Was vor kurzem kaum jemand mehr für möglich hielt, ist Realität geworden. Der Krieg ist zurück in Europa. Russland hat die Ukraine angegriffen. Eine neue Epoche hat begonnen, eine neue Zeitrechnung.
Krieg heißt aber auch: Leid. Vielfaches, tausendfaches Leid. Auch heute, und auch in der Ukraine. Mehrere hunderttausend Menschen sind schon jetzt auf der Flucht. Die Vereinten Nationen rechnen mit vier Millionen Flüchtenden, die über die Grenzen kommen werden. In den umkämpften Gebieten sind Häuser zerstört, Wasserleitungen geborsten, die Elektrizitätsversorgung ist in manchen Orten zusammengebrochen. Und das in einem Land, dessen Osten schon seit acht Jahren in einer Art permanentem Kriegszustand lebt.
Das Leid der Menschen in der Ukraine bewegt auch hier. Die Stiftung stern ist von Hilfsbereitschaft der Deutschen überwältigt. Gleich in den ersten Tagen des Krieges erreichten uns zahlreiche Spenden, so dass wir schon jetzt 100.000 Euro an Partnerorganisationen weiter reichen konnten.
HIlfsorganisationen bitten darum, nicht unbedingt in Eigeninitiative Sachspenden zu sammeln oder sich mit Autos voller Kleidung, Essen oder Medikamente ohne Abstimmung mit Behörden oder Informationen, wo das Material hin soll, auf den Weg in die Ukraine zu machen. Gut gemeinte, aber nicht abgestimmte Lieferungen können wichtige Transport- und Sortierkapazitäten binden. Sie helfen leider nicht häufig so, wie man aus der Ferne vorher glaubte, manchmal behindern sie sogar die humanitäre Arbeit vor Ort.
Zuletzt haben die Zentralen des Polnischen und Ukrainischen Rotes Kreuz in einem Appell an ihre Schwestergesellschaften darauf hingewiesen, dass keinerlei Kapazitäten zur Annahme nicht abgesprochener und nicht angeforderter Hilfslieferungen bestehen. Eine andere Lage kann sich ergeben, wenn ein sehr enger und langjähriger Kontakt besteht und gezielt Notwendiges für einen bestimmten Ort besorgt und gebracht wird. Wer Flüchtende bei sich aufnehmen will, wendet sich am besten an die jeweiligen Ämter der Kommunen, Städte oder Kreise – die sind in Deutschland für die Unterbringung von Geflüchteten zuständig.
Geldspenden geben den Hilfsorganisationen die Chance, gezielt nach dem jeweiligen Bedarf vor Ort vorzugehen. Auch die Kooperationspartner der Stiftung stern verweisen darauf. Bei der Auswahl unserer Partnerorganisationen legen wir Wert darauf, deren Arbeit vor Ort zu kennen. Unsere Reporterinnen und Reporter haben das Land in den letzten Jahren immer wieder bereist, haben mit den Menschen gesprochen und auch Organisationen kennengelernt, die unbürokratisch und konkret den Betroffenen helfen.
Etwa die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ukrainischen Organisation "Proliska", die seit Jahren Familien in den zerstörten Dörfern nahe der Kontaktlinie im Donbass helfen. In diesen Tagen sind sie dabei, Menschen unter größten Anstrengungen aus den Kriegsgebieten zu evakuieren, wie etwa die 24 Jungen und Mädchen, die Proliska aus dem Keller eines Kinderheims in Schtschastja mit einem Bus durch die russischen Linien hindurch in Sicherheit bringen konnte. Proliska ist politisch neutral. "Wir helfen jedem", sagt der Gründer der Organisation, Jewgenij Kaplin. "Wir reden nicht über Politik."
Darüber hinaus unterstützen wir die Helferinnen und Helfer der Caritas, auch diese sind noch vor Ort in der Ukraine aktiv. In Sozialzentren versorgen sie Menschen mit Lebensmitteln und Medikamenten, stellen Notunterkünfte, versuchen Transporte zu organisieren. Inzwischen sind mehr als eine Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen, allein in Polen sind 500.000 angekommen. Auch diese Menschen können wir und die Caritas vor Ort dank Ihrer Spende versorgen.
Einen Teil der Soforthilfe leiten wir auch an eine Organisation weiter, die uns aus dem vergangenen Jahr bekannt ist: die "AHRche". Im von der Flut zerstörten Ahrtal hat dieser Verein damals ein Camp mit Hilfsangeboten für die Betroffenen aufgebaut: vom Kindergarten über Werkstätten bis zum Waschsalon. Jetzt planen die Mitarbeiter um "AHRche"-Gründer Lukas Bornschlegl, aus dieser Erfahrung schöpfend, ein ähnliches Camp in Molawien aufzubauen – einem der ärmsten Länder Europas. So sollen die dort ankommenden ukrainischen Flüchtenden versorgt werden. Ein Grenzen überschreitendes Projekt, das uns Hoffnung gibt.
Wir leiten Ihre Spenden ohne Abzug an diese Organisationen weiter, die den Flüchtenden vor Ort und in den angrenzenden Nachbarländern helfen.