Festgeldangebote Rückkehr der Zinsen: So viel gibt es jetzt bei der Bank

Reich wird man mit Festgeld nicht, aber die Zinsen steigen langsam
Reich wird man mit Festgeld nicht, aber die Zinsen steigen langsam
© Totojang / Getty Images
Die Ära der Negativzinsen geht zu Ende. Jetzt gewähren die Banken auf Festgeld wieder Zinserträge. Wieviel für Sparer aktuell drin ist – und warum sie vielleicht noch warten sollten.

Wenn die hohen Inflationsraten eine positive Seite haben, dann die, dass Sparer wieder mit klassischen Zinserträgen rechnen können. Denn nach Jahren der Null- und sogar Minuszinsen vollzieht sich am Markt gerade eine große Zinswende. Um die Inflation zu bekämpfen, muss die Europäische Zentralbank ihre Politik des billigen Geldes beenden und die Zinsen erhöhen. Und das beginnt sich in den Angeboten der Banken zu zeigen.

Zahlreiche Geldinstitute haben in den vergangenen Wochen die Sparzinsen auf Festgeldangebote deutlich erhöht, wie ein Blick in die Zinsvergleichportale zeigt. So hat etwa der schwedische Finanzdienstleister Klarna gerade die Sparzinsen für sechs Monate Laufzeit von 0,25 Prozent auf 0,75 Prozent per annum angehoben. Wer zwei Jahre Laufzeit wählt, erhält bei Klarna statt bisher 1,48 Prozent jetzt 1,6 Prozent und bei drei Jahren Laufzeit sind es nicht mehr 1,4 sondern 1,65 Prozent pro Jahr. Die französische Renault-Bank bietet für zwei Jahre Festgeld 1,2 Prozent (vorher 0,75) und für drei Jahre 1,4 Prozent (vorher 1,0 Prozent). 

Inflation ist deutlich höher

Die beiden Institute gehören laut dem Finanzportal Biallo aktuell zu den attraktivsten Anbietern und die Zinssprünge sind beachtlich. Die Zahlen zeigen aber auch: Die Sparzinsen auf sichere Festgeldangebote reichen bei Weitem nicht aus, um die Geldentwertung durch die aktuellen Inflationsraten auszugleichen. Im Juni lag die Teuerungsrate gegenüber dem Vorjahr in Deutschland bei 7,6 Prozent, im gesamten Euro-Raum sogar bei 8,6 Prozent.

Etwas mehr Festgeld-Zins lässt sich noch herausholen, wenn man auf Anbieter aus Ländern mit leicht schwächerer Bonität zurückgreift, wie der Zinsvergleich beim Finanzportal FMH ergibt. Wer mit der gesetzlichen Einlagensicherung Litauens leben kann, der kann beim Anbieter Payray mit zweijährigem Festgeld 1,75 Prozent Zins pro Jahr bekommen und mit dreijährigem Festgeld 1,95 Prozent pro Jahr. 

Soll es auf jeden Fall ein Anbieter sein, der der gesetzlichen Einlagensicherung Deutschlands unterliegt, so schneidet aktuell die Pbb Direkt am besten ab. Sie bietet für zweijähriges Festgeld 1,25 Prozent und für dreijähriges 1,5 Prozent Zinsen pro Jahr an. Auch die Angebote der Creditplus – ebenfalls Deutschland – liegen nur knapp dahinter (siehe Tabelle).

Sogar Tagesgeld bietet wieder positive Renditen, wenn auch bescheidene. Den höchsten Tagesgeld-Zins gibt es laut FMH derzeit bei der estnischen Bigbank mit 0,35 Prozent Zins pro Jahr.

Tabelle: Festgeldangebote ausgewählter Anbieter (Zins pro Jahr in %)

Anbieter

Gesetzliche Einlagensicherung

1 Jahr

2 Jahre

3 Jahre

Payray

Litauen (hohe Sicherheit)

1,4

1,75

1,95

Klarna

Schweden (höchste Sicherheit)

1,3

1,6

1,65

Renault Bank

Frankreich (sehr hohe Sicherheit)

0,8

1,2

1,4

Pbb Direkt

Deutschland (höchste Sicherheit)

0,75

1,25

1,5

Creditplus

Deutschland (höchste Sicherheit)

0,7

1,2

1,2

Quellen: FMH, Biallo, eigene Recherche 

Zinsen dürften weiter steigen

Wer das Ersparte festverzinst anlegt, hat am Ende also etwas mehr, als wenn das Geld nur auf dem Girokonto rumdümpelt. Gegen die Inflation gerechnet verliert man mit Festgeld trotzdem Geld. Dafür kann man nicht empfindlich ins Minus rutschen, wie es vielen Aktienanlegern gerade passiert – und ein Totalverlust ist nahezu ausgeschlossen, da die gesetzlichen Einlagensicherungen selbst bei Pleite der Bank bis 100.000 Euro pro Kunde entschädigen.

Festgeld eignet sich, um Erspartes für eine gewisse Zeit sicher zwischenzuparken und den Realverlust etwas zu mildern. Wer langfristig - über zehn Jahre und mehr - eine solide Rendite erzielen will, ist mit einem Aktien-ETF, etwa auf den MSCI World, besser dran. Wer schon in Aktien investiert ist und an das Geld nicht kurzfristig dran muss, sollte einfach investiert bleiben, bis die Kurse wieder hoch gehen und nicht jetzt hektisch alles ins Festgeld rüberschieben.

Möglichst schnell beim Festgeld zuschlagen wie bei einem flüchtigen Schnäppchen muss man ohnehin nicht. Denn vermutlich stehen wir erst am Anfang der großen Zinswende. Die meisten Experten vermuten, dass die Inflation über längere Zeit hoch bleiben wird. Und dass der EZB-Ankündigung einer ersten Zinserhöhung im Juli weitere folgen werden. Was wiederum die Konditionen der Banken positiv beeinflussen dürfte. Sein komplettes Geld jetzt für drei Jahre fest anzulegen, ist daher wahrscheinlich nicht die schlaueste Entscheidung.

Aktuelle Festgeldangebote im Überblick finden Sie bei FMH oder Biallo. Einen kostenpflichtigen Vergleich bietet die Stiftung Warentest.