Deutschland hat eine neue Wohnungsnot. Insbesondere in Großstädten, Ballungszentren und Universitätsstädten hat sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt deutlich zugespitzt. Hier gibt es einen massiven Mangel an bezahlbaren Mietwohnungen. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Studien des Pestel-Instituts in Hannover, die im Auftrag der Kampagne "Impulse für den Wohnungsbau" erstellt wurden, einem Bündnis aus Immobilien- und Mieterverbänden sowie Gewerkschaften.
Allein in den zehn deutschen Großstädten mit der größten Wohnungsnot würden mehr als 100.000 Mietwohnungen fehlen - rund 31.000 davon allein in München und 17.500 in Frankfurt am Main. Die Studien kommen zu dem Schluss: "Wenn der Mietwohnungsbau nicht verdoppelt wird und auf mindestens 130.000 neue Wohnungen pro Jahr ansteigt, dann wird sich die Mietwohnungslücke drastisch vergrößern." In fünf Jahren würden dann rund 400.000 Mietwohnungen bundesweit fehlen. Unterm Strich müssten bis 2017 etwa 825.000 Mietwohnungen neu gebaut werden, um den Bedarf vollständig zu decken - weit mehr als bislang geplant.
Als Ursache für die Wohnungsnot haben die Verfasser der Studien den schrittweisen Rückzug des Bundes aus der Wohnungsbauförderung in den vergangenen 15 Jahren ausgemacht. Auch hätten die Bundesländer die soziale Wohnraumförderung im vergangenen Jahrzehnt um nahezu 80 Prozent reduziert. "Die neue Wohnungsnot ist hausgemacht. Der Bund muss steuerrechtliche Hemmnisse beseitigen und in der Wohnungsbauförderung die Initiative ergreifen", sagt der Rektor der Bochumer EBZ Business School, Volker Eichener, der die Studien mitverfasst hat.
Immer höhere Mieten bei sinkenden Einkommen
Die Folge der verfehlten Wohnungsbaupolitik: Für einen Großteil der Haushalte in Deutschland wird das Wohnen finanziell immer belastender. "Einkommen und Wohnkosten laufen immer weiter auseinander", sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Einerseits seien Mieten und Nebenkosten deutlich gestiegen, andererseits habe die Zahl einkommensschwacher Haushalte zugenommen. "Ein Ende dieser Entwicklung ist gegenwärtig nicht erkennbar."
"Es ist schwieriger geworden eine Wohnung zu finden", sagt auch Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund zu stern.de. "Es gibt immer die 3000-Euro-Wohnung, die problemlos anzumieten ist. Das Problem ist bezahlbarer Wohnraum." Besonders in Universitätsstädten und Ballungszentren würde sich der Mangel an günstigen Wohnungen seit Jahren abzeichnen. Dennoch seien kaum neue Wohnungen gebaut worden. Vor ein paar Jahren habe es noch geheißen: Es gibt keine Wohnungsnot der Mietmarkt ist ausgeglichen. "Das hat nie gestimmt, das wird jetzt deutlich."