Was die Schufa über uns gespeichert hat, kann große Auswirkungen auf unser Leben haben: Ohne positiven Schufa-Score haben Verbraucher es schwer, einen Kredit zu bekommen. Sie können beim Händler nicht per Ratenzahlung einkaufen und bekommen vielleicht noch nicht mal einen Handyvertrag. Denn viele Unternehmen fragen vor dem Vertragsschluss routinemäßig bei Deutschlands größter Auskunftei die Bonität des Kunden ab.
Die Schufa hat Daten von 68 Millionen Personen gespeichert und bringt vielen Menschen durchaus Vorteile: Denn wer zuverlässig seine Rechnungen begleicht, hat in der Regel einen positiven Eintrag und gilt anderen Unternehmen als kreditwürdig. Doch wie genau der berüchtigte Schufa-Score zustande kommt, ist für Außenstehende kaum nachzuvollziehen. Das sorgt für Misstrauen und macht es zudem schwierig, mögliche Fehler in den Daten korrigieren zu lassen.
Die "Finanztest"-Experten der Stiftung Warentest haben sich der Black Box Schufa in einem aktuellen Artikel genähert. Hier sind die fünf wichtigsten Knackpunkte.
1. Die Schufa-Klausel: kein Entrinnen
Der Verbraucher hat praktisch keinen Einfluss darauf, welche Daten an die Schufa fließen. Banken, Onlinehändler, Mobilfunkanbieter und Stromversorger melden der Schufa automatisch Informationen über ihre Kunden. Das erlauben ihnen entsprechende Klauseln in den Verträgen. "Finanztest" kritisiert, dass diese Schufa-Klausel oft gut versteckt ist, sodass der Kunde keine Ahnung hat, dass er gerade Daten an die Schufa weitergibt. Aber selbst wenn er es wüsste: Zustimmen muss er wohl oder übel, sonst gibt es den Vertrag nicht.
2. Der Schufa-Score: Transparenz mit Tücken
Aus den Daten errechnet die Schufa einen Score, der die Wahrscheinlichkeit beschreibt, dass jemand seine finanziellen Verpflichtungen erfüllt. Aber was bedeutet der? Klar ist: Je näher der Score an 100 liegt, desto besser. Aber schon ein Score von 80 bis 90 gilt laut "Finanztest" als "deutlich erhöhtes bis hohes Risiko".
Einmal im Jahr können Verbraucher eine kostenlose Auskunft über die gespeicherten Daten und ihren Score verlangen. Was viele nicht wissen: Der darin genannte "Basisscore" drückt nur eine allgemeine branchenübergreifende Bonität aus. Entscheidender sind aber die branchenspezifischen Scores, die davon abweichen und sich tagesaktuell ändern können. In der kostenlosen Auskunft sind nur solche Branchenscores enthalten, die ein Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten abgefragt hat. Wer seine Branchenscores darüber hinaus abfragen will, muss eine Bonitätsauskunft für 29,95 Euro bezahlen.

3. Die Berechnungsformel: streng geheim
Der Verbraucher hat zwar ein Recht darauf zu erfahren, welche Daten die Schufa über ihn gespeichert hat. Doch wie die Schufa daraus seine Bonität berechnet, ist ein Geschäftsgeheimnis. Das macht es dem Betroffenen im Einzelfall schwer, Fehler zu entdecken und korrigieren zu lassen.
Grundsätzlich wirkt sich vertragsgemäßes Verhalten positiv auf die Bonität aus. Unbezahlte Rechnungen, Mahnbescheide und Inkassoverfahren hingegen schaden dem Score. Bei manchen Dingen ist laut "Finanztest" aber nicht klar, ob und wie sie sich auf die Kreditwürdigkeit auswirken: Unklar ist zum Beispiel, welchen Einfluss es hat, wenn jemand mehrere Girokonten, Kreditkarten, Handyverträge oder Kredite hat.
4. Falsche Daten: Schaden für den Verbraucher
Wer in seiner Schufa-Auskunft falsche Daten entdeckt, kann verlangen, dass diese umgehend korrigiert werden. Doch bis das geschieht, ist der Schaden mitunter schon da. So wurde einer "Finanztest"-Mitarbeiterin im vergangenen Jahr ihr Dispo-Kredit und ihre Kreditkarte gekündigt, weil ihr Energieversorger eine falsche Meldung an die Schufa gemacht hatte.
Der Fehler wurde zwar acht Tage nach dem Einspruch behoben, doch da waren die Kündigungen schon ausgesprochen. Erst nach vielen Wochen konnte die Angelegenheit endgültig geklärt werden. Die Schufa verweist darauf, dass jedes Unternehmen selbst die Pflicht hat, Schufa-Informationen zu überprüfen, bevor daraus Konsequenzen gezogen werden. Das scheint in der Praxis nicht immer zu funktionieren.
Um sich gegen Fehler zu wehren, müssen Verbraucher hartnäckig sein. Wird einem Kunden ein Vertrag mit Verweis auf die schlechte Schufa-Bewertung verwehrt, empfiehlt "Finanztest", der Sache auf den Grund zu gehen: "Fragen Sie das Unternehmen, das der Schufa Unvorteilhaftes über Sie mitgeteilt hat. Antwortet es nicht, wenden Sie sich an die Schufa."
5. Projekt Check-now: Zugriff aufs Girokonto
Für Aufregung sorgte die Schufa Ende vergangenen Jahres mit ihrem Projekt Check-now. Hierbei erhielt die Schufa direkten Einblick auf die Girokonten von Testnutzern, die dem zugestimmt hatten. Diese Kunden sollten so die Chance bekommen, trotz negativen Schufa-Eintrags einen Handyvertrag zu bekommen, wenn der Blick auf Kontostand und Umsätze ergab, dass sie kreditwürdiger sind, als es der Scorewert aussagt. Check-now ist laut "Finanztest" durch das europäische Zahlungsrecht gedeckt. Es sei aber unklar, ob die Zustimmung zum Kontoeinblick zu weit gefasst ist und ob die Daten längere Zeit gespeichert werden dürfen.
Besonders geschützte Daten zu Gesundheit oder politischen Ansichten dürfen dabei zwar nicht genutzt werden. Aber: Wer Dienste wie Check-now nutze, müsse damit leben, "dass der Anbieter über den Kontoeinblick auch sein Einkaufsverhalten, seinen Arbeitgeber, die Anzahl seiner Kinder, sein Glücksspielverhalten und seine Parteimitgliedschaft erfährt, und darauf vertrauen, dass dieser die Informationen nicht gewinnorientiert verarbeitet", sagt Jutta Gurkmann vom Verbraucherzentrale Bundesverband im "Finanztest"-Interview".
Quelle: "Finanztest"