Kriminalität Europäische Falschmünzer entdecken Südafrika

Einige besonders dreiste Einwanderer aus Europa bereiten Südafrikas Behörden zunehmend Kopfschmerzen: Geldfälscher unterwandern mit ihrem Knowho das Land am Kap.

Nachdem der deutsche Finanzjongleur Jürgen Harksen mit Protesten gegen seine Auslieferung jahrelang die Justizbehörden seines Exillandes beschäftigte, machen nun Falschmünzer den Währungshütern das Leben schwer. So wie die belgische Immigrantenfamilie, die ihrem Glück mit einer Münzpresse im Keller ihres Hauses im ländlichen Tarlton (bei Johannesburg) auf die Sprünge helfen wollte. «Wer gerade Geld brauchte, hat es selbst gepresst. Seit Juli vergangenen Jahres wollen sie 300.000 Rand (32.000 Euro) "verdient" und in Casinos verspielt haben», berichtete ein Polizist nach der Festnahme des aus Vater, Tochter und Freund bestehenden Falschmünzer-Trios.

Etliche Münzpressen vermutet

Wenige Tage zuvor war ein deutsches Immigranten-Ehepaar aufgeflogen, das in Johannesburg eine illegale Münzpresse betrieb. «Wenn man zwei derartige Plätze innerhalb einer Woche findet, muss es weitere geben», vermutet ein Fahnder. Die Menge an qualitativ hochwertigen falschen Fünf-Rand-Münzen, die in den vergangenen Monaten überall in Südafrika auftauchten, beunruhigt zunehmend die Behörden des Kap-Staates. «Diese Verbrecher machen uns in der Tat das Leben schwer; ich denke, sie versuchen, unserer Währung die Basis zu entziehen und Verwirrung in unser Wirtschaftssystem zu bringen, was wir nicht zulassen dürfen», sagte der Gouverneur der Zentralbank, Tito Mboweni, im Fernsehinterview.

Fast schon industrielle Produktion

Experten der staatlichen Münze - die neben der nationalen Währung auch Euro-Münzen prägt - zeigten sich nach der Besichtigung einer Fälscherwerkstatt bestürzt. Denn die Kapazität der von den beiden Deutschen nachts betriebenen Presse wird auf 100.000 bis 200.000 gefälschte Fünf-Rand-Münzen pro Tag geschätzt - eine geradezu industrielle Produktion auf kleinstem Raum. Offiziell sind in Südafrika 114 Millionen Münzen im Nominalwert von fünf Rand (60 Cent) im Umlauf. Wie viele illegal dazu gekommen sind, wagt heute niemand genau zu sagen - auch nicht, wo sie im Umlauf sind.

Händlern bleibt nur Magnet-Test

Viele Einzelhändler haben mittlerweile zur Selbsthilfe gegriffen und machen den Magnet-Test, den Falschmünzen meist nicht bestehen: Sie haben aus Kostengründen nur eine dünne Nickelschicht und werden daher vom Magneten nicht angezogen. Doch Geldautomaten machen diesen Test nicht. Immer wieder stehen verärgerte Autofahrer vor Parkautomaten, die Falschmünzen als Wechselgeld ausspucken.

Rand ist auch in Nachbarländern Währung

Prekär ist die Lage für die Notenbank, da Südafrikas Währung auch in Nachbarländern als Zahlungsmittel akzeptiert wird. In Namibia gilt sie als Parallelwährung, in Mosambik hat sie gemeinsam mit dem US-Dollar fast schon die nationale Meticais-Währung verdrängt und in Simbabwes kollabierender Wirtschaft mit ihrer dreistelligen Inflationsrate nimmt jeder an Devisen, was er kriegen kann.

"Export" nach Großbritannien

Hinzu kommen die immer zahlreicher ins Land strömenden Touristen aus Übersee, von denen so mancher die exotisch anmutenden Münzen als Souvenir im Portemonnaie mit nach Hause nimmt. Besonders beliebt sind bei britischen Touristen offenbar Münzen des von Südafrika umgebenen Königreichs Swasiland: Die Ein-Lilangeni-Münze (7 Cent), die in Form, Größe und Gewicht der britischen Ein-Pfund-Münze entspricht, taucht immer öfter in den Fahrkartenautomaten Großbritanniens auf.