Deutschlandweit größter schwul-lesbische Umzug
»Im Namen des Volkes: Traut Euch«. Unter diesem Motto stand am Sonntag in Köln der deutschlandweit größte schwul-lesbische Umzug zum Christopher-Street-Day. Nach Veranstalterangaben nahmen etwa 40.000 teils grell geschminkte und schrill kostümierte Teilnehmer an der fünfstündigen Pink-Parade teil, die gegen 17.00 Uhr am Kölner Dom enden sollte. »Männer-Bräute - traut euch heute«, meinte eine Gruppe Schwuler aus dem Kölner Umland, die in Brautkostümen und weiß verschleiert an der Parade teilnahm. 120 buntgeschmückte Wagen und 100 Fußgruppen zogen mit.
Demonstration gegen »Kreuzzug gegen die Rechte von Lesben und Schwulen«
Das karnevalistisch anmutende Spektakel war vor allem eine politische Demonstration für die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Auf Transparenten und Plakaten wurde der bayrischen Landesregierung »Missbrauch des Bundesverfassungsgerichts« vorgeworfen. Bayern, Sachsen und Thüringen hatten beim Bundesverfassungsgericht beantragt, die Einführung der »Homo-Ehe« durch einstweilige Anordnung aufzuschieben. Mit diesen Verfassungsklagen führten die Unions-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Kurt Biedenkopf und Bernhard Vogel einen »Kreuzzug gegen die Rechte von Lesben und Schwulen«, beklagten Teilnehmer des Umzugs.
»Wir sind immer heiß drauf«
Die im Vergleich zu den vergangenen Tagen deutlich gefallenen Temperaturen und einzelne Regenschauern machten den bunten Vögeln nicht viel aus. »Wir sind immer heiß drauf«, meinte Werner aus Bonn, der mit einigen Freunden als Römer verkleidet am Umzug mitmachte. »Anders sein ist häufig schöner - das wussten schon die alten Römer«, reimte einer aus der Truppe. Kurz dahinter zog eine Delegation schwuler Polizisten mit. Auf den grünen T-Shirts forderten die Beamten »Gleiches Recht für alle«.
Viel politische Prominenz der Grünen
Bündnis 90/Die Grünen waren erneut mit einem großen Wagen und viel politischer Prominenz dabei. Neben der Bundesvorsitzenden Claudia Roth und Fraktionschefin Kerstin Müller war auch der stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsident Michael Vesper dabei. Der knapp fünf Kilometer lange Zug ging von der Kölner Messe aus über die regenbogenbeflaggte Deutzer Brücker durch die Kölner Innenstadt bis zum Dom.
Cowboys und Cowgirls, »garantiert MKS-frei«
Die Wagen, die mit viel Gummiballons, Rüschen, rosafarbenen Blumen und Glitzer geschmückt waren, waren dicht besetzt. Techno-Musik in allen Variationen dröhnte den Zuschauern entgegen, von denen viele ebenfalls kostümiert waren. Schrille Fantasie-Kostüme gab es im Vergleich zum Vorjahr weniger. Dafür waren Uniformen jedweder Art dabei. Neben Matrosen und Soldaten gab es Feuerwehr-Männer in Lederhosen und mit Leiterwagen und aus dem westfälischen Enschede eine Gruppe Cowboys und Cowgirls, die sich als »garantiert MKS-frei« outeten. Aus Hamburg war Karl-Heinz mit einer großen Gruppe angereist, die als Puzzle verkleidet war. »Die Szene bist du«, hieß es auf ihrem Wagen.
»Und das ist auch gut so!«
Die Teilnehmer der Parade appellierten an Prominente aus Politik, Sport, Fernseh-, Film und Musikgeschäft, den Mut zu finden, offen zur eigenen Lebensform zu stehen und damit umzugehen. »Euer Coming Out wird vielen Mut machen«, hieß es auf Plakaten. »Dass sich der Wowereit in Berlin zu seinem Schwulsein bekannt hat, hat eine ganze Menge bewirkt, das ist der erste in der ersten Reihe der Politiker, der dazu den Mut hatte«, meinte eine Demonstrantin.