Der Aktienkurs von Premiere ist innerhalb von drei Tagen auf weniger als die Hälfte geschmolzen, die Abonnentenzahl um 940 000 nach unten korrigiert worden - und bis zum Ende des Jahres soll der schwer angeschlagene Pay-TV-Sender einen neuen Vertrag mit der Liga abschließen. Das wichtigste Instrument der Deutschen Fußball- Liga (DFL), um den Schaden möglichst gering zu halten, ist ein pfiffiges Spielplan-Modell mit mehr Terminen. Doch an Premiere kommt die Liga nicht vorbei.
Mit dem Eingeständnis drastisch überhöhter Kundenzahlen und der Ankündigung eines großen Verlustes hat Premiere in den zurückliegenden Tagen die Börse schockiert, aber auch viele Fußball-Manager verunsichert. Die Nachrichten kamen für die Liga zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, denn schließlich sollen nach dem gescheiterten Sirius-Deal möglichst noch bis zum Ende des Jahres die neuen Fernseh-Verträge unterschrieben sein. Rund 205 Millionen Euro zahlt der Pay-TV-Sender derzeit jährlich an die Liga, und mindestens genauso viel sollen es nach der neuen Ausschreibung sein.
DFL: Die Bundesliga braucht "Premiere"
"Wir waren und sind der Meinung, dass die Bundesliga unbedingt angewiesen ist auf ein starkes Pay-TV-Segment", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert dem Fachmagazin "kicker". "Weil wir dieser Auffassung sind, werden wir in der kommenden Ausschreibung für Pay-TV-Anbieter attraktive Paket- Konstellationen anbieten."
Bei Premiere geht es derzeit allerdings höchst turbulent zu. Nach der Ablösung von Michael Börnicke hat der neue Unternehmenschef Mark Williams ermitteln lassen, dass Premiere nur rund 2,4 Millionen direkte Abonnenten sowie knapp 1,2 Millionen Kunden über diverse Partner hat. Zudem geht der aus dem Imperium von Medienmogul Rupert Murdoch stammende Manager im laufenden Jahr von einem Minus von 40 bis 70 Millionen Euro aus und übernahm vor dem Wochenende das Finanzressort von Alexander Teschner. Der Aktienkurs brach ein und stand am Montagmittag bei 3,90 Euro.
Der Spielplan zerplittert
Schon jetzt ist klar, dass es künftig zersplitterte Spielpläne für die 1. und 2. Liga geben wird. Die wichtigsten Änderungen sind, dass drei Erstliga-Partien am Sonntag und Zweitliga-Begegnungen am Samstag ausgetragen werden. Damit soll mehr Sendezeit geschaffen werden. Diese wird aber nicht nur für Premiere ausgeweitet. Höhere Einnahmen sind auch dann zu erzielen, wenn die Live-Rechte von mindestens einem Erstliga-Spiel an frei empfangbare Sender wie Sat.1, RTL oder die öffentlich-rechtlichen Sender verkauft würden.
Wie die Spielpläne tatsächlich aussehen werden, ist aber wohl noch offen, zumindest dementierte die Liga. "Es gibt noch kein endgültiges Modell", sagte DFL-Sprecher Christian Pfennig am Montag zu den Spekulationen über die neue Verteilung der Partien. "Die Spielpläne der 1. und 2. Bundesliga sowie die Verwertungspakete werden Ende Oktober vorgestellt."
Der "kicker" berichtet, dass von der Saison 2009/10 an ein Erstliga-Spiel am Samstag um 18 Uhr beginnt. Am Sonntag soll es außerdem eine Partie um 15.30 Uhr und zwei um 17.30 Uhr geben. In der Vorwoche hatte "Bild" über drei Sonntagspiele um 13.30 Uhr, 15.30 Uhr und 17.30 Uhr berichtet.