Mit der Ankündigung seines Comeback beim Weltcup-Springen in Willingen hat sich Sven Hannawald nach Wochen des Schweigens erstmals wieder zu Wort gemeldet. "Der Plan ist jetzt, in Willingen dabei zu sein", teilte der Hinterzartener am Freitag auf seiner Internet-Homepage mit und beendete damit das Rätselraten um seine weitere Saisonplanung. "Er hat wieder Glanz in den Augen und Freude am Sport", berichtete Bundestrainer Wolfgang Steiert, der eine endgültige Entscheidung über Hannawalds Start am nächsten Wochenende aber erst zu Wochenbeginn treffen will.
Arbeit an "neue Granaten"
Wegen Formschwäche hat Hannawald seit dem 17. Januar keinen Wettkampf mehr bestritten und auch auf einen Start beim Skiflug- Weltcup am Samstag und Sonntag in Oberstdorf verzichtet. Während dieser Pause hat der 29-Jährige offenbar auch über ein Karriereende nachgedacht. "Mir schwirrten sehr viele Gedanken durch den Kopf. Auf der einen Seite wollte ich alles geben, auf der anderen Seite stellte sich mir die Frage, was soll das alles? Das war für mich eine Situation, die ich nicht kannte", sagte er im Rückblick.
Absage in Oberstdorf
Während das deutsche Team am Wochenende im Allgäu eine gelungene Generalprobe für die Skiflug-Weltmeisterschaft in zwei Wochen in Planica anstrebt, feilt Titelverteidiger Hannawald im Schwarzwald mit neuem Elan an seiner Form. "Ich wäre liebend gerne gesprungen. Aber mein ganzes System ist noch nicht stabil genug. Es fehlen noch die Granaten. Deswegen bringt es mir nichts, in Oberstdorf zu springen", begründete er seine Abstinenz.
Nach seiner überstürzten Abreise vom Weltcup Mitte Januar in Zakopane war Hannawald auf Tauchstation gegangen. "Um vorwärts zu kommen, brauche ich Ruhe. In meinem Schneckenhaus ist keiner außer mir. Ich kenne mich sehr gut und weiß, dass ich genau diese Ein-Mann- Situation brauche. Das ist vielleicht schwierig zu verstehen, aber es ist mein Weg", erklärte der zweimalige Skiflug-Weltmeister, der sich erst in der Vorwoche im Trainingslager in Lillehammer unter die Obhut von Bundestrainer Steiert begeben hatte. "Wolfgang ist der Einzige, der in einer solchen Situation an Hannawald herankommt", erklärte der im Deutschen Skiverband (DSV) für den Skisprung zuständige Technische Leiter Rudi Tusch.
"Er ist ein sehr sensibler Mensch und benötigt immer dann individuelle Betreuung, wenn er einen Super-GAU hatte", verriet Steiert die Maßnahme, die nach Ansicht von Tusch Früchte getragen hat. "In Lillehammer hat sich Hannawalds Verkrampfung gelöst", äußerte er sich zuversichtlich, dass der einstige Vorflieger seine Krise überwunden hat.
Zusammenarbeit mit Psycholgen
Immerhin haben Hannawalds Probleme die Führungsspitze des Verbandes aufgeschreckt und zu einem Umdenken veranlasst. "Wir werden im Bereich Psychologie künftig stärker mit Fachleuten zusammenarbeiten und nach der Saison Gespräche führen, wer uns da weiterhelfen kann", kündigte Tusch den Einsatz von geschultem Personal an. Da sich Steiert als Bundestrainer nicht mehr ausschließlich um Hannawald kümmern könne, wie er dies als Heimtrainer jahrelang getan hatte, müsse man nach Alternativen suchen. "Es wird aber keinen festen Team-Psychologen geben", erklärte Tusch.