Werder-Boss Jürgen L. Born "Ribéry wäre schon einer für uns"

Vor dem Spitzenspiel gegen Bayern München spricht Werder-Bremen-Boss Jürgen L. Born im stern.de-Interview über falsche Pressemeldungen aus Italien, das Verhältnis zu den Bayern und über den Problemfall Carlos Alberto.

Herr Born, die Bild-Zeitung zitierte am Freitag ihren Superstar Diego mit den Worten, dass er "sehr interessiert" an einem Wechsel zu Juventus Turin sein soll. Das soll Diego in Dublin einem italienischen Reporter am Rande des Länderspiels zwischen Brasilien und Irland gesagt haben. Wie sehr stört Sie so eine Aussage zwei Tage vor dem Spiel der Saison gegen die Bayern?

Ich bin wirklich fassungslos, was man sich alles bieten lassen muss. Ich habe eben noch mit Diego gesprochen, das ist unfaire Berichterstattung, unmöglich, was die Gazzetta dello Sport daraus gemacht hat. Ich glaube ihm, dass er so eine Aussage niemals getätigt hat. Wörtlich hat er lediglich gesagt, dass es ihn ehrt, wenn ein solcher Club wie Juventus Interesse an seiner Person bekundet. Es gibt im Übrigen überhaupt kein Angebot für ihn. Im Gegenteil: Diego betont in jedem Gespräch mit mir, wie wohl er sich bei uns fühlt, und welche Chancen sich für ihn durch Werder erst ergeben haben. Man denke nur an seine Auftritte in der brasilianischen Nationalmannschaft.

Werder hat einen klassischen Fehlstart hingelegt. Mit einer weiteren Niederlage könnte der Meisterschaftszug endgültig ohne Werder abfahren. Warum ist die deutsche Meisterschaft am Sonntag um 19.20 Uhr immer noch offen?

Die Meisterschaft bleibt offen, unabhängig davon, wie das Spiel am Sonntag ausgeht. Es gab in dieser Saison schon ganz andere Konstellationen. Nach dem Spitzenspiel stehen noch 15 Spiele auf dem Programm, 45 Punkte sind noch zu vergeben.

Beiden Teams fehlen wichtige Schlüsselspieler, man denke nur an Naldo und Ribéry. Welcher Ausfall wiegt schwerer? Wer ist wichtiger: Naldo für Werder, oder Ribéry für die Bayern?

Es fehlen doch nicht nur zwei Spieler. Auch Torsten Frings ist nicht dabei. Mit Ausfällen muss man immer fertig werden. Das gilt für beide Mannschaften.

Wenn Sie sich einen Bayern-Spieler für die neue Saison aussuchen dürften, wen würden Sie - abgesehen von Podolski - mit Kusshand nehmen?

Ribéry wäre schon einer für uns. Das ist ein Ass, den könnte ich mir gut an der Seite von Diego vorstellen (lacht).

Es hat zuletzt Störungen zwischen den Club-Oberen der Bayern und Bremen gegeben, auch wegen des nicht ganz stilvollen Treffens der Münchener mit Miro Klose zur Anbahnung des Transfers. Wie würden sie das Verhältnis der beiden deutschen Vorzeigeclubs heute bezeichnen. Gibt es noch das traditionelle Essen der Führungsetagen vor dem Nord-Süd-Gipfel?

Das Thema 'Klose' ist zwischen uns besprochen und ausgeräumt. Wir haben regelmäßigen Kontakt und Austausch in allen wichtigen Fragen des Fußballs. Das Verhältnis ist gut, professionell und gut, wie sich das gehört. Und ja, die Einladung vor dem Spiel am Sonntag hat es auch dieses Jahr wieder gegeben. Wir werden uns treffen.

In der Champions League ist Werder in der Vorrunde ausgeschieden, den DFB-Pokal kann man ebenfalls nicht mehr gewinnen. Was muss passieren, damit Sie die Saison als erfolgreich abbuchen?

Ein Titel wäre natürlich schön, und dann wäre es automatisch auch eine richtig erfolgreiche Saison.

Mit Carlos Alberto hat sich Werder eigentlich zum ersten Mal einen richtig teuren Fehleinkauf geleistet. Sie sind ein Kenner des brasilianischen Fußballs und des südamerikanischen Kontinents. Warum hat sich dieser begnadete Fußballer nicht in Bremen durchsetzen können? Und jetzt sagen Sie nicht, dass es am Wetter lag...

(Lacht)…also die norddeutsche Tiefebene ist schon hart für Brasilianer. Aber Scherz beiseite: Der Start mit den Krankheiten verlief ungünstig, und er hatte auch große Anpassungsschwierigkeiten, das ist nicht zu leugnen. Aber wir zweifeln weiterhin nicht an seinen Fähigkeiten. Wir gehen auch nicht soweit und stempeln ihn bereits als Fehleinkauf ab. Jetzt schauen wir erstmal, wie er sich in Brasilien so schlägt. Und dann kommt er vielleicht wieder. Ich habe Carlos Alberto noch lange nicht abgeschrieben.

Interview: Klaus Bellstedt

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