Bulgarien sieht seit Jahren wie eine große Baustelle aus. Gebaut wird nicht nur in der Hauptstadt Sofia, in den Industriegebieten und an der Schwarzmeerküste. Auch in den Skiorten im Süden schießen kleine und große Hotels und Ferienhäuser aus dem Boden. Allein im vergangenen Jahr öffneten in dem Balkanland zwei Kempinski-Hotels in Slatni Pjasazi am Schwarzen Meer und im Skiort Bansko ihre Türen. "Innerhalb von fünf Jahren hat sich in Bulgarien mehr getan als in anderen Ländern in 15 Jahren", sagt Dorte Andersen, Marketing-Direktorin für Bulgarien beim internationalen Maklerunternehmen Colliers.
Preise nur noch in Euro
Vor diesem Hintergrund erlebte der bulgarische Immobilienmarkt 2005 einen Boom. Mit rund 250.000 Verkäufen wurde nach Branchenangaben ein Rekordumsatz von mehr als vier Milliarden Euro erreicht. Für dieses Jahr werden sogar sechs Milliarden Euro Umsatz erwartet. Mit Blick auf den für 2007 angestrebten EU-Beitritt werden in Bulgarien alle Immobilienpreise bereits nur in Euro angegeben. Die immer näher rückende Mitgliedschaft des Balkanlandes in der Europäischen Union hatte die Preise in die Höhe getrieben. Von 2003 auf 2004 war eine Verteuerung um bis zu 80 Prozent verzeichnet worden. Im vergangenen Jahr beschränkte sich der Preisanstieg auf durchschnittlich 36 Prozent.
Trotzdem gilt die Anlage in Immobilien in Bulgarien als sehr attraktiv. Deswegen kaufen immer mehr Briten, aber auch Iren, Deutsche und Skandinavier ein Haus oder eine Zweitwohnung in Bulgarien. Rentner aus Japan haben sich bereits in Häuser mit Gärten in Schipka am Fuße des Balkan-Gebirges angesiedelt, um dort in einer malerischen Landschaft unweit von antiken Thraken-Tempeln ihren Lebensabend zu verbringen.
Riesige Auswahl
Die Bulgaren sehen mit gemischten Gefühlen zu, wie immer mehr Ausländer Zweitwohnungen in dem Balkanalnd erwerben. Viele befürchten, dies würde zu einem weiteren Preisschub führen. Andere hoffen, die ausländischen Neuansiedler würden die Wirtschaft ihrer Region beleben. Die Gemeinde Sredez bei Burgas am Schwarzen Meer hat laut Medienberichten mit einem Entwicklungsplan Ausländer eingeladen, sich dort niederzulassen, um die Abwanderung aus dem Gebiet auszugleichen. Der Bürgermeister habe günstige Preisangebote gemacht. Er wolle auch ein Grundstück zum Bau einer ganzen Feriensiedlung bereitstellen, "damit die Ausländer ihr Geld dort ausgeben".
Die Auswahl der in Bulgarien angebotenen Immobilien ist sehr groß: Von Hotels und Wohnsiedlungen in den Ferienorten, Luxuswohnungen in vornehmen Stadtvierteln von Sofia, im südlichen Plowdiw und an der Schwarzmeerküste über Prestigewohnungen und Villen in Altbau bis zu Massenwohnungen aus der kommunistischen Zeit. Obwohl für viele Bulgaren sogar die Anschaffung der letzteren unerschwinglich ist, sind die Preise für Ausländer äußerst verlockend. So könne man für den Preis einer guten Wohnung in der Innenstadt von München in Sofia vier bequeme Wohnungen am zentral gelegenen Doktorpark kaufen.
Neu: Geschlossene Wohnsiedlungen
Ganz neu im Angebot sind geschlossene Wohnsiedlungen in und um Sofia mit eigener Infrastruktur, Bewachung, Einkaufs- und Sportmöglichkeiten, Cafés und Restaurants. Dazu gehört auch die Siedlung "Gärten von Sofia" am Fuße des Witoscha-Gebirges, wo alle Wohnungen bereits vor Baubeginn auch an viele Ausländer verkauft wurden.