Meinung USA-Spiel des FC Barcelona gecancelt: Die Begrenzung des Exzesses funktioniert

Marcus Rashford (l.) und Frenkie de Jong vom FC Barcelona
Spieler wie Marcus Rashford (l.) und Frenkie de Jong vom FC Barcelona protestierten gegen die Verlegung einer Ligapartie nach Miami – mit Erfolg
© Alex Caparros / Getty Images
La Liga hat das Spiel des FC Barcelona in Miami nach Protesten gecancelt – ein ermutigendes Zeichen, aber die Entwicklung zu noch mehr Kommerz wird es nicht stoppen.

Am Dienstagabend war es amtlich: Die spanische Fußball-Liga teilte mit, dass sie die für den 20. Dezember geplante Partie zwischen dem FC Barcelona und dem FC Villarreal in Miami abgesagt hat. La Liga verwies nebulös auf den Veranstalter, die US-Sportagentur Relevent Sports, die um die "Verschiebung" des Spiels in eine unbestimmte Zukunft gebeten hatte. 

Die Agentur hat mit La Liga eine Joint-Venture-Partnerschaft, um den spanischen Fußball in Nordamerika zu vermarkten. Die Absage oder "Verschiebung" sei der "Unsicherheit geschuldet, die in den letzten Wochen in Spanien entstanden ist", hieß es gequält von Seiten der Liga.

Xabi Alonso und Hansi Flick waren gegen das Auslandsspiel

Die Begründung ist verquaster Unsinn. Sie stellt nur den unbeholfenen Versuch dar, sich verbal aus der Tatsache herauszuwinden, dass die Proteste gegen das Auslandsspiel unter Trainern, Profis und Anhängern zu groß waren. Warum man das nicht klar benennt, bleibt das Geheimnis von La Liga.

Seit man im August bekannt gegeben hatte, dass das erste Meisterschaftsspiel in der Geschichte der spanischen Liga im Ausland geplant werde, hatte es Kritik gehagelt. Fans, Spieler und Trainer wie Xabi Alonso von Real Madrid und Hansi Flick, als Trainer des FC Barcelona direkt betroffen, sprachen sich gegen das Vorhaben aus. Aus unterschiedlichen Gründen: Reisestress, Wettbewerbsverzerrung, Ausschluss der heimischen Fans.

Am vergangenen Wochenende erreichten die Proteste ihren Höhepunkt. Erst stellte sich die Spielervereinigung auf die Seite der Kritiker, dann wurde in jedem Stadion nach Anpfiff für 15 Sekunden nicht gespielt. Die TV-Liveübertragung überspielte den Protest mit der Außenansicht des Stadions. Ein lächerlicher Akt der Zensur, der die Wucht des Protests nicht verringerte.

FC Barcelona unterstützt Expansion

Was bleibt, ist die beruhigende Erkenntnis, dass nicht jeder kommerzielle Exzess durchsetzbar ist, auch nicht in Ligen, die in der Vermarktung weiter (oder skrupelloser) sind als die Bundesliga. Irgendwann ist es zu viel. Spanische Klubs tragen bereits das Supercopa-Turnier (ein aufgeblähter Supercup mit vier Teams) im Winter in Saudi-Arabien aus. Ein sportlich unbedeutender Wettbewerb, den man gerne zur Profitmaximierung nutzt. Zahlreiche Testspiele großer europäischer Klubs finden in Ländern mit "interessanten Märkten" statt. Doch die Austragung eines Ligaspiels im Ausland hat den Bogen offenbar überspannt.

Leider, auch das gehört zur Wahrheit, ist die Absage des Miami-Spiels nur ein Etappensieg. Der Kampf um die Zukunft des Fußballs geht weiter. Neue Vermarktungsideen werden folgen. La Liga wird, wie andere Ligen auch, die "Generierung neuer Einnahmen" und die "globale Expansion unserer Liga" weiter verfolgen, so viel ist sicher. Und nicht zu vergessen: Vereine wie der FC Barcelona unterstützen unter ihrem Präsidenten Joan Laporta derartige Vorhaben. Der Riss geht mitten durch den Fußball.

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos

Mehr zum Thema