Tonga Sie wollte ein Wochenende im Paradies verbringen. Nun hängt sie dort seit 18 Monaten fest

Eigentlich wollte die Britin Zoe Stephens nur ein Wochenende im Pazifik-Paradies Tonga halt machen. Dann kam die Pandemie. Nach 18 Monaten ist sie immer noch dort. Und will nur nach Hause.

Es sollte nur ein Kurztrip werden, um den Anfängen der Corona-Pandemie zu entfliehen. Die eigentlich aus Großbritannien stammende Zoe Stephens lebte in China, als die ersten Berichte zu dem Virus aufkamen und entschied sich für eine kleine Rundreise durch die asiatischen Pazifikstaaten. In die Inselrepublik Tonga wollte sie nur für ein Wochenende. Das war vor 18 Monaten. Und sie darf das Land immer noch nicht verlassen.

Schuld ist die Pandemie. Tonga ist mit seinen über 170 Inseln eines der letzten Länder, in dem es nach wie vor keinen einzigen Coronafall gab. Das verdankt der Pazifikstaat seiner strikten Abschirmungs-Politik. Und genau die hält auch Stephens davon ab, das Land zu verlassen.

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Festsitzen im Paradies

Denn was nach Freiheit und Paradies klingen mag, ist für Stephens durchaus belastend. "Viele können sich nicht vorstellen, wie es ist, auf einer Insel festzuhängen, ohne Freunde und Familie. In einem Land, für das man sich nicht freiwillig entschieden hat", klagt sie gegenüber "CNN". "Oder wie es ist, aus deiner Heimat ausgesperrt zu sein und nicht zurückkehren zu dürfen. Und dann auch noch Angst vor der Rückkehr und diesem verrückten Virus zu haben, das gerade umgeht. Das ist alles ziemlich furchteinflößend."

Auch wenn es keine Corona-Kranken gibt, heißt das nicht, das die Tonganesen keine Einschränkungen durchleben müssen. Das Land ist offiziell im Ausnahmezustand, erlaubt keine Einreisen aus anderen Ländern, es gibt abendliche Ausgangsbeschränkungen. Gleich zu Anfang musste Stephens einen harten Lockdown mitmachen, in dem man drei Wochen lang nur einmal die Woche das Haus verlassen durfte, um einzukaufen."Es war sehr, sehr heftig", erinnert sie sich. "Alles im ganzen Land war zu, Läden Restaurants. Es gab nur ein, zwei Läden, die offen hatten."

Ungenutzte Chancen

Die Gelegenheit zur Rückkehr hat Stephens trotzdem mehrfach verstreichen lassen. Zuerst wollte sie eigentlich am liebsten nach China zurückkehren, doch das hat sie wegen der strengen Regeln mittlerweile aufgegeben. "Das wird noch lange Zeit nicht möglich sein", glaubt sie. Die Rückkehr nach Großbritannien war dagegen zwar mehrfach möglich, allerdings immer zu Zeitpunkten, wenn dort gerade die Zahlen explodierten. "Im März letztes Jahr habe ich mich darauf gefreut, dann wurde es dort wirklich verrückt." Sie entschied sich zu bleiben. 

Richtig genießen kann sie den Daueraufenthalt aber nicht. "Eine der schwersten Belastungen ist, dass mir alle sagen, was für ein Glück ich habe", klagt sie. "Ich wache jeden Morgen auf, sehe den Strand und die Insel und klar, das ist toll. Aber ich kann es nicht genießen. Ich will doch gar nicht hier sein."  Um sich zu beschäftigen hat sie von der Insel aus ein Fernstudium angefangen. "Ich versuche, mich zu beschäftigen." 

Auch dass sie nicht auf einen längeren Aufenthalt vorbereitet war, spürte sie schnell. Sie hatte nur kleines Gepäck, selbst den Ebook-Reader und die Brille hatte sie zuhause gelassen. "Ich lebe seit 1,5 Jahren ohne meine Brille. Und kann mir hier keine passende besorgen", klagt sie. Immerhin eröffnete vor einigen Monaten ein Buchladen in der Nähe. "Vorher hatte ich mir sehr gewünscht, dass ich welche mitgebracht hätte."

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Geht es bald nach Hause?

Demnächst könnte der unfreiwillige Langzeiturlaub vorbei sein: Ihr Rückflug ist für Ende August angesetzt, berichtet sie. Ob es so kommt, wird sich zeigen. "Die Flugpläne ändern sich ständig, also will ich mir nicht zu viele Hoffnungen machen", gibt Stephens zu. "Die Leute fragen mich, warum ich das Paradies verlassen will. Aber ich denke mir: Klar ist es toll hier. Aber es ist nicht mein echtes Leben."

An einige Dinge muss sie sich noch gewöhnen. Ihre Großmutter ist letztes Jahr an Covid gestorben, das Leben in Großbritannien hat sich verändert. "Ich bin wohl einige der wenigen Personen auf der Welt, die noch kein einziges Mal eine Maske tragen musste", ist sie sich bewusst. "Ich habe die ganze Pandemie noch keine getragen. Ich glaube, es wird enorm merkwürdig, eine Welt zu betreten, in der alle eine tragen." Eine Impfung hat sie bereits bekommen.

Quelle: CNN

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