Schon Thomas Mann bezeichnete Venedig einst als "halb Märchen, halb Touristenfalle" – diese Beschreibung des berühmten Autors dürfte auch auf viele andere beliebte italienische Urlaubsorte zutreffen. Touristen müssen sich schon seit Jahrzehnten darauf einstellen, überteuerte Preise zu zahlen, wenn sie nicht aufpassen.
Doch die Touristenfallen in Italien nehmen offenbar stark zu: In diesem Sommer wurden besonders viele Fälle von dreister Abzocke bekannt, mit denen vor allem Gastronomen Urlaubern das Geld aus der Tasche ziehen. Ein beliebter Trick: In Restaurants und Cafés müssen scheinbare Selbstverständlichkeiten bezahlt werden. Das fällt vielen Touristen aber erst auf, wenn sie die Rechnung kommen lassen. Dann ist es meistens schon zu spät – wenn man nicht eine Szene im Ausland machen will.
Abzocke in Italien: Immer mehr Fälle werden bekannt
Für Aufsehen sorgte zuletzt ein Fall aus einem Café in der Nähe des Comer Sees. Dort hatte ein Kellner zwei Euro allein dafür berechnet, dass er ein Sandwich halbiert hatte – die Gäste hatten den Snack teilen wollen. Die betroffene Kundin postete ein Foto der Rechnung auf Trip Advisor und schrieb: "Unglaublich, aber wahr." Die Besitzerin des Cafés verteidigte sich: "Jeder zusätzliche Service muss bezahlt werden." Schließlich müsse so auch ein zweiter Teller benutzt werden, der dann auch noch abgewaschen werden müsse. "Es zu halbieren hat uns Zeit gekostet, und für Arbeit muss bezahlt werden."
Ständig werden weitere Beispiel bekannt. Einer jungen Mutter wurden ebenfalls zwei Euro zusätzlich berechnet, um das Milchfläschchen für ihr Baby in der Mikrowelle aufzuwärmen. In der Region Ligurien bestellte eine Mutter einen Extra-Teller für ihre dreijährige Tochter, damit diese etwas von ihrem Pasta-Gericht probieren konnte – auch hier wurden zwei Euro fällig. Für einen leeren Teller wohlgemerkt. Die Betreiber des Restaurants verweisen darauf, dass die dreiköpfige Familie an einem Tisch für vier Personen saß, aber nur Essen für eine Person bestellt habe. Außerdem seien die Extra-Gebühren deutlich sichtbar angegeben.
Urlaub und Smartphones: Wann Kostenfallen drohen und wie man sie vermeidet

Drahtlose Netzwerke, also Wlan, gehören für Hotels mittlerweile zur Standardausstattung. Und sie können den Gästen auch beim Telefonieren mächtig Geld sparen. Wer im Ausland über Whatsapp, Skype oder Telegram telefoniert, zahlt deutlich weniger oder je nach Dienst sogar gar nichts. Ob auch Videotelefonie klappt, hängt von der Netzwerkqualität ab.
Genau auf die Speisekarte schauen – und besser einmal mehr nachfragen
Das italienische Tourismusministerium rechnet damit, dass in diesem Sommer 68 Millionen Touristen aus aller Welt ins Land kommen. Damit ist das Niveau der Vor-Corona-Zeit wieder erreicht. Die Gäste bekommen die Preiserhöhungen nicht nur in der Gastronomie, sondern auch bei Sprit und Energiekosten zu spüren. Der ADAC rät Touristen dazu, die Speisekarte genau zu studieren und nichts ohne Preisangabe zu bestellen. Im Zweifel sollte immer nachgefragt werden. Doch auch die Italienerinnen und Italiener selbst leiden unter den hohen Preisen. Viele von ihnen verbringen ihren Urlaub deshalb lieber außer Landes und fahren in angrenzende, günstigere Länder in der Mittelmeerregion – zum Beispiel nach Albanien.
Quellen: CNN / Trip Advisor / "La Repubblica"

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