Die Gletscher der letzten Eiszeit haben das größte der drei baltischen Länder geformt und Moränenhügel und zahllose Seen hinterlassen. Die frommen Katholiken haben viele Sakralbauten errichtet. Die Hauptstadt Vilnius gilt als "Rom des Baltikums" und als "Jerusalem des Nordens".
Vilnius
Baudenkmal und Szenestadt. Vilnius hat die größte Altstadt Osteuropas und gehört wegen seiner architektonischen Vielfalt zum Unesco-Weltkulturerbe. Drei Gebäude dokumentieren beispielhaft die einzelnen Epochen: die gotische Annenkirche, die zu Sowjetzeiten als Kunstgalerie zweckentfremdete klassizistische Stanislaus-Kathedrale und die zur Universität gehörende barocke Johanniskirche. In der 1579 gegründeten Universität mit ihren zwölf Innenhöfen findet man Ruhe vor dem Trubel der fast 600 000 Einwohner zählenden Metropole; Wände und Decken der Universitätsbuchhandlung sind prächtig ausgemalt. In den Gassen der Altstadt mit ihren zahlreichen Straßencafés und Restaurants sitzt man im Sommer bis spät in die Nacht, Galerien und Kneipen im Szenestadtteil Uzupis brummen. Die vom Burgberg und Kathedralenplatz zum Parlament führende Straße Gedimino prospektas ist Geschichts- und Einkaufsmeile zugleich: Zwischen Szeneläden mit westeuropäischem Standard erinnert das KGB-Museum (Haus Nr. 40) an die Unterdrückung in der Sowjetära, Barrikadenreste am Parlamentsgebäude sind stumme Zeugen des litauischen Unabhängigkeitskampfs der Jahre 1990/91.
Übernachten:
Hotel Stikliai, Gaono gatve 7, Tel.: 00370/5/2649595 (www.stikliaihotel.lt.), 100 Euro p.P. im DZ/F. Elegantes Vier-Sterne-Haus in einem mittelalterlichen Gebäude inmitten der Altstadt, das Restaurant ist landesweit für seine französische Küche bekannt. Hotel Europa Imperial, Ausros vartu gatve 6, Tel.: 00370/5/2660770 (www.hoteleuropa.lt.), 51-69 Euro p.P. im DZ/F. Gutes Mittelklassehotel am Tor der Morgenröte.Hotel Ecotel, Slucko gatve 8, Tel.: 00370/5/2102700 (www.ecotel.lt.), ab 27 Euro p.P. im DZ/F. Modernes Standardhotel in ruhiger Lage, ca. 15 Gehminuten zur Altstadt. Restaurant: Zemaiciu Smukle, Vokieciu gatve 24. Rustikale litauische Küche in weit verzweigten Kellergewölben.
Kurische Nehrung
"Italienblick" taufte Thomas Mann die Aussicht aus seinem Arbeitszimmer in Nida (Nidden) auf der Kurischen Nehrung. In dem Fischerdörfchen hatte sich der Nobelpreisträger Anfang der 30er Jahre ein Sommerhäuschen bauen lassen, hier schrieb er an seinem Romanzyklus "Joseph und seine Brüder". Der südlich von Nida liegende Teil der lang gestreckten Landzunge ist heute ein Teil des (russischen) Kaliningrader Gebiets, die gesamte Nehrung mit ihrer 60 Meter hohen Großen Düne gehört als Naturdenkmal zum Unesco-Welterbe. Das Thomas-Mann-Haus ist Museum und dient seit 1995 auch als deutsch-litauisches Kulturzentrum. Beim Thomas-Mann-Festival vom 10. bis zum 17. Juli werden Künstler aus beiden Ländern musizieren, lesen, diskutieren. Einen Einblick in das künstlerische Gegenwartsschaffen bietet das direkt an der Strandpromenade gelegene und zur Bernsteingalerie von Kazimieras Mizgiris gehörende Künstlerhaus, Adresse: Pamario gatve 20.
