Fernreisen Nicht ohne Impfung

Ein Kurztrip in den Süden oder eine kleine Fernreise an einen exotischen Strand - im Jet-Zeitalter keine große Sache mehr. Mittlerweile sind diese Reisen so normal, dass eine vernünftige Impfprophylaxe gern vergessen wird - oft mit bitteren Folgen.

Wer in ferne Länder reist, setzt sich Erregern aus, die nicht immer gleich diagnostiziert werden können. Trotzdem gibt es keinen Grund zur Panik, denn mit der richtigen Impfung kann eigentlich nichts passieren. "Grundsätzlich ist vor Reisen in Tropen und Subtropen immer eine Impfberatung angebracht", sagt Prof. Gerd-Dieter Burchard, Leiter der Klinischen Abteilung des Hamburger Tropeninstituts. Neben Erkundigungen über einen wirksamen Impfschutz gehört auch eine frühe Malariaprophylaxe bei vielen Reisezielen dazu. Eine Impfberatung gibt es bei den Gesundheitsämtern, aber auch die verschiedenen Tropeninstitute in Deutschland bieten eine individuelle - meist gebührenpflichtige - Reiseberatung an. Dabei werden vom Reisenden Informationen über Route und Unterbringung erfragt, nach deren Auswertung erhält der Interessent Informationen über besondere Risiken seines Reisezieles und die mögliche Prophylaxe.

Zeitmangel ist kein Grund für fehlenden Impfschutz

Selbst wenn sich Urlauber erst kurz vor Reisebeginn auf ihren Gesundheitsschutz besinnen, ist es noch nicht zu spät: "Die wichtigen Sachen kann man alle noch kurz vorher machen", so Burchard - und lässt damit Last-Minute-Buchern kein Schlupfloch mehr. "Außerdem sind Impfungen mittlerweile so gut verträglich, dass das wesentliche Risiko auf dem Weg zum Arzt liegt." Natürlich hängt es vom Reiseziel ab, welchen Schutz der Urlauber braucht. Aber zur "Mindestausstattung" gehört laut Burchard sowieso für jeden Tetanus-Polio-Diphterie. Südlich der Alpen und östlich der Oder ist außerdem eine Imfpung gegen Hepatitis A sinnvoll."

Malaria

Die Krankheit wird durch Stiche der Anopheles-Mücke übertragen und ist vor allem in Afrika, Asien und Südamerika verbreitet. Jährlich erkranken etwa 1.200 Deutsche daran. Das Übertragungsrisiko lässt sich schon mit einfachen Mitteln wie Moskitonetzen und Mückenschutzmittel reduzieren. Ob Reisende darüber hinaus prophylaktisch zu Medikamenten greifen sollten, hängt von der Region, der Reisedauer und dem gesundheitlichen Allgemeinzustand ab.

In exotischen Ländern rät Burchard zum bewussten Umgang mit allen Arten von Nahrungsmitteln und Getränken. Zudem sollte man sich vor Stechmücken schützen und seine Reiseapotheke den Anforderungen gemäß ausstatten. Trotzdem gibt es keinen hundertprozentigen Schutz. "Eine Hepatitis B-Impfung schützt nicht vor Aids."

Typhus ist noch nicht verschwunden

Reisende sollten aber genau zwischen dem Nutzen des Präparats und seinen möglichen Risiken abwägen. So ist etwa das Mittel Lariam als Malariaschutz sehr effizient - andererseits kann das Medikament das zentrale Nervensystem beeinflussen und gravierende Nebenwirkungen wie Schwindel oder Psychosen hervorrufen. Bei längeren Reisen, auf denen eine ständige Prophylaxe nicht ratsam ist, sollten Urlauber für den Fall einer Erkrankung Malaria-Medikamente parat haben. Unbedingt zu einer Schutzimpfung rät Burchard bei Aufenthalten in Gebieten mit Gelbfieber. Gegen dieses hämorrhagische Fieber, das vor allem in Afrika und Südamerika auftritt und Blutungen in Haut und Organen verursacht, gibt es keine spezifische Therapie. Eine einmalige Impfung, die zehn Tage vor Reisebeginn erfolgen sollte, biete jedoch für zehn Jahre Schutz vor der Virenerkrankung. Ähnlich unkompliziert sind die Maßnahmen gegen Typhus. Urlauber könnten entweder mit dreimaliger Schluckimpfung oder einer intramuskuläre Injektion vorbeugen. Risikogebiete sind besonders Regionen mit mangelhaften Hygienestandards, darunter Teile Osteuropas.

Wichtige Anlaufstellen

Informationen zur Hygienesituation und den Gesundheitsrisiken in den einzelnen Ländern gibt es beim Reisemedizinischen Zentrum des Tropeninstituts Hamburg;
Auf der Homepage des Robert Koch Instituts findet man allerlei Wissenswertes über Infektionskrankheiten und Impfungen und
auf der Seite des Centrums für Reisemedizingibt es viele Links, Checklisten und Adressen reisemedizinisch fortgebildeter Ärzte

Keinen sicheren Impfschutz gibt es gegen Cholera. Zur Prävention reichen aber auch hier einfache Mittel: So sollte Leitungswasser in jedem Fall abgekocht, Obst oder Gemüse vor dem Verzehr erhitzt oder geschält werden. Zwei Impfungen im sechsmonatigen Abstand bieten sicheren Schutz vor der Viruserkrankung Hepatitis: Die häufigste Form, die Hepatitis A, wirde vor allem durch verunreinigte Lebensmittel übertragen wie etwa nicht durchgegarten Fisch oder Meeresfrüchte. Auch gegen Hepatitis B, die durch Geschlechtsverkehr und Blutprodukte weitergegeben wird, empfiehlt sich eine Impfung. Für Reisen mit Kindern gelten dem Experten zufolge grundsätzlich die gleichen Vorbeugemaßnahmen wie für Erwachsene. Allerdings raten die meisten Experten von der Mitnahme von Säuglingen in Risikogebiete ab. Impfungen ssind hier zwar prinzipiell möglich, die Impfstoffe wurden aber von den Herstellern nicht an Kleinkindern getestet und deshalb sind Nebenwirkungen nicht auszuschließen.

Karin Spitra

PRODUKTE & TIPPS