Ihre Olympia-Pläne kann Gunda Niemann-Stirnemann einmotten - zumindest für neun Monate. Die 35-jährige Olympia-Favoritin erklärte am Mittwoch in Erfurt überraschend ihren Verzicht auf die Teilnahme an den Rennen in Salt Lake City. »Ich bin schwanger. Es ist ein kleiner Querschläger, der nicht eingeplant war, aber halt kommen wollte und sollte«, sagte die 19-malige Eisschnelllauf-Weltmeisterin aus Thüringen. Erst am Montag habe sie selbst davon Kenntnis erhalten, befinde sich die siebte Woche in anderen Umständen.
Immer ein Kind gewünscht
Gunda Niemann-Stirnemann, die in Salt Lake City die große Chance gehabt hätte zur erfolgreichsten Winter-Olympionikin Deutschlands aufzusteigen, war anfangs jedoch relativ geschockt vom Ergebnis des Schwangerschaftstests. »Ich war zunächst wütend, weil die ganze Planung nun durcheinander gerät. Aber je mehr ich mich mit der Schwangerschaft befasst habe, ist die Freude durchgebrochen. Ich habe mir doch immer so sehr ein Kind gewünscht«, gestand sie. »Da ist es jetzt auch völlig egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird«, fügte ihr Gatte und Manager Oliver Stirnemann hinzu.
Karriereplanung läuft weiter
Trotz der vermasselten Olympia-Vorbereitung fühlt sich der zukünftige Mutter noch längst nicht am Ende ihrer Karriere: »Ich habe auf jeden Fall das Ziel, die Schlittschuhe noch einmal anzuziehen«. »Das bin ich auch meinem Trainer Klaus Ebert schuldig, der es auch mit als Erster erfahren hat. Ich will 2003 zu den Weltmeisterschaften in Berlin noch einmal dabei sein«, stellte »Gold-Gunda« entschlossen fest. Noch am Wochenende war die Erfurterin bei der »Wetten dass«-Show im ZDF aufgetreten, ohne etwas von der »Karriere-Knick« zu ahnen.
Glänzende Vorbereitung
Die Saison-Vorbereitung war bislang voll nach Plan gelaufen, die Ausgangswerte waren noch besser als in den Vorjahren. »Deshalb war ich ja auch so perplex, als ich es erfuhr« führte sie aus. Erst im März dieses Jahres hatte Gunda Niemann-Stirnemann mit WM-Erfolgen auf dem Olympia-Eis von Salt Lake City über 3000 und 5000 m ihre ungebrochene Dominanz auf den langen Strecken unter Beweis gestellt.
Erster olympischer Auftritt 1988
Ihre olympische Karriere hatte sie schon 1988 gestartet, als sie in Calgary für die DDR startend über 1500 und 5000 jeweils siebte Plätze belegte. Mit zwei Mal Gold und ein Mal Silber in Albertville avancierte sie bereits vier Jahre später zur überragenden Teilnehmerin im gesamtdeutschen Olympia-Team. Doch schon zwei Jahre später musste die Thüringerin in Hamar den größten Rückschlag ihrer Laufbahn hinnehmen. Als haushohe Favoritin gestartet, stürzte sie im 3000-m-Rennen und fand danach auch über 1 500 m (3.) und 5000 m (2.) nicht zum für den Olympiasieg nötigen Selbstvertrauen. Mit dem 3000- m-Erfolg in Nagano setzte sie 1998 einen weiteren Glanzpunkt.
Drei Gold-OScars
Drei Mal wurde Gunda Niemann-Stirnemann in den 90er Jahren mit dem Eis-Oscar für die beste Saisonleistung geehrt und erwies sich zwischen 1991 und 1999 insgesamt acht Mal als beste Allrounderin bei Mehrkampf-Weltmeisterschaften. Elf Einzelstrecken-WM-Titel und acht Mal Mehrkampf-EM-Gold komplettieren die unvergleichliche Medaillensammlung der Erfurterin.