Übernachten:
Hotel Niddener Kiefernwald (Nidos Pusynas), Nida, Purvynes gatve 3, Tel.: 00370/46952221, 27-39 Euro p.P. im DZ/F. Im Sommer Reservierung in Deutschland zu empfehlen unter 040/3802060. Verbund kleiner Häuser im Fischerhausstil mit einfacher bis guter Ausstattung. Restaurant: Seklicia, Lotmiskio gatve 1, Fischspezialitäten auf der Terrasse mit Haffblick.
Grutas Park
Der Pilzgroßhändler und Geschäftsmann Viliumas Malinauskas hat Denkmäler von Lenin, Stalin und anderen Größen aufgekauft, die in der Sowjetära auf den Plätzen litauischer Dörfer und Städte standen, und sie auf einem 20 Hektar großen Gelände wieder aufstellen lassen. Politiker und Kunsthistoriker beklagten die mangelnde zeitgeschichtliche und kunsthistorische Aufarbeitung des Personenkults, doch sehenswert ist der 2001 eröffnete, im Sommer mückendurchsummte Skulpturenpark in der Einöde allemal.
Übernachten:
Hotel Regina in Druskininkai, T. Kosciuskos gatve 3, Tel.: 00370/313/59060 (www.regina.lt.), 35 Euro p.P. im DZ/F. T. Modernes Mittelklassehotel im Ortszentrum, gutes Restaurant mit leichter Küche.
Trakai
Inmitten einer romantischen Seenlandschaft knapp 30 Kilometer westlich von Vilnius liegt die Inselburg Trakai. Hier residierte Großfürst Gediminas im 14. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg restauriert, beherbergen die Gebäude heute wieder komplett eingerichtete Repräsentationsräume sowie ein historisches Museum. Wassersport auf dem Galve-See von Tretbootfahren bis Segeln.
Übernachten:
Hotel Traku, Ezero gatve 7, Tel.: 00370/38-5 55 05, 25 Euro p.P. im DZ/F. Kleines Drei-Sterne-Haus am See mit Blick auf die Burg, Grillplatz und Bootsverleih.
Restaurant:
Pilies Smukle im Burghof, Deftiges in frischer Luft und mittelalterlicher Atmosphäre.
Kaunas
Von der einst so mächtigen Burg in Kaunas waren nur noch Reste vorhanden, doch der "Weiße Schwan", das an eine Kirche mit elegantem, langem Turm erinnernde Rathaus, erhebt sich in strahlendem Weiß mitten auf dem alten Marktplatz. Die zweitgrößte Stadt Litauens war nach dem Ersten Weltkrieg zwei Jahrzehnte lang Regierungssitz, als das Gebiet um Vilnius polnisch wurde. Heute ist die 400.000-Einwohner-Stadt vor allem Kultur- und Wissenschaftsstandort. Das Ciurlionis-Kunstmuseum ist Mikalojus Ciurlionis gewidmet, dem bedeutendsten Maler und Komponisten des Landes, das Maironis-Literaturmuseum dem Nationaldichter Maironis, der bürgerlich Jonas Maciulis hieß. Das Militärmuseum birgt eine Gedenkstätte für die 1933 tödlich verunglückten Transatlantikflieger Darius und Girenas. Die Nationalhelden sind auch auf litauischen Geldscheinen abgebildet. Die 1989 eröffnete, postmodern anmutende Zilinskas-Galerie stellt litauische Malerei und Grafik des 20. Jahrhunderts in den europäischen Kontext.
Übernachten:
Hotel Kaunas, Laisves Aleja 79, Tel.: 00370/37-750850 (www.kaunashotel.lt.), 58 Euro p.P. im DZ/F. Modernes Mittelklassehotel direkt in der Fußgängerzone.
Restaurant:
Zalias Ratas, Laisves Aleja 36b. Speisen am Kaminfeuer im rustikalen Holzhaus mitten in der Stadt.