Das Interview mit Teamchef Rudi Völler führte Oliver Hartmann.
Wie bewerten Sie den 1:0-Sieg in Kroatien?
"Es ist schön, wenn man das neue Jahr mit einem Erfolg beginnt. Und gerade nach dem 0:3 gegen Frankreich im letzten Länderspiel hat dieser Sieg gut getan. Diese Niederlage hatten wir drei Monate auf den Schultern."
Ihr Kollege Otto Baric hat den Sieg als unverdient und glücklich bezeichnet.
"Man muss zugeben, dass wir zu Beginn des Spiels in sehr großen Schwierigkeiten waren. Da hatten die Kroaten die Führung verdient. Andererseits hätten wir nach unserer Führung das 2:0 erzielen müssen. Da haben wir unsere Chancen nicht genutzt. Das war schon im vergangenen Jahr ständig unser Manko. Wir lassen zu viele Chancen aus und sind deshalb wieder in Schwierigkeiten geraten."
Durch einen Torwartfehler?
"Ja, es ist unheimlich schade für Olli Kahn, dass er durch die Flanke durchgelaufen ist. Bis dahin hat er ein tolles Spiel gemacht. Es wäre das Länderspiel gewesen, das er schon lange nicht mehr hatte, das er brauchte. Aber zum Glück hat die Mannschaft nach dem 1:1 noch einmal eine Reaktion gezeigt. Das ist ja auch das, was ich von meinen Spielern verlange."
Wie hat Ihnen die Premiere von Philipp Lahm gefallen?
"Er hat ein tolles Debüt gegeben, allerdings war er zu Beginn noch sehr nervös. Aber das ist kein Wunder. Man kann 50 Mal mit dem Verein in der Champions League gegen Manchester United gespielt haben: Wenn man zum ersten Mal die Hymne hört und den Bundesadler auf der Brust trägt, dann ist es noch einmal eine Stufe höher. Für ihn war dieses Spiel sicherlich ein Highlight."
Welche Spieler haben Sie noch überzeugt, welche weniger?
"Zu Christian Wörns kann man nur sagen, dass er in der Form seines Lebens ist. Er ist topfit, und das sieht man auch. Bei Jens Nowotny hingegen merkt man, dass er nach der langen Verletzungs- Pause noch etwas unsicher ist. Dies gilt auch für Torsten Frings. Ich hatte ihn extra etwas früher ausgewechselt, da es für ihn die erste englische Woche nach seiner langen Verletzungspause ist. Beim Siegtor hat Benjamin Lauth eine tolle Vorbereitung geleistet. Er ist einer der wenigen Spieler in Deutschland, der einen Gegner im direkten Zweikampf ausspielen kann."
Haben Sie im Hinblick auf die Nominierung Ihres EM-Kaders neue Erkenntnisse gewonnen?
"Man darf solch ein Spiel auch nicht überbewerten. Rund zwei Drittel der EM-Fahrer stehen schon praktisch fest. Bei den Übrigen fällt die Entscheidung nach den nächsten beiden Spielen gegen Belgien und in Rumänien."