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Schokolade Wer steckt hinter Ritter Sport?

Das Quadrat ist das Markenzeichen ihrer Schokolade. Die Großmutter von Marli Hoppe-Ritter bestand auf diese Form: Nur so passen die Tafeln in die Taschen der Trainingsanzüge.
Von Stéphanie Souron

Es war vor ein paar Jahren beim Sommerurlaub auf Capri, als sie ihrem Traum ein Stückchen näher kam. Zusammen mit ihrem Gatten wanderte Marli Hoppe-Ritter auf den verschlungenen Wegen der italienischen Mittelmeerinsel. Sie waren schon einige Stunden unterwegs, von oben brannte die Sonne, von unten forderten die Beine eine Pause, als plötzlich dieser kleine Berggasthof auftauchte.

Während Hoppe-Ritter noch überlegte, was sie zu essen bestellen sollte, fiel ihr Blick auf die Bar. Dort lag, knallrot und quadratisch, eine Tafel Ritter-Sport-Schokolade, Geschmacksrichtung Marzipan. "Dass es an einem so entlegenen Ort unsere Schokolade gibt, hat mich schon überrascht." Ohne zu zögern, kaufte Hoppe- Ritter das gute Stück. Von dem Inhalt des bunten Quadrates zehrte sie noch den Rest der Wanderung.

"Mein Traum ist, dass die ganze Welt quadratisch wird", sagt Hoppe-Ritter, 60. Ein schöner Werbespruch für die Schokolade mit den vier gleich langen Kanten. Er sagt aber auch einiges aus über die Enkelin des Firmengründers Alfred Ritter. Denn Hoppe-Ritter lebt in einem viereckigen Kosmos: Ihr Büro liegt in einem würfelartigen Bau gleich neben der Schokoladenfabrik, wo täglich 2,5 Millionen Schokotafeln in Form gegossen werden. In dem Gebäude ist auch ein Museum untergebracht, in dem sich alles um viereckige Kunst dreht. Kürzlich lief die Ausstellung "Aktuelle Positionen zum Quadrat".

Die meisten Deutschen essen am liebsten "Voll-Nuss"

Ein Künstler hat dafür 28 Aktenordner zu Quadraten komponiert, eine Kollegin von ihm Herrenhemden unter Glas gepresst - wegen der Vierecke im Karomuster. Im hintersten Raum hängt die Wandskulptur "Hommage an das unreine Quadrat", der Boden davor ist ausgebessert worden, und die geflickte Stelle ist noch zu erkennen. Sie ist quadratisch, klar und sieht fast so aus wie eine Tafel Ritter Sport. Als der Konditor Alfred Ritter vor 96 Jahren seine Frau Clara heiratete, hieß die erste Schokolade aus dem Hause Ritter "Alrika", das stand für Alfred Ritter Kannstatt. Die Vollmilch-Tafel sah aus wie jede andere, ihre besondere Form bekam die Ritter-Schokolade erst 20 Jahre später, nach dem Umzug der Produktion von Cannstatt nach Waldenbuch.

Die neue Fabrik lag auf dem Weg vom Dorf zum Sportplatz, und die Waldenbucher stärkten sich vor dem Spiel gern mit Ritters Schokolade. Weil die länglichen Tafeln aber nicht in die Jackentaschen der Trainingsanzüge passten, setzte Clara Ritter durch, die Schokolade in eine quadratische Form zu gießen und sie "Sport-Schokolade" zu nennen. Die Fußballer und ihre Fans waren zufrieden, doch beim Verkauf in den Tante-Emma-Läden gab es ein Problem: Die Lebensmittelhändler wollten nicht glauben, dass die quadratische Sport- Schokolade genauso schwer war wie eine herkömmliche Tafel. Und so schickte Alfred Ritter seine Außendienstler stets mit einer Waage auf Verkaufstour.

Dem Firmengründer Alfred Ritter folgte der Sohn mit gleichem Namen. Marli Hoppe-Ritters Vater, Alfred Otto Ritter, wohnte mit seiner Familie auf dem Betriebsgelände in Waldenbuch, immer umgeben vom Duft der Schokolade. Im Sommer pflückte Marli im Garten die Johannisbeeren für die Fruchtfüllungen. Der Vater wachte streng darüber, dass sie und ihr Bruder Alfred Theodor, der heute Vorsitzender der Geschäftsführung ist, nicht zu viel Schokolade naschten. "Nur am Faschingsdienstag, wenn wir die Schokolade an die Kinder aus dem Ort verteilten, durften auch wir uns die Taschen voll machen", sagt Hoppe-Ritter.

Heute isst Marli Hoppe-Ritter am liebsten die Sorte "Dunkle Vollmilch". Bis vor Kurzem stand sie eher auf Voll-Nuss, wie die meisten Menschen hierzulande. "Das ist eine typische Beißer-Schokolade", sagt sie. In Deutschland leben nämlich zwei Arten von Schokoladenessern: die Beißer und die Lutscher. Ritter-Sport bedient im Gegensatz zum lila Konkurrenten eher die Liebhaber der harten Kost: Selbst bei den Sorten mit weicher Füllung müssen sich die Zähne erst durch die dicke Schokoschicht bohren. Fast so, als würde man beim Essen mit dem Kiefer Sport treiben.

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