Olympia 2012 in London Deutsche Ringer mit Außenseiter-Chancen

Mit einem vierköpfigen Miniteam reisen die deutschen Ringer nach London. Nach mageren Jahren hat man den Anschluss an die Weltspitze hergestellt, doch mehr als außenseiterchancen haben die deutschen Starter nicht.

Das Quartett des Deutschen Ringer-Bundes hat in London nur Außenseiter-Chancen. Kampflos ergeben kommt aber nicht in Frage. Denn nach Silber für Mirko Englich 2008 in Peking lautet auch dieses Mal das Motto: "Einer wird durchkommen".

Über Olympia-Erfahrung verfügt lediglich Alexandra Engelhardt vom KSC Friesenheim. Der Rest des Miniteams betritt Neuland. "Ich fahre nicht als Touristin dorthin, eine Medaille ist das Ziel. Olympia hat eigene Gesetze, ich bin erfahren genug, um das ganze Drumherum auszublenden", betonte Engelhardt. Sie ist extra aus der geliebten 51er Kategorie ins olympische Limit bis 48 Kilogramm gewechselt. "Gewicht machen ist reine Kopfsache, ich denke, dass ich das gut im Griff habe", sagte die 29 Jahre alte Sportsoldatin. Immerhin acht Kilogramm muss sie vor dem Wettkampf abspecken.

Diese Probleme hat Superschwergewichtler Nick Matuhin vom 1. Luckenwalder SC nicht. Der Freistilexperte kann für die Duelle mit den schweren Jungs bis 120 Kilogramm jedes Gramm benötigen. Seine schwere Schulterverletzung und die Kampfpause von eineinhalb Jahren sind vergessen, dies unterstrich er bei der EM 2011 in Dortmund mit Platz fünf. Doch nun kommen in seinem Limit noch die starken Gegner aus Kuba, Iran, den USA und Japan dazu. "Wenn ich schon bei Olympia bin, dann will ich auch eine Medaille. Ich werde kämpfen bis zum Umfallen", versprach der auszubildende Feuerwehrmann.

Freistilkollege Tim Schleicher vom SV Johannis Nürnberg startet in der Kategorie bis 60 Kilogramm. Er hatte sich das Olympia-Ticket beim letzten Qualifikationsturnier in Helsinki mit einem Blitzangriff drei Sekunden vor Schluss geholt. Er ist also ein Mann mit starken Nerven. "Die Leistungsdichte in meiner Gewichtsklasse ist sehr groß. Doch eine Medaille ist mein Ziel. Dabei mache ich keine Rechenspiele. Ab der Waage bin ich im Wettkampfmodus", meinte der Sportsoldat.

Das erste deutsche Olympia-Ticket hatte Frank Stäbler aus Musberg als WM-Fünfter 2011 in Istanbul geholt. Der Griechisch-Römisch-Ringer im Limit bis 66 Kilogramm war aufgrund von Verletzungen nur als Ersatzmann mitgereist und überraschte dann alle. Bestätigt hat er diese Spitzenleistung bei der EM 2012 in Belgrad mit dem Titelgewinn. "Bei Olympia ist alles möglich", sagte Stäbler.

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Von Frank Kastner /DPA

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