Weil Archäologen vor gut 100 Jahren nicht nur von antiken Schätzen, sondern auch von bequemen Betten träumten, hat die katalanische Küste heute eines der außergewöhnlichsten Hotels am Meer: Mit architektonischer Zurückhaltung liegt das "Hostal Spa Empúries" in einer kleinen Sandbucht. So könnte die ursprüngliche Costa Brava ausgesehen haben, denke ich und lösche in meinem Kopf alle Bilder von Bettenburgen.
"Unser Hostal gab es schon, als die Gegend noch auf keiner touristischen Landkarte zu finden war", sagt Albert Marín, der Direktor. Wir sehen uns in der Bar alte Fotografien von den Ausgrabungen von Empúries an, der einzigen antiken Siedlung Spaniens mit griechischen und römischen Bauten. "1907 wurden die ersten Ruinen freigelegt, und als Unterkunft für die Archäologen entstand die ,Villa Teresita'." Sie bildet heute das Kernstück des Hotels, beherbergt 36 kleinere Zimmer, teils mit Balkon, das Restaurant mit seiner Terrasse und die Bibliothek.
Gold-Zertifizierung für nachhaltiges Bauen
Zur Villa kamen im Lauf der Jahre klare, schlichte Kuben dazu, ein Innenpool sowie 19 sehr geräumige Zimmer samt Terrassen. Vier Sterne hätte das "Empúries" locker verdient und nennt sich doch nur "Hostal", was "Gasthaus" bedeutet. "Wir wollen nicht protzen, sondern ein Modell für nachhaltigen Tourismus sein, sozial und ökologisch verantwortungsvoll", sagt Marín. Als erstes Hotel in Europa bekam sein Haus vom US-Green Building Council die Leed Gold-Zertifizierung für nachhaltiges Bauen. Zur sozialen Verantwortung gehört, dass jede Spende eines Gastes verdoppelt wird und in ein soziales Projekt im afrikanischen Burkina Faso fließt.
Künftig sollen auch Programme in der eigenen, von Arbeitslosigkeit geplagten Gemeinde unterstützt werden. Ein kleiner Spaziergang, und der Gast erreicht Sant Martí d'Empúries mit seiner Kirche und den Cafés an der Plaça Major. Ein romantischer Strand reiht sich an den anderen, im Hotel stehen Fahrräder bereit. Wer Baywatching der bequemen Art vorzieht, schaut von der Terrasse zu, wie andere die Bucht ihrer Badelust ansteuern.
Natürlich gibt's eine Klimaanlage, aber ich ziehe es vor, die Lamellen an Tür und Fenster so zu öffnen, dass leichter Seewind für angenehme Nachttemperaturen sorgt. Dunkle Hölzer am Boden und an Wandschränken entspannen meine Augen nach einem Tag im gleißenden Sonnenlicht. Im schiefergrau gekachelten Bad wasche ich mir das Meersalz von der Haut. Raffiniert gesteuerte Natürlichkeit, das ist der Stil des Hotels und seiner Küche. Gemüse und Kräuter, die Rafa Penã für seine leichte Mittelmeer-Küche benötigt, gedeihen biologisch im Garten, den Seeteufel, mit Tomaten und leicht gepfefferter Butter zubereitet, steuern die Fischer der Umgebung bei.
Bei einem Heus, einem Weißwein des nahe gelegenen Weinguts La Vinyeta, wächst der Wunsch, dass es noch mehr solcher außergewöhnlichen Hotels geben möge, dass das Modell des Hostals Schule macht. Dies ist ja schließlich ein Ort, an dem Träume wahr werden.
Infos:
Hostal Spa Empúries, , L'Escala, Platja de Portitxol, Spanien, Tel. +34-972-77 02 07, www.hostalempuries.com, DZ ab 111 Euro.