Kommentar Kein Grund zur Depression

Von Jens Fischer
Ratlos, isoliert und traurig verließ Michael Ballack das leere Luschniki-Stadion. Erneut hatte er ein riesiges Karriereziel verpasst. Trotz eines bärenstarken Auftritts wurde es wieder nichts mit einem internationalen Titel. Kapitulieren muss er deshalb nicht - denn er ist ein Spieler von Weltformat.

Michael Ballack wollte es unbedingt. Mit unermüdlichem Einsatz und nicht enden wollender Willenstärke trieb er seine Mannschaft nach vorne, rannte, kämpfte und suchte den Abschluss. Gereicht hat es wieder nicht, nur ein Elfmeter fehlte, um endlich seinen ersten internationalen Titel zu holen. Was folgte, waren Tränen, Frust und Enttäuschung, aber für Ballack auch die Gewissheit: Ich gehöre zu den besten Spielern der Welt.

Jetzt muss er nach vorne schauen, denn seine Kollegen aus der Nationalmannschaft brauchen ihn – das Unternehmen "EM-Titel" wartet, ohne ihn ein fast aussichtloses Unterfangen. Für Ballack keine leichte Situation, die er aber meistern wird. Ballack ist gereift, sowohl als Mensch, aber auch als Spieler.

Die lange Verletzung hat ihn noch stärker gemacht, hat ihn reifen lassen zu einem Spieler mit Leader-Qualitäten. Gerade in schwierigen Spielmomenten ist er da, führt seine Mannschaft – wie auch geschehen im Champions-League-Finale.

Ballack wird zwei, drei Tage brauchen, um das Moskau-Drama zu verarbeiten. Am Montag geht es dann zum DFB, ab diesem Zeitpunkt zählt nur noch die EM. Das neue Ziel wird ihm helfen, er braucht jetzt neue Perspektiven.

Er sollte wissen: Ohne ihn ist Deutschland nur die Hälfte wert, auch weil der Respekt der Gegner wächst – mit jedem Spiel, das Ballack so bestreitet wie das an diesem für ihn so bitteren Mittwochabend.

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