auf die Pisten zu wedeln. Sicher kein riesiges Skigebiet, aber vielen Gästen reicht es aus und Anfänger haben hier die Chance auf übersichtlichen Hängen zu lernen. Nur noch selten findet man so eine familiäre Atmosphäre in der Skischule. Natürlich ist der Skipass sehr viel günstiger als in den großen Gebieten.

Im Kranz der Dreitausender

Überragt wird das Reintal vom Hochgall, dem König der RiesenfernerGruppe. Als "Silberschloss" bezeichnen romantische Gemüter den Gletscher, der für viele Wanderer und Bergsteiger eine Herausforderung darstellt. Doch auch der Blick von der Kassler Hütte, auf 2400 Metern, eine der vielen Alpenvereinshütten, sommers wie winters zu ersteigen, bringt einem die grandiose Bergwelt ein Stück näher.Der Hochgall hat auch im Sommer Schnee, wenn es Niederschläge gibt. "Er ist frisch gestrichen," meint der verschmitzte Wirt der gleichnamigen Pizzeria Florian, einer der höchstgelegenen Gaststuben in Rein mit der besten Pizza nördlich und südlich der Alpen. Um dann doch in ernsthafter Manier hinzuzufügen: "Der liebe Gott ist halt ein Südtiroler." Marina/Gernot Kramper

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