Brigitte Academy Besser verhandeln: Finanzexpertin gibt Frauen vier Ratschläge fürs nächste Gehaltsgespräch

Claudia Müller ist Autorin des Buches "Finanzen - Freiheit - Vorsorge" und ehemalige Referentin bei der Bundesbank
Claudia Müller ist Autorin des Buches "Finanzen - Freiheit - Vorsorge" und ehemalige Referentin bei der Bundesbank
Frauen verdienen oft immer noch weniger als Männer. Finanzexpertin Claudia Müller nennt vier Tipps, wie sie das im nächsten Gehaltsgespräch ändern können.

Bist du zufrieden mit deinem Gehalt? Bekommst du, was du verdienst? Fast zwei Drittel aller Frauen sind unzufrieden mit ihrem Gehalt. Noch immer gibt es einen ausgeprägten Gender Pay Gap von durchschnittlich 18 Prozent, die Frauen pro Stunde weniger verdienen als Männer. Allein das macht schon unzufrieden. Sicher fallen dir auch ganz persönliche Gründe ein, warum du eigentlich mehr verdienst, als du bekommst.

Aber warum gehst du dann nicht heute zu deiner Chefin, deinem Chef und vereinbarst das nächste Gehaltsgespräch, in dem du die Erhöhung fest machst? Und warum fällt das vielen Frauen schwer? Es liegt vor allem an drei Gründen: 1.) Wir unterschätzen, welche langfristigen Effekte schon eine kleine Erhöhung hat. 2.) Bequemlichkeit und 3.) fehlende Strategie. 

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Stell dir vor, du verdienst zurzeit 40.000 Euro pro Jahr brutto. Das heißt, dass du (in Steuerklasse 1) circa 2190 Euro pro Monat netto bekommst. Wenn du jetzt durch eine gute Gehaltsverhandlung oder einen Jobwechsel 10 Prozent brutto mehr verdienst, hast du 44.000 Euro pro Jahr, also 2370 Euro netto pro Monat. Du hast also jeden Monat 180 Euro mehr auf dem Konto.

Vielleicht denkst du: Das macht jetzt nicht so einen Riesen-Unterschied. Und am Ende ist es doch eh alles weg.

So viel bringt eine Gehaltserhöhung langfristig

Ja – wenn du das Geld einfach auf dein Konto fließen lässt, wird es vermutlich relativ schnell "versickern". Du gibst es aus, ohne wirklich wertzuschätzen, dass du jeden Monat 180 Euro mehr hast. Wenn du stattdessen die Hälfte für deine Lebenshaltungskosten oder für schöne Urlaube beiseite legst, die andere Hälfte aber investierst: 90 Euro pro Monat, 25 Jahre lang, 6 Prozent Gewinn pro Jahr (an der Börse sehr realistisch!) – dann hast du am Ende mehr als 61.000 Euro. Darauf musst du Steuern zahlen, aber es bleiben dir immer noch 55.000 Euro! Und wenn du alles investieren würdest (180 Euro pro Monat) hättest du nach 25 Jahren nach Steuern sogar 105.000 Euro! Du hättest durch deine Gehaltsverhandlung also nicht 4000 Euro jährlich mehr, und auch nicht 180 Euro im Monat, sondern langfristig 100.000 Euro!

Stell dir vor, was du mit diesen 100.000 Euro alles tun könntest… Ein Tiny-House in der Natur kaufen? Von den Zinsen regelmäßig tolle Reisen machen? Deinen (späteren) Kindern das Studium finanzieren? Deiner Fantasie sind sicher keine Grenzen gesetzt. Es lohnt sich also, für deine Gehaltserhöhung zu kämpfen!

Doch da wir dazu neigen, langfristige Effekte (100.000 Euro) geringer zu bewerten als das, was wir kurzfristig sehen (180 Euro), spielt uns unsere Bequemlichkeit oft einen Streich. Anstatt in den Konflikt – die Verhandlung – mit der Chefin oder dem Chef zu gehen, reden wir uns ein, so einen krassen Unterschied würde es jetzt nun auch nicht machen. Oder wir glauben zu schnell, dass der Spielraum für eine Erhöhung tatsächlich schon ausgeschöpft sei. Oder dass jetzt eine ungünstige Zeit sei, weil der Jahresabschluss des Unternehmens ja noch anstehe, oder, oder, oder... Erst, wenn wir uns lebhaft vorstellen, wo uns unsere nächste Gehaltserhöhung langfristig hinbringt, beginnen wir, unsere Bequemlichkeit zu überwinden, und können in die Verhandlung gehen.

Doch um in einer Gehaltsverhandlung erfolgreich zu sein, brauchst du eine gute Strategie! 

Vier Tipps fürs Gehaltsgespräch

Claudia Müller, Finanzexpertin der "Brigitte Academy Masterclass Finanzen", hat dazu vier wichtige Ratschläge zusammen gestellt:

  1. Vor dem Gespräch: Kenne deinen Marktwert! Bewirb dich regelmäßig auf Jobs außerhalb deines Unternehmens. Vergleiche Gehälter (z.B. auf Glassdoor oder kununu). Du darfst auch mit deinen Kolleg:innen über eure Gehälter sprechen! Falls dein Arbeitsvertrag das verbietet: Diese Klausel ist nicht rechtswirksam. Ein Vergleich mit ähnlichen Positionen ist extrem hilfreich, insbesondere, weil wir Frauen dazu neigen, zu wenig Gehalt zu fordern. Gleichzeitig sollte er dich nicht davon abhalten, eine Gehaltserhöhung einzufordern, obwohl du vielleicht schon gut im Vergleich zu anderen verdienst.
  2. Liste deine Erfolge auf: Welche Projekte hast du erfolgreich durchgeführt / an welchen mitgewirkt? Welche Kund:innen hast du akquiriert? Kosten gespart? Prozesse vereinfacht? Neue Verantwortung übernommen? Es zählen nicht nur die großen Erfolge, sondern auch das, was du als normale Arbeit empfindest. Es hilft, wenn du deine guten Ergebnisse festhältst, um dir selbst deinen Wert vor Augen zu führen!
  3. Während des Gesprächs: Sprich von einer Gehaltsanpassung (anstelle einer Erhöhung). Damit suggerierst du, dass dein Gehalt bislang zu niedrig war und das jetzt richtiggestellt werden soll.
  4. Schlag als erste eine konkrete Zahl vor. Damit nutzt du den Anker-Effekt: Alle zukünftigen Angebote werden sich im Umfeld um diese Zahl bewegen, weil dein Angebot die Ausgangslage für die Diskussion darstellt.

Wenn du diese Tipps umsetzt, hast du schon große Schritte auf dem Weg zu deiner erfolgreichen nächsten Gehaltsanpassung gemacht!

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Mit der BRIGITTE ACADEMY Masterclass Finanzen baust du dir noch mehr Know-How auf und machst dich zur besten und dauerhaft erfolgreichsten Anwältin für dein Gehalt: Du erfährst zum Beispiel, warum es so wichtig ist, dir deiner Motivation vor dem Gespräch klar zu sein, warum du rote Linien definieren solltest und wieso es clever ist, krumme Zahlen zu nennen!

Du lernst die typischen "Totschlagargumente" kennen und wie du sie bravourös parierst, du wirst an deinem Mindset und deiner Körperhaltung arbeiten und alles in einem Rollenspiel proben.

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