Tuk-Tuks hasse ich. Diese thailändischen Motor-Rikschas, die wie wild gewordene Hummeln durch den höllischen Verkehr der Neun-Millionen-Metropole Bangkok sausen. Bei manchen Touristen wecken die knatternden Kleintaxis mit der giftig blauen Dunstfahne nostalgische Gefühle, vielleicht, weil sie wie eine Kreuzung zwischen Trabi und Ape, der italienischen Gemüsekarre, aussehen. Dass diese dröhnenden Blechbüchsen umfallen können, kein Taxameter haben und oft teurer als normale Taxis sind, mag noch als Folklore durchgehen. Das Schlimmste ist, dass im Land der lächelnden Großfamilien offenbar jeder Tuk-Tuk-Fahrer einen Bruder, Onkel oder Vetter dritten Grades hat, dessen Souvenir-, Juwelier- oder Seidengeschäft rein zufällig auf dem Weg liegt. Natürlich können Sie als europäische Langnase "mai chai", also nein sagen. Doch was macht eine deutsche Touri-Familie, die an einem schönen schwülen Sonntag gern den Smaragd-Buddha besichtigen will? Wenn die sonst so hektische Innenstadt still und leer ist wie eine Disco am Weihnachtstag und nur ein einsamer Tuk-Tuk-Fahrer vor dem Hotel wartet? Kaum haben wir uns zu viert in die knappen Plastiksitze gequetscht, knattert der Mann los - in die falsche Richtung. "See uncle", antwortet der Fahrer auf mein Kreischen, "cheap price". Tatsächlich landen wir vor einem Fabrikbunker, wo uns Onkel, Neffen oder sonstige Verwandte in den Show-Room komplimentieren. Auf mein heldenhaftes "mai chai" fängt unser Tuk-Tuk-Fahrer auch noch an zu weinen. So kaufen wir also noch ein Batikkleid für die Tochter und viel zu weite Shorts für den Sohn, damit unser Mann wieder lächeln kann.
Also, nie mehr Motor-Rikschas, zumal es in Bangkok viel coolere Arten der Fortbewegung gibt: Motorrad-Taxis, garantiert ohne Nepp und Anmache, dafür mit James-Bond-Effekt. Für ein bis zwei Dollar rast Sie ein junger Wilder mit roter Weste und Rayban-Brille hautnah an Kühlerhauben, Außenspiegeln und heißen Auspuffen vorbei. Schwingen Sie sich einfach hinter ihrem ganz persönlichen Höllenfahrer auf den Sitz, kneifen Sie die Augen zu, und klammern Sie sich gut an ihm fest! Leihhelm und sechs Beinahe-Unfälle im Preis inbegriffen. Und wie bewegen sich Millionen Pendler, denen ihr Leben noch lieb und teuer ist? Sie schwitzen im Bus oder schweben im Skytrain, der ultramodernen blitz-sauberen Hochbahn, über Chaos, Gestank und Markttreiben dahin. Schön für sie, dass die Stationen, Eingang oder Ausgang meist nur in blumiger Thaischrift beschildert sind und der High-Tech-Fahrkartenautomat eher ausländerresistent ist. Eine vergnügliche und obendrein günstige Alternative ist eine Schiffstour - mit echtem Schaffner und Fahrkartenknipser. Für nur 30 Cent gleiten Sie im Expressboot auf dem Chao-Phraya-Fluss dahin, an goldenen Tempeln und Wellblechhütten, rostigen Hausbooten und glitzernden Hochhausfassaden vorbei. Leider gilt für die Dampfer: sonntags nie. So kommt es, dass wir rückfällig wurden und nun unser Zuhause um einen Bronze-Buddha, zwei Lacktischchen und vier Marionetten reicher ist. Unser hoffentlich letzter Tuk-Tuk-Fahrer im Leben hatte nämlich einen Onkel-Cousin-Neffen, der mit Antiquitäten handelt.