Manfred Amerell ist tot. Eine mit den Umständen vertraute Person bestätigte der Nachrichtenagentur DPA den Tod des früheren Bundesliga-Schiedrichters und Funktionärs des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Zuvor hatten bereits andere Medien über den Tod des 65-Jährigen berichtet.
Die Münchner Polizei bestätigte nur, einen Mann am Dienstagnachmittag im Stadtteil Neuhausen tot aufgefunden zu haben. Den Namen wollte eine Sprecherin wegen der laufenden Ermittlungen nicht nennen. Angaben über die Ursache oder Zeitpunkt des Todes machte sie nicht.
Den Medienberichten zufolge fand die Polizei Amerell in dessen Wohnung, der Briefschlitz war demnach überfüllt gewesen, die Polizei musste die Wohnungstür aufbrechen. Für den Mittag kündigte die Polizei eine Pressekonferenz an.
"Herr Amerell wirkte nett, freundlich und vital"
Amerell lebte in der Wohnung im drittens Stock, die seine Mutter bis zu ihrem Tod vor einigen Jahren bewohnt hatte. Die Nachbarin, die unter ihm wohnt, sagte stern.de, dass Amerell sehr zurückgezogen gelebt und keinen Kontakt zu anderen Hausbewohnern gehabt habe. Sie habe ihn zuletzt vor ein paar Wochen zufällig im Treppenhaus getroffen. Auch der Postbote hatte vor zwei bis drei Wochen eine letzte Begegnung mit dem Ex-Schiedsrichter, damals habe er Amerell eine amtliche Zustellung vom Amtsgericht überreicht, sagte er. Sein Eindruck: "Herr Amerell wirkte nett, freundlich und vital."
Der frühere Schiedsrichter-Sprecher Amerell stand zuletzt wegen einer langwierigen rechtlichen Auseinandersetzung mit dem DFB im Fokus der Öffentlichkeit. Er hatte im April angekündigt, den Verband wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte auf Schadenersatz verklagen zu wollen. Der ehemalige Unparteiische fühlte sich vom Fußball-Bund seit Beginn des Falls Amerell/Kempter diffamiert, hatte sein Anwalt Jürgen Langer im Frühjahr erklärt.
Der ehemalige Fifa-Referee Michael Kempter hatte Amerell sexuelle Übergriffe vorgeworfen. In einem gerichtlichen Vergleich zog er später jedoch seine in mehreren Interviews getätigte Aussage zurück, Amerell klar signalisiert zu haben, keine sexuellen Kontakte zu wollen. Er habe seine Ablehnung möglicherweise nicht ausreichend wahrnehmbar ausgedrückt, so Kempter. Amerell hatte sexuelle Übergriffe stets bestritten.
Amerell war Geschäftsführer bei den Clubs TSV 1860 München, FC Augsburg und Karlsruher SC. Danach pfiff er während seiner aktiven Zeit als Schiedsrichter insgesamt 66 Bundesliga-Partien. Amerell beendete die Karriere nach der Leitung des Pokalfinals 1994 zwischen Werder Bremen und Rot-Weiß Essen. Im Anschluss wechselte er als Funktionär zum DFB. Im Februar 2010 trat er im Zuge des Falls Amerell/Kempter von seinem Ämtern im DFB und im Süddeutschen Fußball-Verband zurück.