Die Holzlaube am Eingang der Minigolfanlage wirkt verstaubt und etwas brüchig; eine ältere Dame hinter dem Tresen verkauft Süßigkeiten, belegte Brötchen und Café - Latte Macchiato immerhin. Viele Anhänger der kleinen Schwester des "großen" Golfs lieben ihre Anlage genau so, weil es sich anfühlt wie ein Ausflug in die Kindheit: 60er Jahre Lampen, Gartentische mit Wachstischdecken, dazu ein Capri-Eis am Stil. Versuche, aus dem Spiel ein kultiges Event zu machen, können sich nicht so recht durchsetzen. Der Minigolfsport in Deutschland ist in diesem Jahr 50 Jahre alt geworden.
Eine 18-Loch-Runde ist auch heute oft noch für unter drei Euro zu haben und damit eine ideale Freizeitbeschäftigung für Familien mit knappem Budget. Nach einem Popularitätseinbruch in den 80er Jahren wächst die Zahl der Anhänger heute wieder. "Eine Zeit lang gab es einfach zu viele aufregende Alternativen - Bungee-Springen und Mountainbiking waren plötzlich angesagt", erläutert Michaela Mohr vom Deutschen Minigolfsport Verband (DMV) in Bamberg. Jetzt gebe es wieder mehr Anmeldungen: "Die Menschen haben weniger Geld zur Verfügung, Urlaub ist für viele nicht drin. Da fragt man sich wieder, was man selbst früher als Kind gemacht hat." Als Freizeitsport sei Minigolf sogar populärer als Fußball.
Über 300 Vereinen haben sich organisiert
Die Verbände lassen nichts unversucht, neue Zielgruppen für das Spiel zu begeistern. Im DMV sind aktuell rund 11.000 Mitglieder in über 300 Vereinen organisiert. Der österreichische Bahnengolfverband (Askö Wien) lockt Singles mit der Aktion "Flirt, Party & Play - Minigolf & More" und bietet DJ und chill-out-Bereich. Eine Hamburger Anlage bietet Nacht-Turniere bei romantisch gedämpftem Licht. "Klar, dass es dabei auch ums Anbaggern geht", sagt Pächterin Sabine Biermann lachend. Bei ihren Veranstaltungen mit Cocktails und Grillspezialitäten hätte sich am Rande der Bahn schon die eine oder andere Beziehung entwickelt.
Mehr Informationen unter
Deutschen Minigolfsport Verband
www.minigolfsport.de
Österreichische Bahnengolfverband
(Askö Wien)
www.minigolf-web.at
Minigolf Europacup 2006 (5.-7. Oktober, Algés in Portugal)
www.ec-alges06.com
Wohl kaum jemand, der nicht schon einmal schier verzweifelt wäre an Hindernissen wie "Blitz", "Vulkan", "Niere" oder "Labyrinth". Miterfinder war der Hamburger Sieghardt Quitsch. Der 74-Jährige, der auch die deutsche Senioren-Nationalmannschaft trainierte, gilt als "Vater" des Minigolfs in Deutschland. Vor 50 Jahren entwarf der angehende Gebrauchsgrafiker mit einem Team das Urmodell der bis heute genormten international verbreiteten Miniaturgolfbahnen. Quitsch: "Dann ging es Schlag auf Schlag. Jede Woche entstanden in Deutschland 5 bis 10 neue Bahnen", erinnert er sich. Heute gibt es bundesweit mehr als 1500 Anlagen. Bereits 1956 wurden nach DMV-Angaben die ersten Deutschen Meisterschaften ausgetragen.
Freestyle-Minigolf-Club
Versuche, das Spiel als Kult und Retro-Trend aufzupeppen, gibt es immer wieder. So eröffneten Berliner Werber im Frühjahr 2005 den nach eigenen Angaben ersten deutschen Freestyle-Minigolf-Club - eine Bahn mit Strandbar-Ambiente. Eine Art Afterwork-Party mit Latte Macchiato, sommerlichen Cocktails und Sandwiches an der Bar, dazu HipHop aus den Boxen. Statt eines Metall-Loopings wurden Bäume, eine Jeans oder Autoreifen zum Hindernis im Parcours.
Doch schon bald blieben die Liegestühle im aufgeschütteten Sand leer. "Wir spielten nur einen Sommer", hieß es von den Betreibern. Möglicherweise lag es am Wetter, vielleicht war aber auch die Kluft zwischen dem "Golf des kleinen Mannes" und Szenegängern oder erfolgreichen Managern zu groß.