Schlag 12 - der Mittagskommentar aus Berlin Boykottiert die Fußball-WM!

Die Deutschen sollten sich den Briten anschließen und die WM in Russland boykottieren. Nur mit harten Maßnahmen wird sich in der Fifa etwas ändern.

Was ist das bloß für ein Volk, diese Engländer. Jetzt wollen sie auch noch die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland boykottieren. England, das Mutterland des Fußballs, jene Nation, deren Kicker uns ewige Weisheiten über das Spiel mit dem runden Leder beschert haben ("Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen dem Ball nach, und am Ende gewinnen die Deutschen" - Gary Linneker) Ausgerechnet, dieses ballverrückte Land will uns die schönsten Wochen wegnehmen, die es einmal alle vier Jahre gibt. Haben deren Fußballfunktionäre etwa Drogen eingeworfen? Wenn sie welche genommen haben, waren es die richtigen.

Denn die Briten haben Recht. In der Fifa aufzuräumen, ist überfällig, und um dieses System von Korruption und organisierter Kriminalität aufzubrechen, ist ein harter Weg nötig. Ein Boykott der Engländer und anderer großer Fußballnationen, wie Deutschland, Frankreich, Niederlande oder Italien, wäre vernünftig.

Jeder weiß es - die Fifa ist verfault

Jeder halbwegs normal denkende Fußballfan weiß seit Jahren, dass die Fifa verfault ist, und dass die Fäulnis von der Spitze ausgeht, von Sepp Blatter. Seit Jahren haben die europäischen Fußballfunktionäre den Gestank hingenommen. Sie haben Blatter manchmal kritisiert, aber ansonsten sich die Nase zugehalten und die Augen zugedrückt. Den Kampf mit ihm haben sie nicht gewagt. Geändert hat sich das erst, als die US-Justizministerin Loretta Lynch sieben Fifa-Funktionäre wegen des Verdachts auf Betrug und Geldwäsche verhaften ließ. Ein System, an das wir Fußballfans und viele Funktionäre sich gewöhnt hatten, nahm sie nicht mehr hin.

Diesen Schwung sollten die Europäer nutzen und einen Boykott wagen. Eines dürfte klar sein: Eine WM ohne Frankreich, England, Deutschland, Niederlande und Italien wäre keine WM mehr. Die Sponsoren würden sich verabschieden, Blatter hätte kein Geld mehr, um sich seine Macht zu kaufen.

Es wäre hart, aber schaffbar

Okay. Ein Verzicht auf die WM wäre hart. Sehr hart. Ich würde diese Wochen im Sommer vermissen, in denen man bis tief in die Nacht fiebert, und einen die Frau fragt: "Warum muss du dir unbedingt Uruguay gegen Südkorea anschauen?" Ich würde die Tipp-Gemeinschaften vermissen, die Fachsimpelei im Büro, das Staunen über die Alleingänge von Messi und Ronaldo, wenn sie ihre Gegner stehenlassen wie Fahnenstangen. Und ich würde das gemeinsame Leiden vor der Glotze vermissen, wenn Özil oder Götze mal wieder Mist spielen. Ja, ein Verzicht würde schmerzen. Wirklich.

Aber wenn die ballverrückten Engländer den Schmerz aushalten wollen, sollten wir uns anschließen. Man kann nicht Fußball-Fan sein, und dieses korrupte System gutheißen. Selbst die schönste Sache der Welt macht dann keinen Spaß mehr.

Andreas Hoffmann hätte nie gedacht, dass sich an dem System Fifa etwas ändern könnte. Aber die amerikanische Justiz traut sich vieles, was die europäischen Ermittler nicht wagen. Sie können ihm auf Twitter folgen unter @AndreasHoffman8.

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