Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins für die Euro-Zone angehoben. Das lässt auch die Zinsen für Tagesgeldkonten deutlich steigen. Die Bank of Scotland kündigte am Montag an, ihren Zinssatz ab Freitag um 0,1 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent pro Jahr anzuheben. Damit reagiere die Bank "zeitnah" auf die Entscheidung der EZB, den Leitzins für den Euro-Raum um 25 Basispunkte auf 1,5 Prozent zu erhöhen. Steigt der Leitzins, klettern in der Regel auch die Spar- und Kreditzinsen.
Vor allem Direktbanken hatten in den vergangenen Wochen die Entscheidung der Währungshüter vorweggenommen und ihre Tagesgeld-Konditionen verbessert. "Die Banken haben die Leitzins-Erhöhung teilweise vorweggenommen", sagte Christopher Manolagas von der Frankfurter Finanzberatung FMH. Der Markt stimuliere sich in solchen Situationen selbst. "Sobald einer die Zinsen erhöht, ziehen die anderen nach." So kündigte beispielsweise die Volkswagenbank an, für Neukunden im Online-Geschäft 2,5 Prozent Zinsen für Tagesgeld-Anlagen zu zahlen. Zuvor hatte bereits die Commerzbank mitgeteilt, 2,3 Prozent Zinsen für neue Tagesgeld-Anlagen zu zahlen.
Allerdings ist es auch weiterhin nur mit einem kleinen Teil der Angebote möglich, die aktuelle Inflationsrate in Deutschland von 2,3 Prozent auszugleichen. Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken - bei ihnen hat ein Großteil der Sparer sein Geld angelegt - zahlen in der Regel noch deutlich weniger als zwei Prozent Zinsen. Wie viel Zinsen welche Bank bietet, können Sie mit dem Tagesgeldrechner von stern.de vergleichen.
Sichere Sparguthaben auch bei Bankenpleiten
Der Höchstsatz beim Tagesgeld liegt für Direktbanken laut Verbraucherportal Biallo bei einer Anlage-Summe von 10.000 Euro derzeit bei 2,96 Prozent, geboten von der luxemburgischen Advanzia-Bank für neue Online-Kunden. Es folgt demnach die französische BNP Paribas, die neuen Internet-Kunden 2,6 Prozent Zinsen bietet. Danach kommen laut Vergleichsportal die Audi-Bank, Moneyou, Santander und die Volkswagenbank mit je 2,5 Prozent Zinsen.
Sparer sollten beim Bankenwechsel auf den Sitz ihres neuen Kreditinstituts achten. Bei einer Bank mit Sitz in der EU können sie sich bis zu einer Sparsumme von 100.000 Euro pro Person sicher sein, dass sie ihr Geld auch im Falle einer Bankenpleite nicht verlieren. Die meisten Banken haben freiwillig in zusätzliche Sicherungsfonds investiert. Diese Regeln gelten allerdings nicht für Kreditinstitute von außerhalb der Europäischen Union. Bei ihnen müssen sich die Kunden individuell informieren, bis zu welcher Summe ihr Geld abgesichert ist.
Die Bankenbranche in Deutschland begrüßte die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank. Mit ihrer Politik, den Leitzins nur behutsam anzuheben, befände sich die EZB "auf dem richtigen Weg", teilte der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken mit. "Vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Preisdynamik und der weiter wachsenden Wirtschaftsaktivität im Euroraum" sei die Entscheidung gerechtfertigt, erklärte der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands.
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