Champions League Chelsea nach Sieg über Benfica im Halbfinale

Zum sechsten Mal in den letzten neun Jahren hat Chelsea das Halbfinale der Champions League erreicht. Mit einem 2:1-Heimsieg gegen Benfica durch Tore von Frank Lampard und Raul Meireles setzten sich die Londoner gegen über weite Strecken in Unterzahl spielende Gäste durch.

Wenn man in einem Champions League-Viertelfinale das Hinspiel zu Hause mit 0:1 verloren hat, dann sind die Chancen nicht all zu groß, das Halbfinale noch zu erreichen.

Wenn man im Rückspiel an der Stamford Bridge keine Innenverteidiger mehr zur Verfügung hat und Mittelfeldspieler ins Abwehrzentrum beordern muss, dann schwinden diese Chancen weiter.

Wenn einer dieser als Verteidiger maskierten Mittelfeldspieler dann nach 20 Minuten auf plumpestmögliche Weise einen Foulelfmeter verschuldet, dann wird es nicht leichter - zumal, wenn Frank Lampard diesen Strafstoß verwandelt.

Wenn schließlich ein wegen Meckerns verwarnter Außenverteidiger noch vor der Pause für ein "Stollen-voraus"-Tackling im Mittelfeld Gelb-Rot sieht - dann wäre so mancher geneigt, das Handtuch zu werfen.

Tapferer Jorge Jesus, tapfere Fans 

Nicht so Jorge Jesus. Der sich vollsten Haupthaars erfreuende Benfica-Trainer tobte weiter an der Seitenlinie herum und wechselte mutig. Nicht so auch die mehr als 3.000 mitgereisten Benfica-Fans, die ihr Team weiter nach vorne trieben.

Nicht, dass einer dieser Faktoren am Ausgang des durch die beschriebene Verkettung  unglücklichster Umstände zugunsten der Londoner vorentschiedenen Duells etwas geändert hätte.

Aber dafür, dass das Spiel zwischen Chelsea und Benfica vor der Pause des Rückspiels praktisch entschieden war, war es in der zweiten Spielhälfte noch recht spannend. Aber der Reihe nach.

Benfica ohne Verteidiger

Benficas Trainer Jorge Jesus musste auf sein Innenverteidigerduo Luisao und Jardel verzichten, bei Chelsea gab Roberto di Matteo Fernando Torres im Sturm den Vorzug vor Didier Drogba. Der angesprochene Foulelfmeter wurde vom kleinlichen, aber nicht schlechten Schiedsrichter Damir Skomina gegen Javi Garcia verhängt, der seine mangelnde Ausbildung zum Abwehrspieler durch Umrennen Ashley Coles dokumentierte. Lampard hatte bei der Verwandlung des Strafstoßes sogar Glück, denn Keeper Artur hatte die richtige Ecke geahnt und war mit den Fingern noch am Ball dran.

Benfica war vor der Pause die bessere Elf und hätte sich den Ausgleich verdient gehabt. Die beste Chance der Gäste klärte aber John Terry von der Linie, als Oscar Cardozo eine Kopfballablage von Axel Witsel direkt abgenommen hatte. Doch nach Maxi Pereiras überflüssigem Einsteigen gegen John Obi Mikel, nachdem der Uruguayer schon wegen Meckerns verwarnt worden war, schien das Spiel endgültig zugunsten der Londoner entschieden.

Doch zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten die zehn Lissabonner noch zwei gute Chancen. Cardozo scheiterte mit einem tollen, verdeckten Schuss an einer Glanzparade Petr Cechs, und der gute Pablo Aimar traf das Außennetz. Dann aber begann Chelseas Festival der tausend Chancentode. Salomon Kalou ging über links in den Strafraum und legte den Ball an Artur vorbei quer, Ramires brauchte nur noch einzuschieben, aber der Brasilianer stoppte den Ball eher auf der gegnerischen Torlinie.

Chelseas Chancenkabinett des Horrors

Der fleißige, aber glücklose Fernando Torres hatte dann auch noch drei gute Abschlüsse, Juan Mata verpasste aus spitzem Winkel und Kalou setzte einen Drehschuss knapp neben das Tor. Doch ein Kopfball des eingewechselten Yannick Djalo zeigte an, dass Benfica noch lange nicht geschlagen gab. Cech konnte ihn fünf Minuten vor Schluss nur über die Latte lenken. Aus der anschließenden Ecke resultierte das 1:1 durch einen Kopfball von Javi Garcia.

Es begann eine Zitterphase für elf Blaue gegen zehn Rote, bis der für Chelsea eingewechselte Raul Meireles nach einem Konter mit einem Traumtor in den rechten Winkel abschloss und die Fans der Engländer erlöste, die im Halbfinale auf Barcelona treffen. Für Benfica bleibt nur der Kampf um den portugiesischen Meistertitel - und die Erkenntnis, dass die Qualität zu zehnt fast gereicht hätte - zu elft wäre vielleicht das Halbfinale drin gewesen.

Daniel Raecke

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