"Eine Bank fürs Leben" – dieser Werbespruch der Postbank gilt auch für mich. Als ich mit 15 Jahren als Schüler bei einem Ferienjob mein erstes Geld verdiente, musste ein Konto für den bargeldlosen Zahlungsverkehr her. So wurde ich Kunde der Postbank, damals noch "Postgiroamt" genannt.
Über die Jahre, oder besser Jahrzehnte, habe ich die Transformation des Bankgewerbes miterlebt. Anfangs galt es, die Überweisungsbelege noch handschriftlich auszufüllen, in einen blauen, gebührenfreien Briefumschlag zu stecken und per Post abzuschicken.
Nach dem Telefon-Banking kam das Home- und Mobile-Banking und die immer perfektere Digitalisierung, mit der alle Arbeitsschritte auf Kundenseite verlegt wurden. Doch mit zunehmender Cyberkriminalität wurde das Authentifizierungverfahren bei jeder Transaktion komplexer. Ein Passwort reichte nicht mehr. Da wechselten sich diverse Tan-Verfahren einander ab, von Papier über SMS-Tan, Chip-Tan bis zur BestSign App auf dem Smartphone. Die neue EU-Richtlinie machte 2019 eine Zwei-Faktor-Authentifizierung erforderlich – das habe ich alles mitgemacht.
Der Einfachheit halber lasse ich mir den Kontoauszug dennoch einmal im Monat ausgedruckt zuschicken. Voll analog, aber praktisch: Einfach alle Zahlen überprüfen und abheften. Natürlich ist dieser Service längst kostenpflichtig. Pro Quartal werden an Kontogebühren 7,50 Euro fällig. Das ist völlig in Ordnung.
"Wechseln Sie einfach in unser Komfortkonto"
Jetzt bekam ich außer der Reihe Post. Keine Werbung für einen Sofortkredit oder eine goldene Visa-Karte, sondern eine Mitteilung unter der Betreffzeile "Aus Postbank Giro 3000 plus wird Giro plus". Ah, da hat sich die Marketingabteilung mal die Vereinfachung einer Bezeichnung ausgedacht.
Weit gefehlt. Es geht im Kern darum, dass mein Kontomodell und die damit verbundenen Konditionen zum 1. April abgeschafft werden. "Dadurch gelten für Sie neue Entgelte", heißt es in dem Schreiben. Dann folgt die Zahl: 5,90 Euro im Monat – nicht im Quartal. Macht eine Erhöhung von 2,50 auf 5,90, also um 135 Prozent. Und ob darin der monatliche Ausdruck bereits enthalten ist oder noch addiert werden muss, bleibt offen.
Das ist noch nicht alles. "Bitte wenden", heißt es. Dort steht die gute Nachricht. "Sie brauchen nichts tun, denn wir stellen Ihr Konto automatisch um". Na prima, dann buchen sich die Postbänker statt 7,50 Euro pro Quartal automatisch 17,70 Euro ab.

Doch die Tochterfirma der Deutschen Bank macht mir – und Millionen anderer Postbankkunden – ein Angebot. "Wechseln Sie einfach in unser Komfortkonto Postbank Giro extra plus". Damit könnte sich jeder Kunde "das monatliche Entgelt für die Kontoführung sparen" und erhält sogar eine kostenlose Kreditkarte dazu.
Doch es gibt für den Wechsel neben monatlich "3000 Euro Geldeingang" eine Hürde bürokratischer Natur. Von wegen "einfach": Für die Umstellung soll ich ein achtseitiges PDF ausfüllen, meinen Ausweis kopieren oder das Postidentverfahren bei einem Postamt nutzen, was vom Aufwand her der Neubeantragung eines Kontos gleichkommt. Informationen über die Entgelte für den Postversand der monatlichen Ausdrucke finde ich auf keiner der vier weiteren Seiten mit Kleingedrucktem.
Neue Entgelte bei Abheben mit der Sparcard im Ausland
Sorry, Postbank, da habt Ihr den Bogen überspannt. Zumal ich erst eine Woche zuvor einen Brief wegen meiner Sparcard von der Postbank im Briefkasten hatte. Diese Karte war besonders praktisch, weil ich damit bei meinen Reisen an Geldautomaten weltweit Bargeld ziehen konnte – bis zu vier Mal im Jahr ohne Gebühren.
Vor Jahren war die Limitierung der kostenlosen Auszahlungen noch nicht auf vier begrenzt. Jetzt wurde mir aber mitgeteilt, dass zum 1. Februar für jede "Rückzahlung an Geldautomaten fremder Kreditinstitute im Ausland" 5,99 Euro berechnet werden.
Auf das Thema kam ich mit einem Post-Mitarbeiter vor wenigen Tagen zu sprechen, als ich am Schalter mein Postsparbuch auflöste. Das blaue Heftchen hatte jahrlang in einer Schublade geschlummert.
Nicht ich, sondern der Postler hinter der Plexiglasscheibe fing an zu jammern. Er outete sich als ein Fan dieser Karte und nutzte sie gerne bei seinen Urlaubsreisen. Bis jetzt. Doch mit der Einführung der 5,99 Euro habe auch er die Sparcard abgeschrieben.
Für mich steht fest: Meine Treue zur Postbank ist nach Jahrzehnten vorbei. Ich werde das Geldinstitut wechseln. Postbank – eine Bank fürs Leben? Das ist für mich gewesen.